Knapp vier Millionen Euro
DFG bewilligt Kolleg-Forschergruppe – Regensburger Theologen forschen „Jenseits des Kanons“

14.12.2017 | Stand 03.08.2023, 20:26 Uhr
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Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die neue Kolleg-Forschergruppe „Jenseits des Kanons: Heterotopien religiöser Autorität im spätantiken Christentum (FOR 2770)“ an der Universität Regensburg für vier Jahre mit einem Volumen von knapp vier Millionen Euro.

REGENSBURG Den Kern der Kolleg-Forschergruppe bilden Prof. Dr. Tobias Nicklas, Lehrstuhl für Biblische Theologie (Exegese und Hermeneutik des Neuen Testaments), der die Federführung für den Antrag innehat, sowie die Professoren Dr. Harald Buchinger, Lehrstuhl für Praktische Theologie (Liturgiewissenschaft) und Andreas Merkt, Lehrstuhl für Historische Theologie (Alte Kirchengeschichte und Patrologie). Darüber hinaus wird die Arbeit der Forschergruppe Spitzenforscher aus der ganzen Welt als Fellows nach Regensburg bringen. „Die DFG-Förderung der Kolleg-Forschergruppe zeigt die große Forschungsstärke und das hohe internationale Renomée der Katholischen Theologie der Universität Regensburg“, freut sich Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg.

Der Kanon biblischer Schriften des Alten und Neuen Testaments gilt im Christentum als grundlegende Autorität. Auch nach seinem Abschluss und seiner weitgehenden Anerkennung (im 4. Jahrhundert) existieren und entstehen Traditionen, die jenseits des Kanons Autorität beanspruchen. Dies sind vielfältige außerkanonische Texte wie Apokryphen, Ausdrucksformen materialer Kultur wie Reliquien oder Liturgien, die mit diesen Texten und „Dingen“ in Bezug stehen. Diese Überlieferungen sowie ihre Ausdrucksform und Kommunikationszusammenhänge können als Heterotopien, d. h. als „wirksame Orte“ in der Funktion von „Gegenplatzierungen“ verstanden werden. Gerade als solche nehmen sie wichtige Funktionen im Gesamtgefüge des spätantiken Christentums ein. Mit ihrem Blick auf das Zueinander von außerkanonischen Texten, damit in Bezug zu bringenden „Dingen“ und Liturgien interessiert sich die Forschergruppe für die Bedeutung wichtiger Aspekte der „gelebten“ und „popularen“ Religion im Leben der Kirchen vor allem in der Antike, aber auch heute. Die Forscher möchten Einsichten in die impliziten Mechanismen religiöser Kommunikation und theologischer Erkenntnisbildung gewinnen sowie einen innovativen Beitrag zu übergeordneten Fragen kanonischer Prozesse und alternativer Autoritäten leisten.

Kolleg-Forschergruppen der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Geistes- und Sozialwissenschaften ermöglichen die Vertiefung in die eigene Forschungsarbeit. Sie beschäftigen sich mit breiteren Themenfeldern und markieren „Orte der Forschung“, die für das jeweilige Thema sichtbar sind.

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