Brauerei
Zum Abschied kehrt nun das „Papst-Eck“ zurück ins Spital

11.12.2017 | Stand 13.09.2023, 1:50 Uhr
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Spitalmeister Wilibald Koller sucht seinen Nachfolger – es wird der 124. im Amt sein.

REGENSBURG Willibald Koller ist kein Manager-Typ. Man merkt ihm an, dass er sein ganzes Arbeitsleben lang dort verbrachte, wo Kirche funktioniert: im Sozialen, am Menschen. Koller ist der 123. Spitalmeister, fast 800 Jahre gibt es diese Funktion bereits. Das St. Katharinen-Spital, es hat auch für Regensburger Verhältnisse eine lange historische Tradition. Nach zehn Jahren im Amt sucht Koller jetzt den 124. Spitalmeister. 30 Jahre war er beim Caritas-Verband, wo er für alle Einrichtungen der Altenpflege und für die Finanzen des Verbandes zuständig war, bis er vom Stiftungsrat des Spitals zum Spitalmeister gekürt wurde. Das war 2007. In elf Monaten geht er in Rente, doch sein Erbe ist schon jetzt beachtlich.

„Ich bin in Steinweg aufgewachsen, meine Oma war Bedienung im Biergarten“, erzählt der Spitalmeister. Da war es naheliegend, diese Position gerne anzunehmen. Doch das Spital ist weit mehr als Brauerei, Biergarten und Altenheim: „Aus der Historie heraus haben wir viele Erbpachten, aber auch Forstwirtschaften.“ Aus der Historie heraus? Im Spital ist eben so gut wie alles Geschichte. Und auch das ist ein Markstein, den Koller setzte: In seiner Zeit als Spitalmeister wurde das Archiv grundlegend ausgebaut. Es ist heute ein echtes Schmuckstück. „800 Jahre sind hier dokumentiert, was gegessen und getrunken wurde, was man einkaufte“, erzählt er begeistert. Der 30-jährige Krieg hat überall Lücken gerissen in die Archivalien, nicht so im Spital. Forscher sind begeistert. Hier entstehen Doktor- und Abschlussarbeiten.

Koller führt auch, sichtlich mit Stolz, durch das Altenheim. „Drei halbe Bier, das ist jedem Bewohner in der Woche zugesichert“, erzählt Koller. Das Haus ist in sehr gutem Zustand, die Terrasse ist im Winter natürlich verwaist, im Sommer aber ist sie der Biergarten der Heimbewohner. Von oben blickt er auf das Herz des Spitals: Den Biergarten, wo gerade die Buden für den Adventsmarkt stehen. Hier saß im Sommer einst oft Joseph Ratzinger, um sich die Sulz von Lore Männer schmecken zu lassen.

Heute hat die Familie Sperger aus Thalmassing den Biergarten und das Restaurant übernommen. In der Gaststätte werkeln noch die Handwerker, es geht um den letzten Schliff. Koller ist Perfektionist, das merkt man. Während uns Wirt Anton Sperger zusammen mit Peter Schlegl die nigelnagelneue Küche zeigt, gibt Koller Anweisungen an einen Handwerker. Die Spergers sind in große Fußstapfen getreten, als Lore Männer nach 30 Jahren die Kochschürze an den Nagel hängte. Das Biergarten-Geschäft, es ist ein Hartes: Man ist vom Wetter abhängig. Doch bald soll eine echte Hightech-Küche dieser schwierigen Aufgabe wieder voll gerecht werden. Emotional wird Koller kurz an einem Tisch, der nahe der Nische steht, in der eine Figur der Heiligen Katharina Platz finden soll. „Hier werden wir wieder das Papst-Eck einrichten“, sagt Koller. In seinem Büro hängt das Porträt einer Audienz bei Papst Benedikt XVI.. Und im Archiv präsentiert Koller uns ein Bild, das Benedikt und Franziskus zeigt. Die Spital-Gaststätte riecht nach frischem Holz. Tradition und Moderne liegen in der Luft, ganz ohne Klischee, dafür mit viel Atmosphäre. Für Koller sind die Brauerei und der Biergarten ein wichtiger Bestandteil des Spitals, auch kulturell: „Wir erleben doch ein Sterben der kleinen Brauereien und Gasthäuser. Hier geht etwas verloren, was unser schönes Bayern ausmacht.“ Gerade die Billig-Sorten, bei denen der Kasten sechs Euro kostet, haben Druck auf den Markt gebracht. „Doch 27 Prozent des Bierverbrauchs in Deutschland wird von regionalen Brauereien wie unserer abgedeckt.“ Spital ist eine davon. In Regensburg ist Spital die kleinste Brauerei, Bischofshof agiert weltweit und auch Kneitinger hat mehr Bierausstoß. Koller fühlt sich nicht unwohl in dieser Position, das merkt man.

So führt er auch stolz durch die Brauerei, zeigt auf das historische Kreuzgewölbe, dann auf die modernen Sudkessel. Draußen stehen wir noch vor der Spitalkirche. „Die wird als nächstes saniert“, sagt Koller. Dann zeigt er auf ein Eckhaus, das einzige in der Reihe, das nicht glänzt wie neu. Das Haus des Schreibers war das einst, hier entstand, was heute das Archiv bewahrt. „Das soll dann mein Nachfolger anpacken …“, schließt der 123. Spitalmeister und kehrt zurück an seinen Schreibtisch mit dem Bild vom Papst Benedikt darüber. Wie Benedikt ist Koller ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn, der bei ihm Spital heißt.

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