Streit
Dubia-Schreiben gegen Franziskus: Kardinal Müller will schlichten

19.10.2017 | Stand 13.09.2023, 0:46 Uhr
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Was tut ein Kardinal, der in Rom lebt, aber eigentlich kein Amt mehr hat? Nun, er bringt sich für eine wichtige Aufgabe ins Gespräch.

REGENSBURG/ROM Und genau das tut der bis Mitte des Jahres als oberster Glaubenshüter fungierende Gerhard Ludwig Kardinal Müller derzeit: Er hat nun schon mehrfach in Interviews einen Vermittler gefordert, der zwischen Papst Franziskus und einigen Kardinälen vermitteln soll, die Franziskus indirekt vorwerfen, nicht auf dem Boden des Katholizismus zu stehen.

Hintergrund ist das päpstliche Schreiben „Amoris Laetitia“ und eine Reaktion der Kardinäle darauf. Das Papst-Papier lässt zwar keinen Zweifel an der Unauflöslichkeit der Ehe, überlässt aber indirekt die Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion den Ortskirchen. Konservative Kreise kritisierten, dass nun in einem liberalen Bistum wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion dürfen, in einem mit konservativen Bischof aber nicht.

Genau das haben sich auch vier Kardinäle gedacht, die ein sogenanntes „Dubia“-Schreiben aufsetzten. Dubia, sprich „Zweifel“, melden seit Jahrhunderten Kardinäle dann an, wenn sie der Ansicht sind, der „Primus inter pares“, der Erste unter Gleichen, habe den katholischen Weg verlassen.

Hier greift Müller ein: „Es hat sich eine Schere aufgetan zwischen heftigsten Kritikern und bissigsten Verteidigern“, sagte er der katholischen Zeitung „Die Tagespost“. „Den Streit kann man weder aussitzen noch durch einen versuchten K.O.-Schlag lösen.“ Müller galt vielen als konservativ, er selbst lehnte solche Etiketten indes stets ab. Für ihn gebe es nur die Wahrheit.

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