Kleine Passauer Vorsynode
„Die Jugend ist die Zukunft der Kirche“

09.06.2018 | Stand 29.07.2023, 14:06 Uhr
−Foto: n/a

Synodenstimmung im Bistum Passau: Im Hinblick auf die große Jugendsynode, die im Oktober in Rom stattfinden soll, traf Jugendbischof Dr. Stefan Oster auf Einladung des BDKJ-Diözesanvorstands hin am Mittwochabend im Haus SpektrumKirche rund vierzig junge Menschen, um mit ihnen über ihre Fragen und Ansprüche an eine lebendige Kirche zu diskutieren.

PASSAU Was wünschen sich junge Menschen von der Kirche? Wie kann Kirche ein echter Begleiter sein in ein gutes, frohes, verantwortungsbewusstes Leben? Was finden Jugendliche am Glauben befremdlich? Was müsste passieren, dass junge Menschen Glaubensinhalte besser verstehen können?

Vorab hatte Bischof Stefan Oster diese und andere Fragen formuliert, zu denen die Anwesenden in Kleingruppen Antworten sammeln sollten. Zuvor berichtete Thomas Andonie, Bundesvorsitzender des BDKJ, von seinen Erlebnissen auf der Vorsynode, die zusammen mit dem Papst und mehr als 300 Jugendlichen Anfang dieses Jahres in Rom stattgefunden hatte. „Dieses Treffen mit jungen Menschen aus aller Welt war ein guter Start“, sagte Andonie. Endlich hätte die Kirche nicht ÜBER Jugendliche, sondern MIT ihnen gesprochen: „Eine super Idee - die allerdings 2000 Jahre gebraucht hat.“ Andonie sieht großen Gesprächsbedarf bei den jungen Menschen: „Uns ist das Thema nicht egal, wir wollen über Glauben und Kirche sprechen“, sagte er, „und wir wollen mitbestimmen.“ Mitbestimmung bedeute für ihn mehr als nur Zuhören. „Ich wünsche mir, dass junge Menschen aktiv werden, und die Kirche dafür Gestaltungsräume schafft.“ 

Nachdem die Anwesenden an verschiedenen Tischen im Saal ihre Ideen, Wünsche und Anregungen auf große Plakate geschrieben hatten, leitete Wolfgang Krinninger, Chefredakteur des Passauer Bistumsblattes und Moderator dieses Abends zur Diskussion über. Dabei schilderten die Teilnehmer nicht nur ihre Erfahrungen aus den Verbänden und Kreisverbänden, sondern auch ihr Erleben von Glauben in den Pfarreien und im Alltag mit Gleichaltrigen. Schnell gelangte die Diskussion von den sogenannten Reizthemen (Frauenpriestertum, Homosexualität und Kommunionzulassung), mangelndem Engagement und „veralteten Gottesdienstformen“ hin zu den Themen, in denen Bischof Oster die grundlegendste Chance zur Erneuerung einer altersschwachen Kirche sieht: Heiligkeit und Liebesfähigkeit.

„Heilige Menschen formen die Kirche“, sagte der Bischof, „und solche sind immer MIT den Menschen gewesen.“ Wer sich aus der Liebe zu Gott und zu den anderen engagiere, dürfte auch weniger Verständigungsschwierigkeiten haben: „Die richtige Sprache wächst uns aus der Liebesfähigkeit ganz natürlich zu“, sagte er. In der Kirche sehe er da großen Lernbedarf. „Noch wichtiger als eine gute Ausbildung ist im Grunde eine gute Herzensbildung kirchlicher Mitarbeiter.“ Nur so könnten sie anderen die Liebe Gottes spürbar und damit anziehend machen. Und so in die Erfahrung von Glauben hineinführen.

„Natürlich nehme ich auch die Reizthemen mit nach Rom“, versprach Bischof Oster lachend. Sie beschäftigten ihn stark, sagte er, und es sei wichtig, darüber zu diskutieren. Die Jugendlichen klatschten begeistert.„Ich habe den Bischof bislang nur im Gottesdienst erlebt“, sagte der 16-jährige Simon, der im BDKJ-Kreisteam Pocking aktiv ist: „Es war total cool zu sehen, welche herzliche Art und jugendliche Denkweise unser Bischof tatsächlich hat.“ Solche offenen und direkten Begegnungen mit einem Bischof sollte es viel öfter geben, meinte er. Auch für die 14-jährige Amelie aus Neukirchen am Inn war der Abend ein „schönes Erlebnis“, sagte sie: „Ich fand es unglaublich interessant, mit dem Bischof zu diskutieren und dabei so akzeptiert zu werden, wie ich bin.“

Passau