Wichtiger Meilenstein
Der Innenhof des Klosters Rohr wird zur Ruheoase – die „Leader“-Förderung wurde bewilligt

03.04.2020 | Stand 21.07.2023, 15:27 Uhr
−Foto: n/a

Die Benediktinerabtei Rohr blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Mit dem in 2019 gestarteten Projekt „Prager Hof – Ort der Begegnung im Kloster Rohr“ soll im Innenhof des Klosters ein öffentlich zugängliches Areal geschaffen werden, das Besuchern der Klosterkirche einen zweiten attraktiven Aufenthaltsbereich in kulturhistorischem Ambiente bietet.

Rohr in Niederbayern. Ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzung ist inzwischen erreicht: Um die Finanzierung des Projektes sicherzustellen wurden Mittel aus dem EU-Fördertopf „Leader“ beantragt. Projektleiter und Hausoberer Frater Franziskus Neuhausen hat nun den Bewilligungsbescheid erhalten. Demnach werden dem Projekt 50 Prozent der Nettobaukosten und damit rund 93.000 Euro bereitgestellt. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun unsere bisherigen Planungen Wirklichkeit werden lassen können. Es wird unser gesamtes Klosterareal aufwerten“, bestätigte Frater Franz.

Die Bezeichnung „Prager Hof“ liegt in der Geschichte der Abtei begründet: Im Jahre 993 gründeten der Hl. Adalbert und Boleslaus II. als erstes Benediktinerkloster im Osten Europas die Abtei Brevnov bei Prag. Von Brevnov aus errichteten die Benediktiner um das Jahr 1250 die Propstei Braunau in Ostböhmen. Bei den Hussitenstürmen 1420 floh der Großteil des Konventes mit dem Abt von Brevnov nach Braunau, das bis 1939 Abtsitz des Doppelklosters Brevnov-Braunau blieb. Im Jahr 1939 kam es wegen nationaler Spannungen zur Trennung der beiden Häuser: Die deutschen Benediktiner verblieben unter ihrem Abt in Braunau, während die tschechischen Mönche in Brevnov mit einem eigenen Abt eine unabhängige Abtei bekamen.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Mönche im Zuge der tschechischen Benesch-Dekrete 1946 aus ihrem Kloster in Braunau vertrieben und nach Deutschland ausgewiesen. Die Mönche der Abtei Brevnov wurden im Jahr 1950 von den Kommunisten teils gefangengesetzt und teils fortgeschickt. Im März 1946 zogen die heimatvertriebenen Benediktiner aus Braunau unter ihrem Abt Dominik Prokop (1926-1969) in Rohr ein und übernahmen die Pfarrei. 1968 nahmen die Mönche einige der Mitbrüder der Abtei Brevnov unter Abt Anastaz Opasek in Rohr auf.

Bereits im Herbst 1947 eröffneten die Benediktiner, getreu der jahrhundertealten Tradition ihres Konventes, ein Gymnasium mit Internat. Durch ihre eigene Geschichte und Erfahrung angetrieben, haben die Benediktiner gemeinsam mit der Ackermann-Gemeinde, einer katholischen Vertriebenen-Organisation, ein geistiges Zentrum für Deutsche und Tschechen in Rohr aufgebaut. Mit vielen Tagungen und Arbeitswochen tragen die Mönche dazu bei, die Versöhnung („Brückenbauen“) zwischen den Völkern voranzutreiben und dem zusammenwachsenden Europa eine christliche Prägung zu geben. Der größte Veranstaltungsraum trägt den Namen „Prager Saal“. Mit dem „Prager Hof“ wird ein weiteres Element geschaffen, um Brücken zu bauen und um Einheimische, Schüler und Gäste für die kulturhistorischen Besonderheiten des Klosters zu sensibilisieren.

Die Schülerinnen und Schüler des Johannes-Nepomuk-Gymnasiums wurden an den Planungen beteiligt. Sie durften kreative Ideen für die Gestaltung des Innenhofs erarbeiten, die zum Teil auch umgesetzt werden sollen. Ganz konkret sollen zukünftig Wegführungen neu und möglichst barrierefrei gestaltet werden. Zudem wird es bepflanzte Kleinareale sowie ein Wasserelement mit einer Nepomuk Figur als Symbol für die enge Verbundenheit mit Prag geben. „Schülerinnen und Schüler wie auch Einheimische und Gäste, die vielleicht vorher die Asamkirche besucht haben, werden von den neuen Ruhe- und Rückzugsbereichen profitieren. Es freut mich sehr, dass das Kloster Rohr in Zusammenarbeit mit der Schule und dem Freundeskreis der Benediktinerabtei Rohr dieses Projekt auf den Weg bringt und wir mit LEADER-Mitteln unterstützen können“, so Landrat und „Leader“-Vorsitzender Martin Neumeyer.

Endgültig fertiggestellt werden die Arbeiten voraussichtlich im Herbst 2021. „Mit der Bewilligung der Förderung kann nun mit dem Ausschreibungs- und Vergabeverfahren begonnen werden. Ob heuer noch mit der Umsetzung gestartet werden kann, hängt natürlich auch von den Entwicklungen zur Corona-Krise ab. Möglichst bis im Herbst nächsten Jahres sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein“, erklärte Klaus Amann von der „Leader“-Geschäftsstelle.

Kelheim