Wolfauslassen
Die wildeste Nacht des Jahres steht bevor

26.10.2017 | Stand 31.07.2023, 1:15 Uhr
−Foto: Foto: Frank Bietau

Das große Wolfauslassen in Rinchnach ist weltweit bekannt.

RINCHNACH Immer wieder kommen auch Urlaubsgäste im November wegen des Wolfauslassens nach Rinchnach. Und alle sind erstaunt über das, was sie hier erleben. Wohl jeder der Zuschauer ist beeindruckt, wenn die „Wölfe“ und Hirten ihre großen Auftritte haben und mit aller Kraft diesen alten Brauch frönen. Klar dass sich da ohne Gehörschutz weder ein Wolf noch ein Braunbär nähern würde!

Zuerst kommt das Anmelden!

In den frühen Abendstunden des 9. Novembers beginnt in den einzelnen Dörfern der Gemeinde Rinchnach und in vielen Orten des Bayerischen Waldes das Wolfauslassen mit dem sogenannten Anmelden. Die Wölfe (Wolfauslassergruppen) ziehen dabei von Haus zu Haus. Der Hirte überbringt seine Botschaft in Form eines Hirtenspruches und bekommt vom Hausherren den Hirtenlohn, mit dem er seinen Wolf in den kommenden beiden Tagen versorgt.

Am Freitag, 10. November, um 18.25 Uhr beginnt im Ortkern von Rinchnach das „Große Wolfauslassen“ und damit die wildeste Nacht des Jahres - ein weltweit einzigartiges Brauchtumsspektakel. Dabei wirken alljährlich über 500 Brauchtumsbegeisterte mit kleinen und überdimensional großen Kuhglocken in unterschiedlichsten Formen mit. Ergänzt wird das laute Dröhnen der Glocken vielfach durch laute „Goaßlknaller“, die mit langen Hanfgoaßeln erzeugt werden. Im Dreier-, Vierer- oder sogar im Fünfertakt kann man die Goaßelschnalzer bewundern. Zehn „Wölfe“ (so nennt man eine Gruppe Wolfauslasser) aus der Gemeinde Rinchnach und auch auswärtige Wolfauslassergruppen präsentieren sich nacheinander den Zuschauern im beleuchteten Ortkern. Alle 15 Minuten ziehen zwei Gruppen in die Rinchnacher Hofmark ein und präsentieren sich den Zuschauern. Die Gehmannsberger wollen heuer versuchen, den größten Wolf der Gemeinde Rinchnach zu stellen. Deshalb werden auch die ehemaligen Wolfauslasser des Dorfes aus dem „Ruhestand“ zurückgeholt. Um 21.15 Uhr treffen sich alle Wolfauslassergruppen im Ortskern, um zum Höhepunkt für die Zuschauer gemeinsam zu läuten. Die ganze Nacht hindurch ist im Ortskern „der Wolf los“, in den Gasthäusern im großen Saal und im beheizten Festzelt, das heuer als Ersatz für den fehlenden Klosterwirtsaal aufgestellt und bewirtschaftet wird. Um sechs Uhr morgens wird der Tag angeläutet, bevor zumindest in Rinchnach die Wolfauslasserglocken für ein Jahr auf den Dachboden verschwinden. In einzelnen Dörfern hört man noch am Mittag des Martinitages Wölfe läuten.

Hintergründe:

Rinchnach ist seit 28. September 2009 nicht nur die inoffizielle Hochburg der Wolfauslasser, sondern auch Weltrekordhalter. Mit 1.370 Wolfauslassern, die zum Takt, den ein Hirte ihnen mit seinem Hirtenstock vorgab, läuteten, wurde anlässlich des 60. St. Guntherfestes dieser Fabelweltrekord aufgestellt.

In Rinchnach gibt es auch die vermutlich größte Sammlung von alten Kuh- und Stierglocken – derzeit über 500 Stück (fein säuberlich restauriert und schön nebeneinander am Speicher aufgehängt). Sie ist im Privatbesitz von Herbert Katzdobler, selber ein begeisterter Wolfauslasser und langjähriger Hirte.

Die größte Glocke gibt es laut Touristinformation auch in Rinchnach. Diese ist 100 Zentimeter hoch und wiegt über 50 Kilogramm.

Glockenmacher und jemanden, der die aufwendigen Lederriemen für die schweren Glocken macht, gibt es in Rinchnach ebenfalls.

Doch natürlich ist auch in Bodenmais das Wolfauslasser-Brauchtum lebendig.

Regen