Gesundheitsabend der Klinik Bogen
Wichtige Infos zum Thema „Ernährung und Verdauung“

24.02.2018 | Stand 20.07.2023, 12:09 Uhr
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Zum Auftakt der diesjährigen Gesundheitsabende hatten die Klinik Bogen und die AOK Gesundheitskasse am Donnerstag ins Kulturforum Oberalteich geladen.

OBERALTEICH Daniel Sachs, Leiter der AOK-Geschäftsstelle Bogen, begrüßte das Publikum und die Referenten Andrea Götz, Ernährungsberaterin und Diplom-Ökotrophologin, und Dr. Mathias Grohmann, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie der Klinik Bogen. Bemerkenswertes aus vier Semestern Anatomie vermittelte zunächst Dr. Grohmann zum besseren Verständnis des Verdauungssystems. Dazu zählen bereits die Zähne, deren Beißkraft im Backenzahnbereich um die 150 Kilogramm beträgt. „Es kommt immer wieder vor, dass Patienten scheinbar grundlos Gewicht verlieren“, berichtete der Gastroenterologe. „Oft ist die Ursache aber gar keine bösartige Erkrankung sondern eine schlecht sitzende Prothese oder kranke Zähne.“

Vom Schwertschlucken zur Magenspiegelung

Den weiteren Weg durch die Speiseröhre haben sich zunächst die Schwertschlucker, daraufhin die Medizin zunutze gemacht. So heuerte 1868 der deutsche Biologe und Internist Adolf Kussmaul Schwertschlucker an, um an diesen die erste Magenspiegelung der Geschichte durchzuführen. Dr. Grohmann erklärte: „Der Dünndarm bringt es mit seinen Falten, Zotten und dem Bürstensaum auf über 100 Quadratmeter Oberfläche. Damit kann er Nährstoffe optimal aufnehmen.“

Mehr Mikroorganismen als Körperzellen

Der Dickdarm hingegen entzieht dem Nahrungsbrei Flüssigkeit und enthält beim Erwachsenen ein bis zwei Kilogramm Darmflora aus Mikroorganismen. „Davon haben wir zahlenmäßig sogar mehr als eigene Körperzellen“, stellte der Chefarzt fest. Von ihm erfuhren die Teilnehmer auch, dass die Blinddarm-Operation eigentlich eine Wurmfortsatz-Operation ist. Als Faustregel gegen Sorgen um die Verdauung gab Dr. Grohmann mit auf den Weg, dass bis zu drei Stuhlgänge pro Tag noch kein Durchfall und drei pro Woche noch keine Verstopfung seien.

Weniger echte Allergien als vermutet

Die Frage „Kann Essen krank machen?“ beleuchtete anschließend die AOK-Referentin Andrea Götz mit besonderem Fokus auf Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten. „Prinzipiell können alle Lebensmittel Allergien auslösen“, erklärte sie. Dabei reagiert die körpereigene Abwehr auf Inhaltsstoffe - ganz unabhängig von der Menge. „20 bis 40 Prozent der Deutschen glauben, dass sie an einer Allergie leiden“, stellte die Ernährungsberaterin fest. „Tatsächlich sind es aber nur wenige Prozent.“

Als Allergien fehlinterpretiert werden häufig sogenannte Pseudoallergien ohne Beteiligung des Immunsystems, aber auch Unverträglichkeiten, besondere Sensitivitäten, zum Beispiel gegen Weizen, oder Malabsorptionen wie die unzureichende Aufnahme von Fruchtzucker. Gewisse Farb- und Konservierungsstoffe, Histamin als Botenstoff, das Klebereiweiß Gluten, Milchzucker bzw. Laktose oder Fruchtzucker bzw. Fruktose führen bei einigen Menschen zu Beschwerden wie Brennen im Mundraum, Blähungen und schmerzhaften Krämpfen. „Wichtig ist, was der Körper sagt“, betonte die Referentin. Zur sicheren Unterscheidung von ungefährlichen Beschwerden von echten Allergien und Unverträglichkeiten gibt es Allergietests über die Haut und das Blut, Wasserstoff-Atemtests und die Möglichkeit der Darmspiegelung.

Positivlisten besser als Verbote

Andrea Götz gab für die jeweiligen Beschwerden Tipps zur Kostumstellung. Statt Verboten helfe es, den Betroffenen „Positivlisten“ mit an die Hand zu geben mit der ganzen Vielfalt an für sie unbedenklichen Lebensmitteln. Ganz allgemein sei bei einem empfindlichen Verdauungssystem ratsam, gut zu kauen, langsam zu essen, Extreme bei Temperatur und Schärfe zu meiden und „das Essen bewusst als Auszeit“ zu nehmen.

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