Chaos im Gewebe
„Lungenkrebs – kein schicksalhaftes Ereignis“ war Thema beim Gesundheitsforum

24.02.2020 | Stand 01.08.2023, 10:41 Uhr
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Lungenkrebs ist sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung und die Zahl der Erkrankten nimmt dramatisch zu. So sterben mittlerweile mehr Männer an Lungenkrebs als infolge eines Herzinfarkts. „Dennoch ist Lungenkrebs kein schicksalhaftes Ereignis“, so startet Dr. Hans Wahn seinen Vortrag im Rahmen des Gesundheitsforums.

Amberg. Er wird ab dem 1. April 2020 die Führung der Klinik für Innere Medizin IV – Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin – am Klinikum St. Marien Amberg übernehmen.

Lungenkrebs ist zu einer Volkskrankheit geworden. Zu 89 Prozent ist das Rauchverhalten Ursache Nummer 1. „Am besten ist es als Raucher, so früh wie möglich damit aufzuhören, damit die Lunge sich wieder erholen kann. Denn die Nachwirkung dauert lange an. Oft bricht Lungenkrebs erst 20 Jahre später aus.“ Doch nicht nur solche äußeren Faktoren spielen eine Rolle. Ausschlaggebend sind auch die inneren Faktoren, die genetisch bedingt sein können.

„Krebs entsteht durch unkontrollierte Zellteilung. Normalerweise kann unser Immunsystem bösartige Zellen erkennen, aber mit der Zeit lernen sich diese zu tarnen und sich so vor den Abwehrzellen zu verstecken“, erklärt Dr. Wahn. Besonders tückisch: Der Lungenkrebs macht keine typischen, sofort erkennbaren Beschwerden. Am Anfang sind sie sogar sehr unspezifisch. „Unbedingt einen Arzt aufsuchen sollte man, wenn ein anhaltender Raucherhusten plötzlich seine Charakteristik ändert, starker Gewichtsverlust, allgemeiner Kräfteverfall, Atemnot feststellbar ist oder es zu anhaltendem Nachtschweiß kommt.“ Auch anhaltende Heiserkeit, Bluthusten und stark anhaltende Schmerzen sowie Lähmungen sind ein Alarmsignal. „So heimtückisch Lungenkrebs auch ist, leider gibt es keine Möglichkeit der Früherkennung. Lediglich für fünf Krebsarten besteht diese Chance. Dazu zählen Haut-, Brust-, Gebärmutter-, Darm- und Prostatakrebs.“ Ein sinnvolles Verfahren gibt es: das Low-Dose-CT, das werde aber noch nicht finanziert. Die Menge an notwendigen Röntgenstrahlen gegenüber den herkömmlichen CT-Untersuchungen wird dabei um circa 90 Prozent verringert.

Besteht der Verdacht auf ein Lungenkarzinom, müssen zunächst die Tumorart (bösartiger Tumor oder Metastase) sowie die Ausbreitung (Größe, Lokalisation, Lymphknotenbefall) geklärt werden. Basisuntersuchungen wie ein Ruhe-EKG, eine Röntgen- und CT-Aufnahme gehören hier dazu. „Am Ende gibt aber nur die Bronchoskopie gesicherten Aufschluss darüber, ob der Tumor gut- oder bösartig ist.“ Auch die Diagnostik von Metastasen macht große Fortschritte. So kann ein sogenanntes PET-CT stoffwechselaktives Tumorgewebe zum Leuchten bringen. Eine Methode, die mittlerweile fest etabliert ist und bei der das Klinikum St. Marien Amberg eng mit dem Klinikum Weiden zusammenarbeitet.

Nach der Diagnose folgt die Behandlung. Grundsätzlich ist Vertrauen die Basis für die nachfolgende Therapie, die sich an der Krebsart und am Ausbreitungsstadium orientiert. Die gängigen Verfahren sind eine OP, die Strahlen- und die Chemotherapie. Mittlerweile stehen aber auch viele zielgerichtete Medikamente zur Verfügung sowie die Immuntherapie, sodass die Therapie in der Regel multimodal erfolgt. „Eine alleinige Chemotherapie kommt heute nur noch selten zum Einsatz. Heute handeln wir nach dem Grundsatz „länger leben, besser leben“. Bedeutet: Es gibt viele Möglichkeiten, um die Symptome zu lindern.“

Bis 1990 wurde der metastasierte Lungenkrebs ausschließlich mit einer Chemotherapie behandelt. Der große Durchbruch kam dann vor fünf Jahren. Die Lebenserwartung hat mit den neuen Therapien zugenommen. Studien zeigen: Dank der Kombination verschiedener Behandlungsmöglichkeiten gibt es Langzeitüberlebende. Lungenkrebs muss also kein schicksalhaftes Ereignis mehr sein. Doch was kann man selbst tun, damit es erst gar nicht so weit kommt? Der Appell von Dr. Wahn am Ende seiner Vortrags: Nicht rauchen und nirgendwo hingehen, wo geraucht wird. Die beste Art der Vorsorge.

Schwandorf