„Ratgeber Gesundheit“ klärt auf
Volksleiden Gallensteine – Ursachen, Diagnose und Therapie

11.10.2018 | Stand 02.08.2023, 16:16 Uhr
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Gallensteine sind klein, können aber schlimme Schmerzen verursachen. Fast 200.000 Menschen werden in Deutschland pro Jahr wegen eines Gallensteinleidens operiert – eine echte Volkskrankheit. Über Ursachen, Diagnose und Therapie von Gallensteinleiden hat Priv.-Doz. Dr. Marc Dauer, der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II am Klinikum St. Marien Amberg, beim „Ratgeber Gesundheit“ aufgeklärt.

AMBERG „Wir unterscheiden zwischen Cholesterinsteinen und Pigmentsteinen“, so Dr. Dauer. „Je nachdem, aus welchem Stoff die Steine entstehen. Ursache ist ein Ungleichgewicht löslicher und unlöslicher Stoffe in der Galle. Das führt dazu, dass sich unlösliche Kristalle bilden, die sich zu Gallensteinen entwickeln.“ Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer. Auch die familiäre Vorbelastung spielt eine Rolle. Und die Ernährung: Fettreiche Kost oder ‚energiedichte‘ Nahrung wie Limonaden, die ihre Energie schnell an den Körper abgeben, sollte man vermeiden. Die Risikofaktoren für Gallensteinleiden lassen sich unter dem Begriff „6 x F“ zusammenfassen: female (weiblich), fat (übergewichtig), forty (über 40 Jahre alt), fertile (fruchtbar), fair (helle Hautfarbe) und family (Risiko durch familiäre Vorbelastung).

Gallensteine werden von den Betroffenen nicht immer bemerkt. Ohne Symptome müssen sie auch nicht behandelt werden. Erst wenn die Steine den Gallenblasengang oder den Gallengang verstopfen, machen sie sich durch starke Schmerzen bemerkbar. Typisch ist die Gallenkolik: „Betroffene Patienten haben anhaltende Schmerzen im rechten Ober- und Mittelbauch, die in Rücken und Schulter ausstrahlen können“, erläuterte der Fachmann. „Oft treten solche Koliken am frühen Morgen auf – begleitet von Übelkeit und Erbrechen.“

Diagnostiziert werden können mehr als 90 Prozent der Gallenblasensteine durch eine schmerzfreie Ultraschalluntersuchung. „Stecken die Steine im Gallengang, können wir mit dem Ultraschall aber nur etwa die Hälfte aller Steine diagnostizieren“, schilderte Dr. Dauer. „Dann haben wir die Möglichkeit einer Kernspintomographie oder einer Endosonographie, eines inneren Ultraschalls. Damit können wir auch Gallengangs-Steine gut diagnostizieren.“ Der innere Ultraschall läuft wie eine Magenspiegelung ab: Der Patient ist dabei sediert, die Untersuchung ist schmerzfrei und dauert etwa 30 Minuten. „Diese Methode hat den Vorteil, dass wir ein sehr hochauflösendes Bild aus dem Körperinneren bekommen. Auch kleinste Steine, die in der Kernspintomographie nicht zu finden wären, sind sichtbar.“

Behandelt werden bei einer Gallenkolik zuerst die Symptome, also die Schmerzen. „Dafür stehen entzündungshemmende, krampf- und schmerzlindernde Medikamente zur Verfügung“, erklärte Dr. Dauer. „Danach müssen wir die Ursache der Schmerzen angehen, denn wenn Gallensteine einmal Schmerzen gemacht haben, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die betroffenen Patienten wieder eine Kolik bekommen. Im schlechtesten Fall treten auch Komplikationen wie eine Gallenblasen-, Gallengangs- oder sogar eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auf.“ Geht es um Steine in der Gallenblase, wird empfohlen, die Gallenblase zu entfernen, weil es keine effektiven Medikamente gibt. Eine solche OP kann in den meisten Fällen minimal-invasiv durchgeführt werden. „Dafür werden mehrere kleine Schnitte gemacht, das bedeutet für die Patienten: Weniger Gewebe wird verletzt, die Narben sind sehr klein, die Betroffenen erholen sich schneller wieder von dem Eingriff.“ Steine, die in den Gallengang gewandert sind, müssen vor der eigentlichen Gallenblasen-Operation entfernt werden. „Dazu machen wir eine ERCP, eine Gallengangspiegelung. Das funktioniert ähnlich wie eine Magenspiegelung und dauert im besten Fall weniger als 30 Minuten. Sind die Gallengang-Steine entfernt, kann der Chirurg in einem zweiten Schritt die Gallenblase entfernen.“

Beim „Ratgeber Gesundheit“ geht es am Dienstag, 13. November, um das Thema „Herz außer Takt – Vorhofflimmern und Gerinnungshemmung“. Der Vortrag von Priv.-Doz. Dr. Christoph M. Birner beginnt um 18 Uhr im Klinikumsspeisesaal. Am selben Tag stehen die Herz-Experten des Klinikums Interessierten zwischen 10 und 16 Uhr auch für eine Telefonsprechstunde unter der Nummer 09621/ 38-1231 als Ansprechpartner zur Verfügung.

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