Fetales Alkoholsyndrom
Alkohol in der Schwangerschaft kann fatalen Folgen – jeder Schluck ist zu viel

08.12.2017 | Stand 31.07.2023, 16:26 Uhr
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Für 93 Prozent der Jugendlichen und viele Erwachsene gehört Alkohol zum Alltag. Verbunden mit einer Schwangerschaft kann der Alkoholkonsum aber fatale Folgen haben, derer man sich häufig gar nicht bewusst ist. Unter dem Motto „Kleiner Schluck – große Folgen“ klärten die Referentinnen Dr. Heike Kramer und Dr. Gisela Bolbecher die Fachkräfte des Netzwerks Frühe Hilfen über das sogenannte Fetale Alkoholsyndrom (FASD) auf.

AMBERG Das Thema stand im Mittelpunkt des mittlerweile 14. Forums Frühe Hilfen, das die beiden KoKis – die Koordinierende Kinderschutzstelle der Stadt Amberg und die Koordinierungsstelle Frühe Hilfen des Landkreises Amberg-Sulzbach – regelmäßig anbieten und diesmal im Großen Saal des Amberger Rathauses stattfand. Mehr als 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren ihrer Einladung gefolgt und erhielten von Frau Dr. Kramer und Frau Dr. Bolbecher wertvolle Informationen und Hinweise.

Die beiden Vertreterinnen des FASD-Netzwerk Nordbayern engagieren sich für die Aufklärung über den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und dessen Folgen. Dabei führte Dr. Heike Kramer in die medizinischen Grundlagen des Fetalen Alkoholsyndroms ein, das die häufigste nicht vererbte Ursache für Behinderungen bei Neugeborenen in Deutschland darstellt. Dabei, so die Referentin, könne es zu körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen des Säuglings kommen.

Die wenigsten Betroffenen könnten jemals ein eigenständiges Leben führen und seien dauerhaft auf Unterstützung angewiesen. „Dabei wäre FASD zu 100 Prozent vermeidbar, wenn sich alle werdenden Mütter ihrer Verantwortung zum Schutz des Kindes bewusst wären“, erläuterte Frau Dr. Kramer. Leider sei noch immer die Meinung verbreitet, „ein, zwei Gläschen“ könnten ja nicht schaden. Viele wissen dabei nicht, dass sich der Alkohol im Blut der Babys zehnmal länger hält als in dem der Mutter.

Während dieser Zeit können erhebliche Schädigungen entstehen. Beispiele dafür sind Hirnschäden, Fehlbildungen oder Minderwuchs. Daneben würden aber auch gesundheitliche Schäden verursacht, die äußerlich nicht erkennbar sind. „Viele Betroffene haben Probleme, ihre Aggressionen zu regulieren, sind hyperaktiv und werden depressiv“, informierte die Medizinerin. Auch die Intelligenz könne vermindert sein, was sich beispielsweise auf die Sprachentwicklung auswirken kann.

Davon betroffen sei mindestens jedes 100. Neugeborene in Deutschland, pro Jahr seien das mehr als 10.000 Kinder. Problematisch sei die oftmals fehlende oder sehr späte Diagnose bei Menschen mit FASD, so Frau Dr. Kramer. Im Anschluss berichtete Dr. Gisela Bolbecher, Pflege- und Adoptivmutter zweier betroffener Kinder, über die Herausforderungen im Alltag. Die Kinder benötigten ein stabiles Umfeld, eine umfangreiche Förderung und viele Therapien. Da die Schäden ein Leben lang bestehen blieben, müssten die Betroffenen in ihrer Entwicklung unterstützt und begleitet werden.

Im Rahmen der Veranstaltung zeigte sich deutlich, welch großen Stellenwert die Prävention im Vorfeld der Schwangerschaft einnimmt und wie wichtig es ist zu erkennen, dass jedes Glas Alkohol schon eines zu viel ist und sogar schon bei der Planung einer Schwangerschaft nach Möglichkeit auf Alkohol verzichtet werden sollte. Zeige sich andererseits, dass Kinder durch Alkoholkonsum bleibende Schäden davongetragen haben, müsse sichergestellt sein, „dass sie selbst und auch ihre Eltern sowohl fachlich als auch menschlich eine kompetente Hilfe erfahren“, so die Bilanz der Anwesenden.

Schwandorf