Corona-Jahr
Regensburger Verein zieht Bilanz – 2020 musste Therapie pausieren

15.01.2021 | Stand 13.09.2023, 6:56 Uhr
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Die Corona-Pandemie hat seit Beginn im Jahr 2020 ehrenamtliche Arbeit stark verändert. Auch der Regensburger Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (vkm) sieht sich aufgrund des Virus vor den größten Herausforderungen seit Gründung des Vereins im Jahr 1969.

Regensburg. „Unsere inklusiven Reitkurse mussten im Jahr 2020 zum ersten Mal ausfallen“, berichtet Christa Weiß, Vorsitzende des Vereins. Anfragen habe es zwar viele gegeben, da es aber auch um Risikopatientinnen und -patienten geht, wäre eine Durchführung nicht zu verantworten gewesen.

Im Zeitraum von März bis Mitte Juni 2020 konnte das Therapeutische Reiten – ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit – überhaupt nicht angeboten werden, berichtet die Vereinsvorsitzende. Teilweise sagten Patientinnen und Patienten wegen Corona auch selbst ab und legten eine Pause ein. Das merke man auch derzeit mit Anstieg der Fallzahlen. Traurig seien viele Kinder und ihre Eltern und Betreuer gewesen, weil die so beliebten Ferienreitkurse zu Ostern und im August wegen Corona nicht stattfinden konnten. „Auch der Osterreitkurs in der Karwoche 2021 wird wohl nicht durchgeführt werden können“, berichtet die vkm-Vorsitzende. Notfalls müsse man das sehr kurzfristig entscheiden. „Wir hoffen aber sehr, dass wir im August wieder Ferienreitkurse anbieten können.“

Therapeutisches Reiten, so erklärt die Vereinsvorsitzende, sei ganz vielseitig einsetzbar und eine ganzheitliche Therapieform. Kinder ab vier Jahren können diese Art der Therapie bereits beginnen, das passende Pferd wird abhängig vom Gewicht des Menschen ausgesucht. Durch die Therapie wird bei den Patientinnen und Patienten unter anderem das Selbstbewusstsein gestärkt, viele erleben auch eine Form der Entspannung auf dem Pferd. Bei der Tochter von Christa Weiß gehe es beispielsweise aber vor allem um den Muskelaufbau und den Aufbau von Körperspannung durch die Bewegungen während der Therapie.

Noch mehr Therapietiere – zum Beispiel Hasen, Alpakas und Esel – könnte es bald in Zeitlarn geben. Die Planungen für das neue Therapiezentrum „Theo“ laufen trotz Corona auf Hochtouren. Ein Grundstück in Zeitlarn – knapp vier Hektar groß, auf Erbpachtbasis – fand der Verein während des ersten Lockdowns, doch der Prozess wurde durch das Virus erheblich beeinträchtigt. „Das neue Zentrum baut der vkm, um die Therapien im geschützten Rahmen unter guten Bedingungen anbieten zu können. Gebaut werden eine Mehrzweckhalle, Boxen und Paddocks für etwa zehn Pferde, Hallen für Kleintiere und Therapieangebote, ein Sozialgebäude mit Therapieräumen, Gemeinschaftsräumen und einem Patientencafé“, informiert der Verein.

Doch um das Therapiezentrum verwirklichen zu können, benötigt der vkm etwa drei Millionen Euro Spenden. „Es gibt also viel Arbeit für Projektleiter Thomas März-Kronfeld und sein ,Theo‘-Team“, stellt die vkm-Vorsitzende fest. Aktuell läuft viel über Mund-zu-Mund-Propaganda, viele potientielle Spenderinnen und Spender müssen aufgrund von Kurzarbeit zudem „selbst schauen, dass sie über die Runden kommen“, so Weiß.

Das Fazit für das Corona-Jahr 2020 fällt für den Verein entsprechend bescheiden aus: Corona hat im vergangenen Jahr die Verantwortlichen des vkm Regensburg „vor große Herausforderungen gestellt“, berichtet Christa Weiß. Die Vorsitzende des Vereins, der als Ansprechpartner Menschen mit Behinderung(en) und deren Angehörige in allen Fragen und Bereichen unterstützt – ist trotzdem sehr zufrieden. „Ehrenamtliches Engagement, viel Anerkennung und aufmunternder Zuspruch haben unserem Verein geholfen, die besondere Situation gut zu bewältigen. Und das, obwohl Treffen zum persönlichen Austausch wegen Corona nur sehr eingeschränkt möglich waren.“

Persönliche Treffen wurden eingeschränkt, Aktionen sind weggefallen und die Betroffenen pflegten sehr wenig Außenkontakte, da die Gefahr einer Ansteckung für diese Risikogruppe zu groß wäre. Inklusive Arbeit der Selbsthilfegruppe sei „2020 nur begrenzt möglich gewesen“, berichtet Weiß. Telefonate, Videokonferenzen und Briefe hätten zahlreiche Kontakte zu Mitgliedern und Patienten ermöglicht und wenigstens einen Teil abgefedert. „Das so wichtige regelmäßige persönliche Gespräch konnten sie aber nicht ersetzen“, betont die Vereinsvorsitzende. Außerdem sei es für viele Betroffene sehr schwierig, länger an einem Online-Meeting teilzunehmen.

Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl werde auch durch viele Aktionen des vkm gefördert. Weil aber viele Aktionen – wie etwa das Kinderbürgerfest, Info- und Losstände im Donau-Einkaufszentrum oder der Vereinsausflug – nicht stattfinden konnten, seien natürlich auch zahlreiche Kontakte und Gespräche ausgefallen. Dazu komme noch, dass Erlöse aus Aktionen für das Jahr 2020 in der Vereinskasse fehlen.

Nichtsdestotrotz sind Christa Weiß und das gesamte Vorstandsteam zuversichtlich, dass ab Frühsommer wieder Aktionen und Veranstaltungen möglich sein werden. Auf dem Programm des vkm Regensburg stehen mehrere Musik- und Benefizveranstaltungen, Infostände und Losaktionen. „Unser Einsatz für Menschen mit Behinderung kommt bei so vielen Menschen so gut an und findet Unterstützung“, so Weiß. Mehr als 30.000 Euro Spenden allein in den vergangenen Wochen „beweisen für unsere Arbeit Anerkennung und Wertschätzung. Das motiviert zum Weitermachen“, freut sich Vorsitzende Christa Weiß.

Mehr Informationen zum Verein und alle aktuellen Infos findet man im Internet unter www.vkm-regensburg.de.

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