Gesundheit
Im Herbst beginnt die Grippezeit – impfen oder nicht?

08.10.2020 | Stand 24.07.2023, 21:24 Uhr
−Foto: n/a

Bei der Grippeimpfung scheiden sich die Geister: Soll ich? Soll ich nicht? „Ich rate Risikogruppen jedes Jahr, sich impfen zu lassen. Gerade im Hinblick auf die Corona-Pandemie halte ich es allerdings für noch wichtiger, sich mit einer Impfung gegen Influenza zu schützen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Sylvia Pemmerl. Die Internistin leitet die Klinikhygiene bzw. stellvertretend die Notaufnahme am Caritas-Krankenhaus St. Josef.

Regensburg. Je nach Grippesaison erkranken fünf bis 20 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland. Ein Aufeinandertreffen von Grippewelle und Corona-Pandemie wäre laut Dr. Pemmerl fatal. Einerseits müsse man eine Überlastung von Praxen und Kliniken durch gleichzeitige Corona- und Influenzawellen unbedingt vermeiden. Andererseits ähnelten sich die Symptome wie hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, starker Husten sowie ein allgemeines Schwächegefühl zu Beginn der Erkrankung. So könne man am Anfang kaum unterscheiden, ob es sich um Covid-19 oder Grippe handle und müsse deshalb mehr testen. Das könnte zu Engpässen bei den Corona-Testkapazitäten führen.

Ganz unabhängig davon gebe es aber noch einen ganz anderen und mindestens genauso wichtigen Grund, so Dr. Pemmerl: „Auch, wenn sich Corona und Influenza nicht vergleichen lassen: auch eine Influenza kann im schlimmsten Fall zum Tod führen.“ Sie habe zudem nichts mit einem grippalen Infekt zu tun. Der sei zwar unangenehm, aber nicht tödlich – im Gegensatz zu Influenza und Corona. „Daher können wir uns den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), sich als Mitglied einer Risikogruppe gegen Influenza impfen zu lassen, nur anschließen.“ Zu den Risikogruppen gehören ältere oder geschwächte Menschen, Schwangere und chronisch Kranke. Auch Mitarbeitende in Krankenhäusern und Arztpraxen gehören dazu, denn sie sind einem besonders hohen Erkrankungsrisiko ausgesetzt und können die Erkrankung an besonders gefährdete Patienten weitergeben.

Die beste Zeit, um sich gegen die Influenza impfen zu lassen, ist im Oktober und November. Doch scheuen immer noch viele Bürger diesen Gang zum Hausarzt. Neben generellen ablehnenden Einstellungen zu Impfungen, sehen viele die Grippeimpfung mit nachfolgenden Erkältungssymptomen in Zusammenhang. „Wie mehrere Studien und Untersuchungen aber klar zeigen konnten, ist diese Sorge unbegründet. Die Nebenwirkungen sind äußerst gering und stehen in keiner Relation zur Wirksamkeit des Impfstoffes und den potentiellen Risiken der Erkrankung“, berichtet die Medizinerin. Die Impfung verhindere die echte, komplikationsreiche und daher gefährliche Influenza, die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen.

Schutz für Mitarbeitende wie Patienten

Dr. Pemmerl hat der mangelnden Impfbereitschaft gegen Influenza den Kampf angesagt und fängt dabei gewissermaßen vor ihrer Haustür an: im Caritas-Krankenhaus St. Josef. „Studien haben gezeigt, dass nicht nur das individuelle Risiko an Influenza zu erkranken in einer Klinik erhöht ist, sondern auch die Patienten von einer hohen Impfquote des Personals profitieren.“ Daher setzt man am Josefskrankenhaus bereits seit 2017 auf jährlich wechselnde Impfkampagnen. Auch in diesem Jahr wird sie wieder mit ihrem Impfmobil – einem kleinen Wagen mit Informationsmaterial, Impfstoffen, Spritzen, Tupfern, Desinfektionsmitteln und Pflastern – unterwegs sein. Gemeinsam mit Helfern aus der Notaufnahme und der Klinikhygiene besucht sie Mitarbeitende direkt an ihrem Arbeitsplatz am Caritas-Krankenhaus. Bereits in der Vorsaison konnte so die Impfrate des Personals deutlich gesteigert werden. In einigen Bereichen – wie beispielsweise der Notaufnahme – konnte damit sogar eine 100-prozentige Impfquote erreicht werden.

„Man muss die Menschen aufklären und Vorbehalte im persönlichen Gespräch aus dem Weg räumen. Es freut mich dann immer, wenn ich höre, dass die Kolleginnen und Kollegen, die sich impfen ließen, grippefrei durch den Winter kamen. Mit der Impfung schützen wir nicht nur unsere Mitarbeitenden, sondern auch unsere Patientinnen und Patienten. Und die liegen uns allen jedem Tag am Herzen“ sagt Dr. Pemmerl, „dafür lohnt sich jeder Pieks“.

Regensburg