Karrieresprung
Regensburger Spitzenmediziner folgt dem Ruf der Uni Heidelberg

27.08.2020 | Stand 13.09.2023, 6:25 Uhr
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Regensburg ist ein außerordentlich erfolgreicher Medizinstandort. Dass hier Spitzenmediziner am Werk sind, zeigt nun der Ruf der Universität Heidelberg, der Professor Dr. Tobias Renkawitz erreicht hat.

Regensburg. Heutzutage finden viele Operationen minimalinvasiv statt, das bedeutet, dass die Verletzung am Gewebe so gering wie möglich sein soll. Das fördert die Heilung und sorgt dafür, dass der Patient viel schneller wieder schmerzfrei und mobil wird. Das war nicht immer so. Professor Dr. Tobias Renkawitz erinnert sich: Als er noch Assistenzarzt war, seien große Schnitte für eine neue Hüfte gesetzt worden, viel Gewebe sei verletzt worden, der Blutverlust sei hoch gewesen. „Da muss es doch etwas anderes geben“, dachte sich der junge Chirurg damals. Der Weg zu neuen Methoden ist lang, bei einem Aufenthalt in der Schweiz lernte Renkawitz erste minimalinvasive Techniken kennen, davon fasziniert wollte er diese weiterentwickeln. „Patienten profitieren dabei von einer Kombination aus muskelschonendem Eingriff und individueller Rekonstruktion der Gelenkbiomechanik. Sie sind schon direkt nach dem Gelenkersatz schmerzfrei und können bereits am Tag nach dem Eingriff aufstehen und sind beispielsweise bei der Körperpflege nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen“, sagt der renommierte Mediziner. Renkawitz wurde mit vielen hochrangigen wissenschaftlichen Ehrungen ausgezeichnet. Im Jahr 2014 erhielt er den „Medizin-Oskar“ – einen der höchstdotierten Preise für Ärzte in Deutschland.

Nun hat den 44-Jährigen der Ruf der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ereilt. Renkawitz konnte das Auswahlverfahren für sich entscheiden und wird nun zum 15. September Lehrstuhlinhaber und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ist eine der ältesten Hochschulen Deutschlands. National und international rangiert die Universität und das Universitätsklinikum auf Spitzenplätzen. Zahlreiche Nobelpreisträger hat die Uni bereits hervorgebracht. Die Klinik, die Renkawitz zukünftig leitet, ist die größte Universitätsklinik für Orthopädie und blickt auf eine rund 100-jährige Geschichte zurück.

Renkawitz begann seine Karriere als junger Chirurg am Regensburger Caritas-Krankenhaus St. Josef, nachdem er in Regensburg studiert hatte. Als einer der ersten konnte er sein komplettes Medizinstudium in Regensburg absolvieren. Es folgten Auslandsaufenthalte an Kliniken in der Schweiz, den USA, England, Kanada und Skandinavien. An der universitären Orthopädie am Asklepios-Klinikum Bad Abbach wurde er leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor. Vor allem schwierige und komplexe operative Versorgungen im Knie- und Hüftbereich zählen zum Schwerpunkt des Gelenkspezialisten. Zuletzt wechselte er für eine weitere Spezialisierung nochmals an die Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg. Den Ruf nach Heidelberg hat er zweifelsohne seinen besonderen Leistungen als Arzt und Wissenschaftler zu verdanken. Renkawitz vergisst aber auch seine bisherigen Kolleginnen und Kollegen nicht: „Dass ich nun zukünftig die Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg leiten darf, verdanke ich auch dem hervorragenden Ruf unserer Universität und der medizinischen Fakultät in Regensburg“, ist sich der Orthopäde und Unfallchirurg sicher. Eine erfolgreiche Operation sei immer eine Teamleistung. Chirurgen, Narkoseärzte, Schwestern und Pfleger, Physiotherapeuten – alle leisteten ihren Beitrag zur Genesung der Patienten. „Ich als Chirurg kann nur so gut sein wie mein Team“, sagt Renkawitz. Daher sieht er den Ruf nach Heidelberg auch als Auszeichnung für die medizinische Fakultät der Uni Regensburg und die Universitätsklinik.

Auch das humanitäre Engagement ist dem Regensburger ein besonderes Anliegen. So entwickelte er zusammen mit Kolleginnen und Kollegen am Universitätsklinikum Regensburg ein spezielles Hygieneprogramm, um in Nepal die Zahl der vermeidbaren Wundinfektionen und die postoperative Sterblichkeit zu reduzieren, dafür wurde Renkawitz von der Stiftung Gesundheit aus Hamburg mit dem „Dr. Pro Bono“-Siegel ausgezeichnet – eine Anerkennung für „Ärzte mit Herz“, die im Ehrenamt bedürftige Menschen unterstützen. Und auch auf dem ein oder anderen Fußballplatz der ersten und zweiten Bundesliga war Renkawitz mit dem FC Ingolstadt in den vergangenen Jahren als Co-Mannschaftsarzt unterwegs: „Für mich war die Betreuung im Spitzensport immer ein schöner Ausgleich“, sagt er. Spitzensportler aus der ganzen Republik kommen regelmäßig zu ihm zur Behandlung. Diesen Bereich möchte Renkawitz in Heidelberg weiter ausbauen. Die Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg betreut mehrere Nationalmannschaften und ist Olympiastützpunkt – für Renkawitz geradezu ideal.

Für diesen Karrieresprung verlässt Renkawitz nun mit seiner Familie Regensburg – doch er bleibt der Stadt und der Region weiter verbunden. Eltern, Familie, Freunde – viele leben in der Region und werden sicher regelmäßig Besuch bekommen. Auch mit Klaus Eder, dem langjährigen Physiotherapeuten der Fußball-Nationalmannschaft, verbindet Renkawitz eine lange Zusammenarbeit.

Nun aber heißt es, den Umzug nach Heidelberg zu beenden, die Kisten sind gepackt, Renkawitz freut sich auf den 15. September, wenn es in Heidelberg losgeht. Und: Er hat auch schon erste Ähnlichkeiten entdeckt. „Heidelberg ist wie Regensburg eine historische Stadt, die als Unistandort gleichzeitig aber auch jung und modern ist“, sagt Renkawitz – und macht sich auf den Weg in die neue Heimat, um dort alles für den beruflichen Neustart vorzubereiten.

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