Beratung der Caritas
Hilfe aus der Sucht – auch und gerade in Zeiten der Corona-Krise

14.04.2020 | Stand 21.07.2023, 16:01 Uhr
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Die Caritas-Suchtberatung hilft Suchtabhängigen und ihren Angehörigen auch während der Pandemie – in Form von Online- und Telefonberatungen.

Regensburg. Es ist eigentlich ein ruhiger Tag vor wenigen Wochen in Regensburg, als ein junger Mann beschließt, auf Sportergebnisse zu wetten. Ist es aus Langeweile, aus Angst, dass er durch die Corona-Krise bald seinen Job verliert und deshalb Geld braucht? Vermutlich weiß nur er selbst woran es liegt. Fest steht aber, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft in Zeiten der Pandemie aus Existenzangst, Perspektivlosigkeit oder schierer Langeweile in Ausnahmesituationen geraten. Auf Sportergebnisse zu wetten, ist doch keine Ausnahmesituation, werden viele sagen. Das ist schon richtig, nur ist es bei diesem jungen Mann nicht bei diesem einen Mal geblieben. Er hat inzwischen einen fünfstelligen Betrag verwettet.

„Die aktuelle Situation bringt für viele Menschen ein Übermaß an freier, unstrukturierter Zeit mit sich“, erläutert Christian Kreuzer, der Leiter der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg. Hinzu kommen Sorgen und Ängste. Diese bedeuten den perfekten Nährboden für Suchtprobleme. Gerade legale und illegale Suchtmittel wie Alkohol oder Drogen lassen die Situation dann vermeintlich erträglicher erscheinen. Doch auch stoffungebundene Abhängigkeiten wie die Wettsucht des jungen Mannes oder auch Spielsucht erwachsen in dieser unsicheren und für viele Menschen trüben Zeit. Kommen dann Begleiterscheinungen wie Ausgangsbeschränkungen hinzu, führt dies nicht selten auch zu Gewalttaten innerhalb der Familie oder eines Haushalts.

„Wichtig ist uns als Caritas Fachambulanz in diesen Zeiten nicht nur, dass die betroffenen Menschen oder deren enges Umfeld die Anzeichen erkennen und Hilfe suchen. Auch weiterhin für Hilfesuchende da sein zu können, ist für uns von hoher Bedeutung. Die Pandemie macht es uns allen nicht einfacher“, so Kreuzer. Der Verband hat jedoch reagiert und die Möglichkeiten der Online- und Telefonberatung geschaffen. Diese können sowohl die Betroffenen selbst als auch das jeweilige Umfeld auf Wunsch anonym nutzen. „Wir sind da für die Hilfesuchenden. Auch und gerade in diesen Zeiten“, so Kreuzer weiter.

Die Familie des jungen Mannes hat seine Sucht inzwischen erkannt. Der Schuldenberg und die Veränderung seines Verhaltens haben dazu geführt. Bereit, sich helfen zu lassen, ist er noch nicht. Übrigens keine seltene Reaktion. Scham oder die Überzeugung „alles im Griff zu haben“ führen häufig dazu. Christian Kreuzer ruft Angehörige wie Betroffene gleichermaßen auf, sich auch in diesen Zeiten nicht zu scheuen, Hilfe zu suchen. Die Corona-Krise hat viele Gesichter und noch mehr Hilfebedürftige. Die Online- und Telefonberatung der Caritas Suchtberatung bietet hier ein kompetentes, niederschwelliges und kurzfristig erreichbares Hilfsangebot. Sie finden Hilfe und Informationen unter der Telefonnummer 0941/ 630 82 70 oder online www.caritas.de.

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