Gesundheit
UKR als Referenzzentrum – Robotisches Operationsmikroskop wird in Regensburg mitentwickelt

27.08.2019 | Stand 04.08.2023, 6:19 Uhr
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An keinem anderen Klinikum im Freistaat wird das neue, robotisch gesteuerte Operationsmikroskop bisher eingesetzt. Die Mediziner der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) können damit noch schonender und sicherer operieren. Darüber hinaus war das UKR als Referenzzentrum an der Entwicklung beteiligt.

REGENSBURG Hirntumorchirurgie, Operationen von Aneurysmen, Wirbelsäulenchirurgie oder neurochirurgische Eingriffe bei Kindern. Komplexe Operationen gehören am UKR zum Alltag. Das gilt insbesondere auch für die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie. Um bei solchen Operationen sicher agieren zu können, braucht es hochmoderne Operationstechnik. Mit dem neuen KINEVO-Operationsmikroskop der Firma Carl Zeiss Meditec beschreiten die Neurochirurgen des UKR dabei Neuland, denn in ganz Bayern wird bisher kein vergleichbares Gerät verwendet. Nach einer Testphase im Jahr hat das UKR Mitte 2017 das Mikroskop als erstes Klinikum in ganz Europa im Einsatz im Operationssaal. Zwar wird das Mikroskop auch in den Kliniken in Ingolstadt und in München Großhadern in der Neurochirurgie eingesetzt, allerdings nicht mit der Vollausstattung, wie es am UKR der Fall ist. Das Besondere ist, dass das Mikroskop nicht nur hochauflösende Vergrößerungen liefert, sondern zusätzlich mit einem integrierten Endoskop (QEVO), welches am UKR mitentwickelt wurde, und einer Video- und Foto-Speicherfunktion ausgestattet ist.

Effizienter, schonender und sicherer operieren

„Das neue Operationsmikroskop ermöglicht es uns, präzise, dabei aber schonend und sicher zu operieren“, sagt Professor Dr. Karl-Michael Schebesch, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des UKR. Dabei meint der Mediziner nicht nur die reine Vergrößerung des zu operierenden Bereichs, sondern vor allem die zusätzlichen Funktionen. „Wir können dank der 4K-Auflösung und der 3D-Technik noch genauer hinsehen, weil wir unsere Operationsfläche aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können. Zudem wird alles, was wir durch das Mikroskop sehen, auf einen großen Monitor projiziert, wodurch das gesamte OP-Team den Eingriff mitverfolgen und entsprechend schnell reagieren kann.“ Vorteile, die gerade bei kleinteiligen und komplexen Eingriffen unwahrscheinlich ins Gewicht fallen. „Als neurochirurgischer Maximalversorger wollen wir unseren Patienten eine medizinische Versorgung auf modernstem Niveau bieten. Darum ist es uns ein besonderes Anliegen, auch die Entwicklung neuer Instrumente für den medizinischen Fortschritt voranzubringen“, ergänzt Professor Dr. Alexander Brawanski, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des UKR.

Integriertes Endoskop – ein medizinisches Novum

Einen solchen forscherischen Fortschritt stellt eben auch das KINEVO-Mikroskop dar, bei dessen Entwicklung das UKR federführend beteiligt war. „Das Universitätsklinikum Regensburg pflegt schon seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der Firma Zeiss. Unsere Expertise ist als europaweites Referenzzentrum gefragt. Da war es nur logisch, dass wir beratend in die Entwicklung des Handstücks samt Endoskop eingebunden waren“, freut sich Professor Schebesch. „Wir wurden gefragt, welche Funktionen ein solches Endoskop zwingend benötigt und natürlich waren wir gerne bereit, unser Praxiswissen zur Verfügung zu stellen. Das QUEVO ist weltweit ein absolutes medizinisches Novum und wir sind stolz, dass wir daran mitarbeiten durften“, so der erfahrene Neurochirurg weiter. Dieses integrierte Endoskop erleichtert die Arbeit der Mediziner enorm, da es ihnen erlaubt, noch präziser an die zu operierenden Stellen vorzudringen. Gerade für minimal-invasive Eingriffe – operative Eingriffe ohne große Wunde - eignet sich das Gerät bestens.

In Kombination mit der hohen 4K-Auflösung und der 3D-Visualisierung ist das ein enormer Fortschritt und eine Erleichterung für Arzt und Patient, da so auch schwer erreichbare Punkte deutlich besser visualisiert und auch kontrastiert werden. Professor Schebesch: „Das Endoskop erlaubt es uns, direkt an einen Tumor oder an eine andere zu operierende Stelle vorzudringen, und die integrierte Kamera liefert uns perfekte Bilder.“ Zudem gestattet die sogenannte Infrared 800-Technik dem Operateur, vor allem bei Gefäßeingriffen, wie Angiomen oder Aneurysmen, Richtung und Geschwindigkeit des Blutflusses im Gefäß bzw. in der Gefäßfehlbildung exakt einzuschätzen. „Auf diese Weise können wir unsere operative Strategie, beispielsweise welche Gefäße wir in einem Angiom in welcher Reihenfolge schließen, anpassen, um zu gewährleisten, dass das zu drainierende Gefäß bis zum Schluss offen bleibt. Eine Stauungsblutung kann so vermieden werden, was die Sicherheit für den Patienten weiter deutlich erhöht.“

Durch Referenzzentrum: Internationales Renommee fürs UKR

Mit Bezug auf die Leistungsschwerpunkte der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, wie der Operation von Gehirntumoren, der Wirbelsäulenchirurgie und der operativen Therapie von Bewegungsstörungen (tiefe Hirnstimulation mittels Hirnschrittmacher), bietet das Mikroskop hervorragende Möglichkeiten und unterstützt die fachliche Expertise der Mediziner auf technische Art. Dank der neuen Erinnerungsfunktion merkt es sich zudem die genaue Position sowie den exakten Winkel, in dem gerade operiert wurde, wie Professor Schebesch erklärt: „Für uns ist das ein absoluter Mehrwert, weil neuralgische Punkte gespeichert werden und wir dazwischen einfach an eine andere Stelle wechseln können. Danach gelangt man dank der der sogenannten Point Lock und Position Memory wieder exakt an die vorherige Position.“

Für das UKR bedeutet das Mikroskop natürlich hauptsächlich verbesserte Möglichkeiten in der Versorgung der Patienten. In zweiter Linie trägt es dabei zu einer intensiven internationalen Vernetzung bei. Professor Schebesch: „Zu uns kommen Neurochirurgen aus der ganzen Welt, um dieses Mikroskop in Aktion zu sehen. Und wir geben unser Know-how natürlich gerne an unsere Kollegen weiter, um von Regensburg aus den medizinischen Fortschritt aktiv zu unterstützen.“

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