Infektionen auf die Spur kommen
Bayernweit erste Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie am UKR gegründet

27.06.2019 | Stand 29.07.2023, 5:21 Uhr
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Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) beschreitet mit der Gründung der Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie neue Wege in Forschung, Lehre und Patientenversorgung. Ziel ist es, Keimen, Infektionen und Antibiotikaresistenzen noch mehr auf die Spur zu kommen und somit die Patienten- und Mitarbeitersicherheit weiter zu verbessern.

REGENSBURG Forschung, Lehre und medizinische Versorgung gehen am UKR Hand in Hand. Ein Stillstand ist ausgeschlossen. Um dem Anspruch als medizinischer Maximalversorger für Ostbayern weiterhin gerecht zu werden und eine optimale Patientenversorgung zu garantieren, arbeiten engagierte Menschen täglich daran, das medizinische Know-how zu erweitern.

Dies gilt auch für die zum 1. Juli 2019 neu gegründete Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie am UKR. Durch die strukturelle Aufwertung der beiden Fachbereiche kann nun noch effizienter an Prävention, Behandlung und Erforschung von Infektionen gearbeitet werden. Die so gewonnenen Erkenntnisse fließen aktiv in die Ausbildung von Studierenden, die Anleitung des Klinikpersonals und in die tägliche Patientenversorgung mit ein. „Die Abteilungsgründung bietet uns neue Möglichkeiten, durch die wir unser Wissen noch besser miteinander verknüpfen und es natürlich auch in die praktische Anwendung bringen wollen“, kommentiert Professor Dr. Wulf Schneider, Leiter der neuen Abteilung. Gerade in Zeiten, in denen multiresistente Keime und eine zunehmende Wirkungslosigkeit von Antibiotika immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen, ist die Gründung der Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie ein starkes Zeichen, dass das UKR sein Goldstatus für Krankenhaushygiene nicht von ungefähr erhalten hat. „Mit unserer Arbeit wollen wir dazu beitragen, dass wir diesen sehr hohen Standard halten und weiter steigern“, so Professor Schneider weiter.

Neues Labor für molekulare Epidemiologie

Eine Kernaufgabe für die bayernweit erste kombinierte Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie ist die infektiologische Prävention. Hier sehen die Mediziner einen reizvollen Ansatz, die Herkunft und die Verbreitung von im Krankenhaus auftretenden Infektionen (nosokomiale Infektionen), Keimen und Antibiotikaresistenzen weiter zu erforschen. Um ein bestmögliches Ergebnis zu generieren, wird die Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie mit einem hochspezialisierten Labor für molekulare Epidemiologie ausgestattet. „Mit Hilfe dieses Labors möchten wir herausfinden, wie und wo verschiedene Keime vorkommen und über welche Wege sie übertragen werden. Dazu wollen wir unter anderem die Genome, also die Erbgüter, aller multiresistenten Keime bestimmen. Durch diese Charakterisierung können wir zum Beispiel herleiten, ob die Keime im Krankenhaus übertragen wurden oder von außen ins Krankenhaus eingebracht werden“, erklärt Professor Schneider, der bislang am Institut für Mikrobiologie und Hygiene am UKR angesiedelt war. „Diese Erkenntnis soll dabei helfen, die Verbreitung vor allem von multiresistenten Keimen zu verstehen und durch effektive Maßnahmen zu verhindern.“ Neben der Entschlüsselung und Typisierung dieser Erreger, treibt der Mediziner weiterhin die Erforschung antimikrobiell beschichteter Oberflächen voran, die dabei helfen sollen, die Erregerlast in der direkten Patientenumgebung zu reduzieren. „Hier sind wir schon jetzt auf einem sehr guten Weg, aber durch die neuen personellen und finanziellen Möglichkeiten, welche die Abteilungsgründung mit sich bringt, können wir noch einiges bewegen.“

Hygiene noch mehr in den Fokus der Ausbildung und in den Klinikalltag rücken

Wichtig ist Professor Schneider, Inhaber der ersten Professur für Krankenhaushygiene in ganz Bayern, zudem die Aus- und Weiterbildung des medizinischen Nachwuchses sowie der bereits etablierten Ärzte und Pflegekräfte. „Für den Alltag auf den Stationen ist es essentiell, dass wir unser Personal regelmäßig schulen, um ihnen die nötige Sicherheit im Umgang mit Hygienefragen zu geben.“ Man müsse den Angestellten zudem die Unsicherheit im Umgang mit an Krankenhauskeimen erkrankten Patienten nehmen. „Meistens reichen schon einfachste Hygienemaßnahmen aus, um die Verbreitung von Keimen zu stoppen und somit die Patienten- und Mitarbeitersicherheit zu stärken“, so Professor Schneider weiter. Gerade an einem Haus wie dem UKR, an dem schwerstkranke Patienten und Unfallopfer sowie immunsuppressive Patienten, etwa nach einer Transplantation, betreut werden, ist maximale Hygiene ein absolutes Muss. „Wir wollen dabei jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger in die Arbeit auf den Stationen eingreifen, sondern die Mitarbeiter während ihres Tagesablaufs beratend begleiten und so eine patienten- und mitarbeitergerechte Umsetzbarkeit für Krankenhaushygiene schaffen“, ergänzt Professor Schneider. Neben der konsequenten Handhygiene bedeutet das auch, dass Flächen und Oberflächen möglichst keimfrei gehalten werden müssen.

Was für die aktiven Mediziner und Pflegekräfte gilt, das gilt natürlich insbesondere auch für den medizinischen Nachwuchs. Professor Schneider plädiert dafür, dass sich Studierende der Humanmedizin schon zu Beginn des Studiums mit dem Thema Krankenhaushygiene auseinandersetzen sollen. „Der sensible, hygienische Umgang mit Patienten muss den angehenden Medizinern von Anfang an in Fleisch und Blut übergehen. Das minimiert mögliche Fehler und erhöht die Sicherheit vor Ansteckung für Patienten wie Personal gleichermaßen.“ Von den Ergebnissen der Forschung als auch von der klinikhygienischen Ausbildung sowie von der Expertise der Mitarbeiter der Abteilung profitiert nicht nur das Universitätsklinikum Regensburg. Insgesamt betreut die Krankenhaushygiene am UKR regulär zehn externe Gesundheitseinrichtungen in Ostbayern in allen wesentlichen Hygiene-Aspekten.

Sinnvoller und angemessener Einsatz von Antibiotika

Während Professor Schneider seine Schwerpunkte auf die Forschung, die Ausbildung und die Aufklärung gelegt hat, ist Professor Dr. Bernd Salzberger, der sich innerhalb der Abteilung für den Bereich Infektiologie verantwortlich zeigt, neben seiner Forschungsarbeit, verstärkt in die aktive Patientenbehandlung involviert und tritt auf den Plan, wenn sich ein Patient mit einem Erreger angesteckt hat. Der bisherige Leiter der Stabsstelle Infektiologie am UKR ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Viruserkrankungen (insbesondere beim HI-Virus), Haut- und Weichteilinfektionen sowie Knochen- und Gelenkinfektionen. In seiner forscherischen Arbeit widmet sich Professor Salzberger sehr stark dem Antibiotic-Stewardship-Programm (ABS). „Durch dieses Programm wollen wir einen sinnvolleren und angemessenen Einsatz von Antibiotika in Krankenhäusern erreichen und somit die Rate von Antibiotikaresistenzen verringern“, so der Infektiologe. Ziel des ABS-Programms ist es, Patienten bestmöglich antiinfektiv zu behandeln und somit seine Wirksamkeit und Nebenwirkungen zu optimieren.

Mit Gründung der Abteilung für Krankenhaushygiene und Infektiologie arbeitet das UKR zukünftig noch intensiver an der Erforschung von Keimen, Infektionen und Antibiotikaresistenzen, um die gewonnenen Ergebnisse dann zum Wohl von Patienten und Mitarbeitern einsetzen zu können.

Regensburg