Hilfe per Hubschrauber
Die Sana-Kliniken des Landkreises Cham sind für das „Flying Intervention Team“ gerüstet

25.05.2019 | Stand 28.07.2023, 13:50 Uhr
−Foto: Foto: Joerg Joerns/123rf.com

Die Sana-Kliniken des Landkreises Cham beteiligen sich seit dieser Woche am weltweit einmaligen Pilotprojekt „Flying Intervention Team“ (FIT), das im Rahmen des Telemedizinischen Schlaganfallnetzwerks Südostbayern (TEMPiS) organisiert wird.

CHAM Die Idee dahinter: Schlaganfall-Patienten kommen nicht mehr zu den Ärzten, sondern die Ärzte kommen direkt zu den betroffenen Patienten – und zwar mit dem Helikopter. Bei den fliegenden Ärzten handelt es sich um spezialisierte interventionelle Neuroradiologen aus der München Klinik Harlaching und dem Klinikum rechts der Isar in München. Prof. Dr. Frank Weber, Chefarzt der Abteilung für Neurologie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham, koordiniert die Umsetzung des Projekts vor Ort in Cham.

„Das Konzept des „Flying Intervention Team“ trägt dazu bei, dass die Patienten über das gesamte Therapiespektrum wohnortnah behandelt werden können“, betont Prof. Dr. Weber. „Ihnen kann so auch eine Verlegung in ein überregionales Schlaganfallzentrum erspart werden.“

Bei schweren Schlaganfällen, die durch ein großes Blutgerinnsel verursacht wurden und bei denen ein besonderer Kathetereingriff (Thrombektomie) größere Heilungschancen verspricht, fliegt das „Flying Intervention Team“ per Helikopter in die Partnerklinik und behandelt den Patienten direkt vor Ort. Bei der Thrombektomie wird ein Katheter durch die Leistenarterie in das Gehirn vorgeschoben. Mit Hilfe des Katheters wird das Blutgerinnsel mechanisch entfernt und die Durchblutung wiederhergestellt. Allerdings ist eine besondere medizinische Expertise für die Thrombektomie erforderlich und sie muss so schnell wie möglich durchgeführt werden. In den meisten Kliniken auf dem Land oder in kleineren Städten gibt es bisher keine Experten, die den schwierigen Eingriff vornehmen können.

Durch das „Flying Intervention Team“ lässt sich – nach ersten Ergebnissen des Pilotprojekts – eine Zeitersparnis von rund 110 Minuten im Vergleich zur herkömmlichen Verlegepraxis erreichen. Die Hoffnung ist, dass durch den Zeitvorteil gerade schwer Betroffenen das Leben gerettet sowie schwerwiegende Behinderungen verhindert werden können.

Das „Flying Intervention Team“ wird jedoch an den einzelnen Partner-Kliniken mit jeweils anderen Gegebenheiten – zum Beispiel unterschiedlichen Angiographie-Anlagen – konfrontiert. Das Pilotprojekt ist deshalb so aufgebaut, dass die Thrombektomie vor Ort nur jede zweite Woche durchgeführt wird. In der restlichen Zeit wird das bislang übliche Verfahren durchgeführt mit Verlegung des Patienten in ein Zentrum, in dem die Expertise für die Thrombektomie vorliegt. Aus dem Vergleich der beiden Vorgehensweisen wird dann das beste Verfahren für die Patienten ermittelt.

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