„Preis als Motivation“
Experimentelle Onkologie: Regensburger Biologin mit Helga-Reifert-Preis geehrt

23.01.2019 | Stand 01.08.2023, 11:09 Uhr
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Dr. Stephanie Arndt aus der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) wurde für ihre Forschungsleistung im Bereich experimenteller Onkologie mit dem Helga-Reifert-Preis ausgezeichnet. Trotz vieler Fortschritte in der modernen Krebsmedizin, stehen die Mediziner bei einigen Krebserkrankungen noch immer vor therapeutischen Herausforderungen. So beispielsweise bei Darmkrebs oder schwarzem Hautkrebs.

REGENSBURG Für diese Krebsarten werden derzeit neue Behandlungsverfahren erprobt, um die Prognose für betroffene Patienten künftig zu verbessern. Einen potentiellen Ansatz stellt dabei ein Verfahren aus dem Bereich der Plasma-Onkologie dar, bei welchem Tumorzellen mit kaltem atmosphärischem Plasma (KAP) bekämpft werden sollen. Die Arbeitsgruppe um die Diplom-Biologin Dr. Stephanie Arndt konnte bereits einen entscheidenden Schritt dazu beitragen, die komplexen Mechanismen beim Einsatz von Plasma zu entschlüsseln. Dafür wurde sie im Rahmen eines Festaktes der Helga-Reifert-Stiftung am Mittwoch, 16. Januar, im Dekanat der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg, mit dem Helga-Reifert-Preis ausgezeichnet.

„Die bisherigen Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Plasma-Onkologie in Zukunft ein interessanter, neuer therapeutischer Ansatz in der Krebsbehandlung sein könnte. Die Basis hierfür ist selbstverständlich ein fundiertes Wissen über die biologische Wirkung und die molekularen und zellulären Mechanismen von kaltem Plasma“, so Professor Dr. Sigrid Karrer, geschäftsführende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des UKR und Leiterin der Arbeitsgruppe.

Bisher ist die Tumortherapie mittels Plasma noch weitestgehend unerforscht, dennoch gilt sie bereits jetzt als innovatives und zukunftsorientiertes Studiengebiet. Kaltes Plasma ist ein teilweise ionisiertes Gas, welches Wolken aus Ionen, Elektronen und reaktiven Spezies enthält. Unter den verschiedenen Spezies finden sich reaktive Sauerstoffspezies (ROS) und reaktive Stickstoffspezies (RNS). Diese scheinen in kaltem Plasma die Hauptakteure bei selektiven Anti-Tumor-Effekten zu sein, indem sie in Tumorzellen, in einer Dosierung, die für normales Gewebe nicht schädlich ist, DNA-Doppelstrangbrüche verursachen, weitere Zellteilungen verhindern oder gar zum kompletten Zelltod führen.

Vielversprechende Ergebnisse konnten die Wissenschaftler in zwei publizierten Studien am Melanom und am Dickdarmkarzinom zeigen, in denen ein spezielles KAP-Gerät zur Behandlung von Tumorzellen genutzt wurde. „Mit dem ‚miniFlatPlaSter‘ konnten wir verschiedene Tumorzellen mit kaltem atmosphärischem Plasma in einer kontrollierten künstlichen Umgebung selektiv abtöten, wohingegen normale Zellen unter gleichen Behandlungsbedingungen unversehrt blieben“, erklärt Dr. Stephanie Arndt.

Die Studien der Forschergruppe am UKR liefern einen essentiellen Beitrag zum Verständnis der Prozesse und Auswirkungen von kaltem Plasma auf Tumorzellen. Die gewonnenen Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Plasmatherapie künftig ein vielversprechender Ansatz in der Tumortherapie sein kann. „Die Auszeichnung mit dem Helga-Reifert-Preis zeigt, wie bedeutend die Forschung im Bereich der Plasmatherapie ist. Ich freue mich sehr über den Preis und sehe ihn als Motivation, um die wissenschaftliche Arbeit auf diesem Gebiet weiter voranzutreiben“, so Arndt im Rahmen der Preisverleihung.

Über den Helga-Reifert-Preis

Die Helga-Reifert-Stiftung zeichnet alle zwei Jahre Wissenschaftler und Doktoranden der Universität Regensburg im Bereich der experimentellen Krebsforschung aus, um diese langfristig zu unterstützen. Das Anliegen von Helga Reifert ist es, innovative Forschungsansätze in der Krebstherapie zu fördern, um die Ergebnisse zur klinischen Anwendung zu bringen. Die Stifterin, eine gebürtige Leipzigerin, lebt bereits seit den 1960er Jahren in Regensburg, weshalb der mit 2.000 Euro dotierte Preis schon seit 2002 an Wissenschaftler und Doktoranden der Universitäten Leipzig und Regensburg vergeben wird.

Dr. Stephanie Arndt wurde 1977 in Freising geboren und studierte von 1998 bis 2003 Biologie an der Universität Regensburg. Ihre Dissertation fertigte sie bis 2007 am Lehrstuhl für Pathologie an der Universität Regensburg in der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Dr. Anja Bosserhoff an, wo sie auch erste Berufserfahrung sammelte - erst als Post-Doc, anschließend als Projektleiterin. Seit 2015 ist sie am Universitätsklinikum Regensburg in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie in der Arbeitsgruppe von Frau Professor Dr. Sigrid Karrer tätig und hat 2018 das Habilitationsverfahren im Fachgebiet Experimentelle Dermatologie eingeleitet.

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