Großes Jubiläum
30 Jahre VKKK Ostbayern e. V. – „Hilfe für Familien krebskranker Kinder ist dringend nötig“

16.01.2019 | Stand 01.08.2023, 12:35 Uhr
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„Der VKKK hat uns geholfen, der ist wie eine große Familie. Da wollen wir etwas zurückgeben.“ Bereitwillig erzählt André Schille von den Erfahrungen, die er und seine Familie mit dem Verein zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder Ostbayern e. V. (VKKK) gemacht haben. Vor genau 30 Jahren, am 12. Januar 1989, hat der inzwischen verstorbene Lappersdorfer Fritz Anetzeder den Verein gegründet.

REGENSBURG Von 44 Mitgliedern damals, die rein ehrenamtlich begannen Geld für die betroffenen Kinder zu sammeln, ist der Verein auf heute über 1.100 Mitglieder gewachsen. Sichtbarstes Projekt ist das Elternhaus gleich hinter der Kinder-Uniklinik Ostbayern in Regensburg. Im Elternhaus kamen im Mai 2017 auch André und Saskia Schille unter, als ihr damals zweijähriger Sohn Louis auf der Kinder-Onkologie in Regensburg eingeliefert wurde. Ärzte in Amberg hatten einen Tumor in seinem Kopf gefunden. Der Tumor stellte sich als besonders aggressiv heraus, eine Erkrankung die weniger als 20 Prozent der betroffenen Kinder zwei Jahre nach der Diagnose überleben. Umso schöner, dass Louis heute tumorfrei ist. „Es geht im gut. Wir arbeiten momentan daran, die Behandlungsfolgen zu heilen“, sagt Schille. Was auf die Diagnose folgte, war ein Behandlungsmarathon. Eine Not-Operation am Tag nach der Einlieferung, um im Gehirn gestaute Flüssigkeit abzuführen. Keine Woche später die achtstündige Tumoroperation am offenen Gehirn des kleinen Jungen. Danach musste Louis fünf Wochen in der Klinik bleiben. „Es ging ihm schlecht“, erinnert sich der Vater. Die Operation am Gehirn hatte Louis‘ motorischen Fähigkeiten beeinträchtigt, er konnte weder sprechen noch schlucken. Später folgten mehrere Zyklen Chemotherapie, die Behandlung jeweils eine Woche in der Klinik in Regensburg, danach zwei Wochen zuhause in Bruck in der Oberpfalz, um sich zu erholen. Angewandt wurde dabei auch eine experimentelle Hochdosis-Chemotherapie aus den USA. „Louis hat das alles erstaunlich gut vertragen“, sagt Schille. Ziel war, die Tumorzellen so lange zu bekämpfen, bis Louis drei Jahre alt wurde. Erst dann folgte im April und Mai 2018 die Bestrahlung am Westdeutschen Protonentherapiezentrum, wofür die Familie sieben Wochen ins Ruhrgebiet nach Essen musste. Die Wartezeit war nötig, weil die Bestrahlung bei Kindern unter drei Jahren zu viele Schäden anrichten würde.

„Als hätten es die betroffenen Familien nicht schon schwer genug, besteht zusätzlich noch die Gefahr, finanziell in Schieflage zu geraten“, sagt Prof. Dr. Franz-Josef Helmig, 1. Vorsitzender des VKKK. Denn längst nicht alle Kosten werden von den Krankenkassen getragen. Hier springen Elternvereine wie der VKKK ein. Er übernahm bei den Schilles viele Fahrtkosten zwischen Bruck und Regensburg, unterstützte sie bei den Unterkunfts- und Fahrtkosten für die Behandlung in Essen und einiges mehr.

Für die Familie Schille am Wichtigsten war aber die Möglichkeit, im VKKK-Elternhaus ganz nah bei Louis wohnen zu können. Von dort sind es nur ein paar Schritte bis zur Kinder-Onkologie. An den Wochenenden kam auch Tochter Lani, damals 14, mit im Elternhaus unter, um so etwas wie Familienleben zu ermöglichen. „Die tolle Atmosphäre, die Zuwendung von den VKKK-Mitarbeitern, der Austausch mit anderen betroffenen Eltern haben uns Kraft gegeben“, erinnert sich André Schille, der als Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Neunburg vorm Wald arbeitet. Jetzt, da es Louis wieder gut geht, engagieren sich die Schilles für den VKKK. „Wir haben in der schweren Zeit so viel Gutes erlebt und so viel Hilfe bekommen, da wollen wir etwas zurückgeben. Und wir wollen zeigen, dass diese Hilfe dringend nötig ist“, sagt der Familienvater.

Seine Aufgabe sieht der Verein zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder Ostbayern e. V. (VKKK) seit 30 Jahren in der umfassenden Unterstützung von an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen sowie ihrer Familien in medizinischer, pflegerischer, sozialer, psychologischer und rechtlicher Hinsicht. Diese Aufgaben kann der Verein nur mithilfe seiner aktuell 1.130 Mitglieder sowie von Spendern und Sponsoren erfüllen. Der VKKK entstand 1989 als Privatinitiative des Lappersdorfers Fritz Anetzeder. In den Jahren zuvor waren zwei Kinder in der Nachbarschaft an Krebs erkrankt. Anetzeder hatte mitbekommen, vor welchen Schwierigkeiten die Familien dadurch standen, die seinerzeit noch nach München zur Behandlung fahren mussten. Deswegen setzte sich der Verein intensiv dafür ein, eine onkologische Station an der Kinderklinik St. Hedwig einzurichten, damit Patienten aus Niederbayern und der Oberpfalz heimatnäher Behandlung finden. Das gelang 1994. 1995 eröffnete der VKKK sein erstes Elternhaus in der Wilhelmstraße, nahe der Hedwigsklinik. Ziel war, den betroffenen Familien eine preiswerte Unterkunft und direkten Kontakt zu den Kindern in der Klinik zu bieten. 2004, ein Jahr vor seinem Ruhestand als Leiter der Kinderchirurgie in St. Hedwig, übernahm Prof. Dr. Franz-Josef Helmig den Vorsitz des Vereins.

Nachdem die Kinderonkologie von der Klinik St. Hedwig in die neue Kinderuniklink am Universitätsklinikum umgezogen ist, eröffnet der VKKK 2010 sein neues Elternhaus direkt daneben.

Im Jahr 2017 betreute der Verein 356 Patienten, 54 kamen neu hinzu. Die Zahl der Übernachtungen im VKKK-Elternhaus stieg auf rund 12.200, ein Plus von 500 gegenüber 2016 und von rund 5.000 gegenüber 2012. Das Elternhaus mit seinen 23 Appartements hatte damit seine Auslastungsgrenze erreicht. Deswegen hat der Verein seit Herbst 2018 dauerhaft vier zusätzliche Elternappartements im neu eröffneten Patientenhaus der Leukämiehilfe Ostbayern angemietet. Neben der Übernachtungsmöglichkeit für die Familienangehörigen bietet der VKKK Betreuung, Zuwendung und Angebote für die Kinder und ihre Familien. Auf der Kinderonkologie steht die VKKK-Wunschbox für die Herzenswünsche der jungen Patienten bereit. Die Wünsche geben den Kindern ein Ziel, das ihnen hilft, die harte Zeit der Therapie durchzuhalten – manchmal ein überlebenswichtiger Faktor. Mit Begegnungsangeboten fördert der VKKK den Austausch der Familien untereinander, die sich als Schicksalsgemeinschaft Halt und Trost geben. Schließlich findet auch die Trauer um verstorbene Kinder mit verschiedenen Angeboten ihren Platz im Angebot des Vereins.

Programm im Jubiläumsjahr 2019

Den offiziellen Auftakt seines 30. Jubiläums feiert der VKKK Ostbayern e. V. am Freitag, 18. Januar, ab 17 Uhr mit einem Festempfang für geladene Gäste. Nach der Begrüßung durch den VKKK-Vorsitzenden, Prof. Dr. Franz-Josef Helmig, wird die Regensburger Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer gratulieren, die auch die Schirmherrschaft des anschließenden Benefizkonzerts Two.Night übernommen hat. Ministerpräsident Markus Söder lässt sich durch Finanz- und Heimatminister Albert Füracker vertreten. Als Oberpfälzer hat der Minister einen engen Bezug zum Einzugsgebiet der Kinder-Uniklinik Regensburg in Niederbayern und der Oberpfalz. Aus diesen Regierungsbezirken stammen in der Regel die krebskranken Kinder, derer sich der VKKK annimmt. Außerdem überbringt der Oberpfälzer Bezirkstagspräsident Franz Löffler seine Glückwünsche. Der bekannte Fernsehschauspieler Marcus Mittermeier, selbst Mitglied im VKKK-Vorstand, wirft einen Blick zurück auf die Entwicklung und die Leistungen des VKKK seit der Gründung 1989. Als Moderator führt Harry Landauer durch die Feierstunde. Im Gespräch mit ihm wird Familie Schille aus Bruck im Landkreis Schwandorf schildern, wie sehr der VKKK ihr in den letzten zwei Jahren geholfen hat, seit ihr kleiner Sohn Louis an einem schweren und seltenen Hirntumor erkrankte. Prof. Dr. Selim Corbacioglu, Leiter der Kinderkrebsabteilung am Uniklinikum Regensburg, berichtet darüber, wie Klinik und VKKK sich bei der Sorge um die kleinen Patienten Hand in Hand ergänzen. Den Festempfang umrahmen musikalisch Kinder der Grundschule Burgweinting. Zusammen mit ihren Lehrerinnen setzen sich jeweils die vierten Klassen der Schule schon seit zehn Jahren regelmäßig für den VKKK ein. Mit großem Engagement sammeln die Kinder Jahr für Jahr rund 1.500 Euro an Spenden. Als Dank dafür wird die Schulgemeinschaft im Rahmen des Festempfangs offiziell zum Botschafter des VKKK Ostbayern e. V. ernannt.

Feier zum 30. Jubiläum

Mit einem ganz besonderen Benefizkonzert feiert der VKKK Ostbayern e. V. sein 30. Jubiläum. „Two.Night“ heißt der Abend, bei dem am Freitag, 18. Januar, ab 19.30 Uhr im marinaforum bekannte Regensburger Musiker jeweils als Duo auftreten. Die Künstlerinnen und Künstler verzichten dabei auf einen großen Teil ihrer Gage, damit vom Eintrittsgeld möglichst viel für die Unterstützung krebskranker Kinder und deren Familien übrig bleibt. Die künstlerische und technische Leitung des Abends haben Anastasia Wolkenstein und Uli Zrenner-Wolkenstein für den Verein zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder Ostbayern e. V. (VKKK) übernommen. Mit dem Konzertprogramm „SonnenNacht“ hatte das Paar den Verein schon früher mehrmals unterstützt. „Bei Two.Night wollen wir etwas anbieten, das es so in Regensburg noch nicht gegeben hat“, sagt Uli Zrenner Wolkenstein. Selbst Musiker und unter den Kollegen bestens vernetzt bringt er ein Who is who der lokalen Rock-, Pop- und Jazzszene auf die Bühne des marinaforums. Als Newcomer mit dabei sind „Latcho Due“, die Gitarristen Etienne Wittich und Andy Kö, die gerade mit dem Musikpreis der Stadt Regensburg ausgezeichnet wurden. Steffi Denk singt, begleitet von Sepp Haslinger am Keyboard, Pop-Klassiker. Sänger Markus Engelstädter und Pianist Bernd Meyer haben einige Rock- und Popsong dabei. Uli Zrenner-Wolkenstein selbst begleitet am Bass die Sängering Lisa Wahlandt. Ein Geheimnis um seinen Duo-Partner und um das Programm macht noch der Schlagzeuger Gerwin Eisenhauer. Country Noir spielt das Duo Diamond Dogs. Bernd Meyer kommt zu einem zweiten Auftritt am Piano, wenn er Sängerin Katharina Elisabeth Kram bei Wienerliedern und Chansons begleitet. Als Special Guest ist Familienmusiker Donikkl dabei, der den VKKK schon seit vielen Jahren unterstützt. Das große Finale des Konzerts bestreiten alle Künstlerinnen und Künstler gemeinsam. Das künstlerisch gestaltete Konzertplakat hat der Regensburger Bühnenbildner und Illustrator Peter Engel für den VKKK entworfen. „Two.Night“, der Name des Benefizkonzerts, spielt mit dem englischen Begriff „tonight“ für „heute Abend“ und „two“, der Zahl zwei, weil lauter Duos auftreten. Tickets für das Benefizkonzert gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet unter www.okticket.de.

Weitere Veranstaltungen

Am Samtag, 13. Juli, findet ein prominent besetztes Fußballturnier – VKKK Kicken für Kids – zugunsten krebskranker Kinder statt. Auch 2019 organisiert ein Team um den Fernsehschauspieler und VKKK-Vorstand Marcus Mittermeier wieder das Promi-Fußballturnier „Kicken für Kids“. Dazu lädt Mittermeier Schauspielerkollegen ein, die sich als „Team Kommissar“ mit Freizeit- und Firmenmannschaften messen. Der Tag ist eingebettet in ein lustiges Fest für die ganze Familie. In den letzten Jahren kamen durch das Turnier regelmäßig rund 30.000 Euro an Spendengeldern für den VKKK Ostbayern e. V. zugunsten krebskranker Kinder zusammen. Veranstaltungsort ist das Sportstadion der Uni Regensburg.

Am Sonntag, 13. Oktober, spielt Donikkl um 15 Uhr für den VKKK. Es ist eine Mitmachparty für die ganze Familie im Aurelium in Lappersdorf. Seit vielen Jahren ist der Familien-Musiker Donikkl dem VKKK verbunden. Als Abschluss des Jubiläumsjahrs gibt er am 13. Oktober ein Konzert im Aurelium in Lappersdorf. Der dreifache Gewinner des Deutschen Kindermusikpreises verspricht, zusammen mit seinen Freunden die Stimmung im Aurelium zum Kochen zu bringen. Donikkl tritt bei seiner Mitmach-Party für die ganze Familie zusammen mit Erich, dem Koch, und Minna von Starkstrom auf. Der Eintritt ist frei, Spenden sind herzlich willkommen. Der Erlös kommt ausschließlich der Arbeit des VKKK Ostbayern e. V. für krebskranke Kinder zu Gute.

Regensburg