Appell an die Lebensqualität
Welthospiztag – „Die Palliativmedizin sagt ‚Ja‘ zum Leben“

11.10.2018 | Stand 02.08.2023, 20:35 Uhr
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„Nicht heilbar.“ – Eine Nachricht, die oft mit einem beschwerlichen Weg für Betroffene und Angehörige einhergeht. Anlässlich des Welthospiztags am Samstag, 13. Oktober, informiert das Universitätsklinikum Regensburg über die Chance auf Lebensqualität, die Palliativmedizin in jeder Phase einer schweren Erkrankung bietet.

REGENSBURG Unter dem Motto „Weil du wichtig bist!“ begeht der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e. V. den diesjährigen Welthospiztag. Noch immer wird die palliativmedizinische Versorgung von vielen Menschen fälschlicherweise mit dem Begriff der Sterbemedizin assoziiert. Was Palliativmedizin wirklich bedeutet, möchte Dr. Michael Rechenmacher der breiten Öffentlichkeit vermitteln. Er ist Leiter der Palliativmedizin am Universitätsklinikum Regensburg und unterstützt Patienten und deren Angehörige bei der Gestaltung ihres individuellen Lebenswegs. „Palliativmedizin leistet viel mehr, als den meisten bewusst ist. Wir sind in vielen Fällen schon in den frühen Phasen einer schweren Erkrankung involviert und begleiten Patienten und Angehörige während des gesamten Krankheitsverlaufs. Im Fokus unserer Arbeit steht dabei immer die Linderung der Beschwerden und damit verbunden die Steigerung der Lebensqualität“, erläutert Dr. Rechenmacher seine Motivation.

Palliativmedizin am Universitätsklinikum

Der Begriff Palliativ leitet sich vom lateinischen Wort „pallium“ für Mantel ab. Sinnbildlich bedeutet dies, dass sich die Palliativmedizin wie eine schützende Decke oder ein Mantel über versorgungsbedürftige Patienten legt. Die Palliativmedizin am Universitätsklinikum besteht aus mehreren Bausteinen, um im ambulanten, stationären sowie auch im häuslichen Umfeld den Betroffenen zu helfen. Um diesem ganzheitlichen Ansatz gerecht zu werden, bedarf es einem interdisziplinären und interprofessionellen Team. Im Universitätsklinikum arbeiten deshalb Fachärzte der Inneren Medizin und Hämatologie sowie der Schmerzmedizin eng mit speziell für die Palliativversorgung ausgebildeten Krankenpflegern, Psychologen, Physiotherapeuten und Sozialberatern zusammen. Nur durch dieses Profil ist ein individuelles Angebot für den einzelnen Patienten möglich, das jede Facette seiner Situation mit einbezieht.

Interdisziplinäre Palliativstation

Zuwendung, Nähe und eine hochmoderne medizinische Versorgung bietet seit März 2018 auch die interdisziplinäre Palliativstation des Universitätsklinikums, auf der sich ein speziell geschultes Team um Betroffene und Angehörige kümmert. Derzeit können in den Räumlichkeiten sechs Patienten untergebracht werden. Die Station wird gemeinschaftlich von den Kliniken für Anästhesiologie, Innere Medizin III und Strahlentherapie des Universitätsklinikums betrieben. Der Aufenthalt in der interdisziplinären Palliativstation soll Betroffenen bei der körperlichen und seelischen Stabilisierung helfen und sie auf die Entlassung nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung beziehungsweise ein Hospiz vorbereiten.

Lebensqualität verbessern

Wenn keine kurative Behandlung mehr möglich ist, ist es wichtig, Patienten umfassend zu unterstützen, um ihnen ein selbstbestimmtes und aktives Leben auch in dieser schwierigen Lebensphase zu ermöglichen. „Die Palliativmedizin sagt ‚Ja‘ zum Leben, ohne den Krankheitsverlauf hinauszuzögern. Uns ist wichtig, dass ein Patient alles bekommt, was er benötigt, um seine persönliche Situation zu verbessern. Wir möchten ihm den Mut geben, Entscheidungen zu treffen, die für ihn am besten sind“, sagt Dr. Michael Rechenmacher. „Wir begleiten unsere Patienten bestenfalls über viele Wochen und Monate hinweg und können uns die Zeit nehmen, ihnen genau zuzuhören und auf ihre Wünsche und Bedürfnisse einzugehen.“ Die Palliativmediziner des Universitätsklinikums behandeln nicht nur die physisch belastenden Symptome der Patienten, sie stehen ihnen und ihren Angehörigen auch beratend zur Seite. Neben gesundheitlichen Aspekten finden diese in den Gesprächen Unterstützung bei seelischen, familiären und finanziellen Sorgen oder der Angst vor dem Sterben. Die Palliativmedizin stellt deshalb einen essentiellen Therapiebaustein in der Versorgung dar, welcher durch einen klinikumsinternen Konsildienst Patienten aller Fachbereiche des Universitätsklinikums sowie in einer übergreifenden Zusammenarbeit auch Betroffenen des medbo Bezirksklinikums zur Verfügung steht.

Häusliche Versorgung durch das Palliativteam

Im gewohnten Umfeld im Kreise der Familie fühlen sich Patienten meist am wohlsten. Dies gilt gerade auch für die Lebensphase, wenn die Erkrankung einen spürbaren Tribut fordert. Gerade dann ist aber nicht selten Unterstützung in vielfältiger Hinsicht erforderlich: bestmögliche Symptomkontrolle, Unterstützung der versorgenden Angehörigen und nicht zuletzt menschliche Zuwendung. Dies wurde auch am Universitätsklinikum schon früh erkannt, weswegen seit Jahren das ambulante Palliativteam Abrigo Patienten und ihre Angehörigen zuhause betreut.

„Lebensqualität ist der Schlüsselfaktor in der palliativmedizinischen Therapie. Wir möchten diese auch im häuslichen Umfeld des Patienten sicherstellen. Deshalb betreuen wir unsere Patienten auch nach dem Klinikaufenthalt bei sich zuhause, um ihnen die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen“, betont der Palliativmediziner.

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