Gesundheit im Alter
Vorbeugung der Altersepilepsie: – „einmal erkannt, sind die Beschwerden gut behandelbar“

05.10.2018 | Stand 02.08.2023, 21:48 Uhr
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Wenn es um Nervenerkrankungen im Alter geht, fallen meist die Schlagworte Schlaganfall und Demenz. Die dritthäufigste Nervenkrankheit unter den Senioren, die Altersepilepsie, wird dabei häufig übersehen.

CHAM „Einmal erkannt, sind die Beschwerden aber gut behandelbar“, erklärt Prof Dr. Frank Weber, Chefarzt der Neurologie am Sana Krankenhaus Cham, anlässlich des Tags der Epilepsie am Freitag, 5. Oktober. Diesen Aktionstag der Epilepsie-Selbsthilfe in Deutschland gibt es seit 1996 und er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Epilepsie – und jetzt?“ Im Mittelpunkt stehen dabei diejenigen, bei denen die Diagnose einer Epilepsie erstmalig gestellt wird und die mit den daraus resultierenden Fragen und Problemen konfrontiert sind. „Einfach gesagt, ist ein epileptischer Anfall ein Krampfanfall, der durch eine vorübergehende Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn ausgelöst wird“, erklärt Prof Dr. Frank Weber, Chefarzt der Neurologie. Die Anfälle können zwar sehr unterschiedlich aussehen, aber das Bild der Epilepsie ist stark geprägt von den Symptomen des großen Anfalls, bei dem es zu einem Bewusstseinsverlust, heftigen Krämpfen und unkontrollierbaren Zuckungen kommt. Bei einer Altersepilepsie treten solche großen Anfälle allerdings seltener auf. Wahrscheinlicher ist, dass der Anfall nur einen bestimmten Bereich des Gehirns betrifft. Die Beschwerden sind dann weniger spezifisch und subjektiv ist das Anfallsgefühl geringer ausgeprägt. Statt der Verkrampfungen und Zuckungen könnte zum Beispiel Folgendes auffallen: kurze Abwesenheitszustände („Der Opa stiert in der Gegend herum“), Unfähigkeit des Sprechens („Da habe ich für eine Viertelstunde keinen Satz herausgebracht“), wenige Minuten anhaltende Fehlhandlungen wie zum Beispiel („Opa hat das erste Mal Shopping-Kanal gesehen, das würde er nie machen“), kurzes Durcheinander-Sein, das nur die Angehörigen beobachten können. Der Betroffene findet sich liegend wieder und weiß nicht, wie das passiert ist.

Altersepilepsie wird häufig verkannt

Die Besonderheiten im Erscheinungsbild führen dazu, dass eine Epilepsie im Alter oft nicht erkannt oder gar als Folge des Alterns missverstanden wird. Das kann gesundheitliche Folgen haben, wenn zum Beispiel die Epilepsie als Ursache von Stürzen nicht diagnostiziert und damit künftige Unfälle nicht vermieden werden können. Kommen andere Erkrankungen wie etwa Parkinson oder Demenz hinzu, überdecken die Beschwerden möglicherweise die Symptome der Altersepilepsie. Ursachen für die Epilepsie im Alter können unter anderem Kopfverletzungen, kleine Schlaganfälle, beginnende Demenz, Alkohol-Missbrauch, Medikamente oder Entzündungen sein.

Wie sollten Angehörige und Betroffene reagieren?

Prof. Dr. Weber rät: „Wer zum ersten Mal einen Anfall erleidet, sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen“. Erster Ansprechpartner ist in der Regel der Hausarzt, der den Patienten dann zu einem Neurologen überweist. Da sich der Betroffene an das Ereignis oft nicht erinnert und der Anfall im Alter nicht so dramatisch abläuft wie ein klassischer Anfall, sind die Verwandten gefragt. Der Neurologe benötigt eine möglichst genaue Schilderung dessen, was passiert ist. Gegebenenfalls kann es sehr hilfreich sein, die Beobachtungen mit dem Handy zu filmen und dem Neurologen vorzuspielen. Kommt es doch zu einem großen Anfall mit Verlust des Bewusstseins, einem Krampfanfall und Zuckungen an Armen und Beinen sollte der Betroffene vor Verletzungen am Kopf geschützt werden. Tritt ein solcher Anfall zum ersten Mal auf, muss der Notarzt gerufen werden. Das gleiche gilt, wenn der Anfall länger als zwei Minuten anhält.

Wie wird die Altersepilepsie diagnostiziert?

Der Neurologe erhebt die Krankengeschichte und untersucht den Betroffenen. Üblicherweise wird mithilfe einer Elektroenzephalografie die elektrische Aktivität des Gehirns gemessen. Eine Untersuchung mit einem bildgebenden Verfahren kann darüber hinaus Aufschluss über die Ursache des Anfalls geben.

Welche Epilepsie-Therapien gibt es?

Insbesondere die Altersepilepsie lässt sich heutzutage sehr gut in den Griff bekommen. Derzeit stehen mehr als 20 verschiedene Präparate zur Verfügung. Die Medikamente beeinflussen den Gehirnstoffwechsel, haben aber kaum Nebenwirkungen. Sind Bewusstseinsstörungen aufgetreten, darf man zu seinem eigenen und dem Schutz anderer vorerst nicht selbst Auto fahren, Tätigkeiten mit Absturzgefahr sollten vermieden werden und beim Baden im See sollte man vorsichtig sein, denn eine epileptische Bewusstseinsstörung kann ohne jede Ankündigung auftreten. Generell ist aber zu sagen, dass man mit einer gut eingestellten Altersepilepsie durchaus 100 Jahre alt werden kann.

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