Wohnen Inklusiv Regensburg
Eine Genossenschafft schafft Lebensqualität für Menschen mit Behinderung

23.01.2018 | Stand 24.07.2023, 20:05 Uhr
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„Sehr viel Mut“ bescheinigte Bezirkstagspräsident Franz Löffler den Eltern, die als Genossenschaft „Wohnen Inklusiv Regensburg W.I.R.“ auf dem Gelände der ehemaligen Nibelungenkaserne 47 barrierefreie Wohneinheiten gebaut haben.

REGENSBURG Annette Fischer, Vorständin der Genossenschaft, brachte in ihrer Projektvorstellung die Botschaft der Macher auf den Punkt: „Wir zeigen, dass Menschen mit Behinderung und hohem Unterstützungsbedarf inmitten unserer Gesellschaft leben können“. Bunt gemischt ist die bis auf eine Wohnung voll belegte Hausgemeinschaft in den U-förmig angeordneten drei Gebäuden, die sich um einen großen Innenhof gruppieren: Fast vierzig Prozent der Bewohner sind Familien, rund zwölf Prozent Singles und etwa 16 Prozent Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.

Eigentümer und Nutzer

Die notwendige Betreuung für die zwölf jungen Erwachsenen mit Behinderung leistet das Pflegepersonal der Lebenshilfe. „Ein bayernweit strahlendes Leuchtturmprojekt für konkrete Inklusion“, zeigte sich Bezirkstagspräsident Franz Löffler begeistert. 2,8 Millionen Euro haben die Genossenschaftsmitglieder an Eigenkapital gestemmt, 7,2 Millionen hat die Raiffeisenbank für die im Dezember 2017 offiziell eröffnete Wohnanlage finanziert. Zahlreiche Genossenschaftsmitglieder haben auch ihre Kompetenzen als Juristin, Bausachverständiger, PR-Fachfrau und vieles mehr eingebracht. Die gesamte Wohnanlage ist behindertengerecht ausgebaut und verfügt über einen großen Gemeinschaftsraum zur Begegnung und für gemeinsame Aktionen. Die Räume für die zwölf Bewohner mit hohem Unterstützungsbedarf liegen auf einem Stockwerk, jeweils sechs sind zu einem Cluster zusammengefasst mit eigener Wohnküche, Terrasse sowie einen Raum für die Pflegekraft.

„Das Besondere an diesem Projekt: Die Betroffenen sind Eigentümer und Nutzer“, stellte Bezirkstagspräsident Löffler fest und übergab als Anerkennung einen Haussegen und einen Korb mit Süßigkeiten. Der Bezirk Oberpfalz unterstützt aktuell acht Menschen mit Behinderung jeweils mit bis zu 5.000 Euro im Monat, je nach konkretem Hilfebedarf. Löffler wies die anwesenden Eltern darauf hin, dass das neu geschaffene „Bayerische Teilhabegesetz“ Erleichterungen in der Antragstellung sozialer Leistungen bringe: In Zukunft sind alle ambulanten und stationären Hilfen zur Pflege und für Menschen mit Behinderung bei den Bezirken in Bayern angesiedelt. Diese Hilfe aus einer Hand schaffe die Möglichkeit, sich wirklich auf den konkreten Bedarf des einzelnen Menschen zu konzentrieren.

Lebensqualität

Beim anschließenden Rundgang durch das Haus zeigte Mara, eine junge Bewohnerin mit Behinderung, dem Präsidenten in Begleitung von Bezirksrat und Behindertenbeauftragten Johann Renter, dass sie sich wohl fühlt in der Hausgemeinschaft. In den Zimmern machten die Menschen spürbar, was W.I.R. leistet: Lebensqualität für jeden Bewohner, eine soziale Gemeinschaft für Menschen mit und ohne Behinderung und die Möglichkeit zur Teilhabe am Leben in der Stadt Regensburg. Und langfristig gesehen schafft das lebenslange Wohnrecht der Genossenschaftsmitglieder für die jungen Erwachsenen mit Behinderung Sicherheit, gerade wenn die Eltern älter werden.

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