Trauer in Bad Füssing
Johannesbad-Gründerin Dr. Angelika Zwick mit 94 Jahren verstorben

10.09.2019 | Stand 31.07.2023, 6:30 Uhr
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Abschied von einer Pionierin

BAD FÜSSING. Die Johannesbad Gruppe hat ihre Gründerin verloren: Dr. med. Angelika Zwick ist mit 94 Jahren in Bad Füssing gestorben. Ihre letzten Tage verbrachte die Ärztin in Bad Füssing, Niederbayern, der Wiege der Johannesbad Gruppe. Dort hat sie gemeinsam mit ihrem Mann, Dr. med. Eduard Zwick, die Johannesquelle erbohrt, eine Therme aufgebaut und ihre erste Fachklinik errichtet.

„Die Johannesbad Gruppe ist ihr Lebenswerk“, sagt Dr. med. York Dhein, Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens, „in tiefer Trauer nehmen wir Abschied von einem ganz besonderen Menschen, einer großen Persönlichkeit und Ärztin, die schon früh die Bedeutung von ganzheitlicher Medizin und Rehabilitation erkannt hat.“

Die gebürtige Oberpfälzerin hatte ihr Leben der Medizin verschrieben: Mit 30 Jahren war sie 1955 gemeinsam mit ihrem Mann und der damals 1,5-jährigen Tochter Luitgard nach Sumatra, Indonesien, gegangen; sie arbeitete dort fünf Jahre als Tropenärztin für die Weltgesundheitsorganisation. Während des Aufenthaltes in Indonesien wurde Sohn Johannes geboren, der seit 1982 das Unternehmen führt, heute als Aufsichtsratsvorsitzender der Johannesbad Gruppe. An die Jahre in Indonesien erinnerte sie sich gerne als „zugleich schwere und schöne Zeit“: „Wir haben in Sumatra täglich zwölf bis fünfzehn Stunden gearbeitet; mein Mann war im staatlichen Krankenhaus als Arzt tätig; ich kümmerte mich um die Frauen und Mädchen der großen Islamschulen, da diese nur von weiblichen Ärzten behandelt werden durften.“

Meilenstein zum Bad in Füssing

Das Ärzteehepaar hatte in Sumatra bereits eine Schwefelquelle zur Linderung rheumatischer Beschwerden genutzt. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland haben die beiden Ärzte 1959 in Bad Füssing das erste Sanatorium der Kommune erbaut, 1964 die Johannesquelle erbohrt und 1969 das erste Rehabilitations- und Therapiezentrum Bad Füssings eröffnet. Auch 50 Jahre später gelten diese Schritte als wichtigster Meilenstein für den Erfolg des niederbayerischen Kurorts. Dies hat letztlich zur Verleihung des Prädikates Bad geführt; bis heute ist die Gemeinde einer der wichtigsten Kurorte in Deutschland. „Die Einrichtungen der Familie Zwick begründeten den Aufschwung des niederbayerischen Bäderdreiecks“, betont York Dhein. Angelika Zwick selbst hat das Bad Füssinger Thermalwasser immer als die tragende Säule des medizinischen Angebots gesehen.

„Angelika Zwick war ihrer Zeit voraus – sie war eine Pionierin im Gesundheitswesen“, sagt York Dhein voller Hochachtung. So setzte sie auch früh auf eine eigene Ausbildung: Im Jahr 1969 eröffnete sie ebenfalls in Bad Füssing die staatlich anerkannte Johannesbad Berufsfachschule für Masseure und medizinische Bademeister. „Gut ausgebildete Fachkräfte waren ihr ein großes Anliegen“, resümiert Finanzvorstand Werner Weißenberger.

Eine Löwin für die Familie

Angelika Zwick war ein Familienmensch: „Familie bedeutet für mich einfach alles“, betonte sie immer wieder, „ich habe für meine Kinder immer wie eine Löwin gekämpft.“ Sie lebte die letzten Jahrzehnte in der Nähe ihres Sohnes in der Schweiz, besuchte aber regelmäßig Bad Füssing. Geburtstage und Feste feierte sie mit Kindern, Enkeln und Urenkeln am liebsten im Kreise mit ihren Freunden. Darüber hinaus trieb sie stets die Fürsorge um die Johannesquelle um. „Bei ihren Besuchen in Bad Füssing hat sie jedes Mal am Brunnentempel nachgesehen, ob alles in Ordnung ist“, weiß York Dhein zu berichten. Denn, so formulierte sie: „Das Thermal-Mineralwasser aus dieser Quelle hat unzähligen Menschen Heilung gebracht und wird dies auch künftig tun.“

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