Der gelbe Rettungsengel aus Passau:
„Wir sind in drei Minuten in der Luft“

02.08.2018 | Stand 02.08.2023, 23:25 Uhr
−Foto: n/a

Andreas Kronawitter (25) ist neuer BRK-Flugretter am Stützpunkt Suben

SUBEN/PASSAU. Erst vor etwa vier Wochen hat Andreas Kronawitter aus Passau seinen Dienst am Hubschrauber-Stützpunkt im oberösterreichischen Suben angetreten. Hauptamtlich ist der 25-Jährige Rettungsassistent beim BRK-Kreisverband in Passau angestellt, arbeitet hier bodengebunden und ist mit dem Rettungswagen unterwegs. Seit Anfang Juli verbringt er monatlich etwa drei bis vier seiner Schichten in der Luft – im Rettungshubschrauber „Christophorus Europa 3“. Seit Mitte 2002 ist der „gelbe Lebensretter aus der Luft“ im Einsatz – hier kooperieren Bayern und Österreich länderübergreifend. Neben dem BRK sind auch der ADAC, der ÖAMTC sowie das Oberösterreichische Rote Kreuz am Standort Suben vertreten, jeweils mit vier Flugrettern aus Österreich und aus dem Landkreis Passau, darunter ganz frisch auch Andreas Kronawitter. „Ich bin zum Technical Crew Member (TCM) ausgebildet, ehrlich gesagt eine körperlich und auch psychisch belastende Tätigkeit“, erklärt Kronawitter bei einem Besuch des BRK-Kreisvorsitzenden Walter Taubeneder in Suben. Die Weiterbildungsmaßnahme ist über zehn Tage gegangen, allerdings musste der junge Rettungsassistent im Vorfeld ein dreitägiges sogenanntes „Assessement Center“ durchlaufen. „Nach der Auswertung ist die Entscheidung unter mehreren Bewerbern auf mich gefallen, dann ging es in die Ausbildung.“ Weitere 25 Einsätze, an sechs Tagen, war der junge Flugretter dann als Praktikant im Einsatz – „hier war ich neben Notarzt, Flugretter und Pilot, der vierte Mann im Hubschrauber. Seit Juli bin ich jetzt vollwertiges Crew-Mitglied“, erklärt Andreas Kronawitter stolz.

Seine Schicht startet bereits um sechs Uhr morgens: „Die medizinische Ausrüstung muss überprüft werden, der Hubschrauber wird dann eingeräumt, die Dienstkleidung angezogen, ein Funkcheck steht an und dann geben wir um sieben Uhr die Meldung an die Leitstelle, dass wir einsatzbereit sind.“ Bei einem gemeinsamen Frühstück gebe es dann noch ein Briefing durch den Piloten – „wenn dann der Alarm kommt, sind wir in drei Minuten in der Luft“, so Kronawitter. Wie oft der Hubschrauber von den Leitstellen in Ried und Passau angefordert wird ist dabei ganz unterschiedlich – „an langen, schönen Sommertagen kann das vereinzelt schon bis zu zehn Mal sein.“ Der Einsatz ist dabei stets wetterabhängig, denn bei schlechter Sicht und extremem Niederschlag bleibt er auf dem Boden. Das Einsatzspektrum gestaltet sich dabei prinzipiell ähnlich wie auf dem Boden. „Wir bedienen eher die Traumaschiene, heißt wir übernehmen schwere Verkehrs- und Arbeitsunfälle, was teilweise auch belastend sein kann, aber nach einem Einsatz tauschen wir uns im Team aus und gehen nochmals alles durch – das hilft bei der Verarbeitung.“ Außerdem übernimmt die Flugrettung auch Verlegungsflüge nach Linz, Deggendorf, Regensburg und Passau. Wieder am Stützpunkt angelangt, wird der Hubschrauber betankt und die medizinische Ausrüstung aufgefüllt. „So eine Schicht geht im Sommer schon mal 16 Stunden, bis zur Abenddämmerung.“

„Die wichtigste Aufgabe ist aus dem Fenster zu schauen“

Eine Affinität zum Fliegen hatte der junge Flugretter eigentlich nie, sagt er selbst. „Ich bin eigentlich das erste Mal in der Ausbildung geflogen, davor nur zur Firmung in einem Zweisitzer Sportflugzeug“, schmunzelt er. „Aber man sieht als Rettungsassistent immer den gelben Hubschrauber in der Luft und denkt sich: Was machen die da eigentlich? Da will ich auch hin!“ Der 25-Jährige hat sich seinen Traum erfüllt und ist als Technical Crew Member mehr als „nur“ ein Rettungsassistent in der Luft. „Ich bin eine Art Co-Pilot während dem Flug. Eine meiner wichtigsten Aufgaben ist es dabei tatsächlich aus dem Fenster zu schauen.“ Was sich so lapidar anhört, hat einen ernsten Hintergrund: Aufgrund der Flughöhe hat ein Hubschrauber mit viel Luftverkehr, wie entgegenkommenden Modellflugzeugen, kleineren Maschinen, aber auch Paraglidern und Drohnen, zu tun. So sitzt Andreas Kronawitter vorne links im Cockpit und hat durch die große Glasfront und das GPS-gestützte Navigationsgerät alles mit im Blick. „Außerdem muss ich fit im Funken sein und natürlich auch sonst die Hubschraubertechnik in der Theorie beherrschen – das war Teil der Ausbildung“, schildert er dem BRK-Kreisvorsitzenden bei einer Besichtigung des knallgelben Hubschraubers. „Unabhängig vom medizinischen Einsatzfeld ist auch das Fliegen wirklich interessant.“

Stationiert ist der Helikopter am Flugplatz Suben an der österreichisch-bayerischen Grenze. Sein Einsatzgebiet beträgt rund 50 Kilometer. Innerhalb dieses Einsatzgebietes kann jeder Ort innerhalb von 15 Minuten erreicht werden. Für die Koordinierung sind die Rettungsleitstellen in Passau und Ried im Innkreis zuständig. Der BRK-Kreisverband Passau stellt vier Luftrettungsassistenten zur Verfügung, die die Notärzte aus Bayern und Oberösterreich unterstützen.

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