12 Gemeinden beteiligen sich
Passauer Kreis e.V. sucht vorbildliche Projekte zum Thema Barrierefreiheit

23.05.2018 | Stand 29.07.2023, 10:00 Uhr
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Kein schlechtes Zeugnis kann der Passauer Kreis den Gemeinden ausstellen, die sich an der Fragebogenaktion des Vereins zum Thema „Barrierefreiheit“ beteiligt haben.

PASSAU Immerhin zwölf Gemeinden haben die 22 Fragen des Vereins beantwortet. Mit einer weiteren Gemeinde ist der Verein im Gespräch. Auf die Gemeinden, die nicht geantwortet haben, wird der Verein noch einmal zugehen. „Wir gehen davon aus, dass es nicht Desinteresse am Thema ist“, stellte Max Baumgartner fest, der federführend dieses Projekt des Vereins betreut.

„Wie barrierefrei sind Stadt und Landkreis Passau?“ Dieser Frage will der Passauer Kreis in den nächsten Jahren nachgehen. Angeregt zu dieser Aktion wurden die Vereinsmitglieder durch die Regierungserklärung des ehemaligen Ministerpräsidenten Seehofer vom November 2013, der darin das Ziel vorgab, Bayern bis 2023 im öffentlichen Raum und im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) barrierefrei zu gestalten.

Mit Presseberichten wandte sich der Verein zunächst an Bürgerinnen und Bürger des Landkreises und der Stadt Passau und forderte sie auf, ihnen bekannte Schwachpunkte dem Verein mitzuteilen. In den letzten Wochen wurde nun ein Fragekatalog erarbeitet und an die Gemeinden des Landkreises verschickt. Bei der Auswertung der zurückgesandten Frageböge konnten die Vereinsmitglieder eine große Bereitschaft erkennen, die Kommunen barrierefrei zu machen. So sind die meisten Rathäuser heute bereits barrierefrei zugänglich. Wo dies noch nicht der Fall ist haben Gemeinde Planungen und Bauvorhaben eingeleitet, um Barrierefreiheit im Rathaus und darüber hinaus zu verwirklichen.

So hat Hofkirchen hat ein Gehband mit geschnittenem Pflaster am Marktplatz, Aicha v.W. und Untergriesbach starten eine Ortskernsanierung, bei der im besonderen Maße auf die Belange der Barrierefreiheit eingegangen werden soll. Untergriesbach will auch im Rahmen der Generalsanierung der Mittelschule und des Gymnasiums beide Gebäude barrierefrei umbauen. In Tettenweis ist das Bürgerhaus mit öffentlicher Bücherei barrierefrei erreichbar. Dort befindet sich auch ein Behinderten-WC. In Tittling läuft der barrierefreie Umbau des Rathauses, in Kößlarn ist die Tagesbetreuung am Marktplatz barrierefrei zugänglich. Im gleichen Haus befinden sich vier barrierefreie Wohnungen. In diesem Bereich – der Schaffung barrierefreien Wohnraums – sehen fast alle Gemeinden generell einen Nachholbereich.

Groß ist auch das Interesse der Gemeinden öffentlichen Einrichtungen wie Frei- und Hallenbäder, sowie Turnhallen und Sportplätze barrierefrei zu gestalten. Fast alle Gemeinden haben Behindertenparkplätze und öffentliche behindertengerechte Toiletten ausgewiesen, die auch zum Teil rund um die Uhr zugänglich sind. Die großen Einkaufsmärkte sind überall barrierefrei zugänglich. Auch der Weg zu diesen ist in der Regel gefahrlos möglich.

In den Augen der Vereinsmitglieder besteht aber ein Nachholbedarf bei der Überquerung der Straßen. Ein Blick ins benachbarte Österreich zeigt, dass dort mehr Fußgängerübergänge vorhanden sind. Diese vermindern in den Ortschaften die Geschwindigkeit durchfahrender Fahrzeuge und schaffen so mehr Sicherheit für Menschen, die zum Überqueren der Straßen mehr Zeit benötigen.

Arztpraxen, Apotheken und Banken sind zum Teil für Gehbehinderte auch durch den Einsatz von Rampen zugänglich. Bei Gaststätten und Cafés ist zumeist ein ungehinderter Zugang möglich. Schwieriger wird – vor allem bei älteren Häusern – der Gang zu Toilette. Zu enge Gänge und Treppen bilden hier unüberwindbare Hindernisse. Mit alter Bausubstanzen zu kämpfen hat man auch im öffentlichen Bereich zum Beispiel bei Gehwegen mit Kopfsteinpflaster und beim Zugang zu Kirchen.

Weil die Gegebenheiten in den Gemeinden höchst unterschiedlich sind, hat der Passauer Kreis e.V. einen Barrierebeauftragten für jede Gemeinde gefordert. Die Aufgaben eines Barrierebeauftragten, Anlaufstation und Bindeglied zwischen Bürger und Verwaltung zu sein, wird – so zeigt die Umfrage – in den einzelnen Gemeinde zum Teil von Seniorenbeauftragten bzw. vom örtlichen Bauausschuss oder vom VdK übernommen.

Einige Gemeinden gehen im Bereich „Barrierefreiheit“ neue Wege. So startet die Gemeinde Ruderting ein Projekt „Marktplatz der Generationen“. In diesem Marktplatz sieht die Gemeinde einen Impulsgeber für eine weitere Entwicklung der Gemeinde hin zur barrierefreien Gemeinde. In Ruhstorf erfolgen in Zusammenarbeit mit dem VdK und weiterem geschulten Personen sowie dem Seniorenbeauftragten Begehungen statt, bei denen zum Beispiel auch Rollstuhlfahrer beteiligt sind. Ruhstorf und Tiefenbach haben einen „Seniorenbus“ installiert. Ab Januar 2018 haben ältere Menschen in Ruhstorf die Möglichkeit, jeden Freitag mit dem Seniorenbus zum Einkaufen zu fahren. Die Fahrgäste werden zuhause abgeholt und wieder nach Hause gebracht.

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