Ausstellung „LebensBilderReise“
Die verschiedenen Gesichter der Depression

20.04.2018 | Stand 26.07.2023, 8:56 Uhr
−Foto: n/a

Die Ausstellung „LebensBilderReise“ im Bezirkskrankenhaus Passau will Betroffenen Mut machen.

PASSAU Wie fühlt sich eine Depression an? Wie findet man wieder aus dem schwarzen Loch heraus? Unter dem Motto „LebensBilderReise“ erzählen Betroffene – ehemalige Patienten der Schön-Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee – in Bildern und Hörbeiträgen ihre Geschichten. Am Mittwochabend, 18. April, wurde die Ausstellung im Foyer des Bezirkskrankenhauses Passau offiziell eröffnet.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich machte deutlich, dass Depressionen längst zu einer Volkskrankheit geworden sind. Dennoch würden depressive Erkrankungen von der Gesellschaft vielfach immer noch nicht ernst genommen. Ein gebrochenes Bein könne man sehen, nicht aber, wenn die Seele leidet.

Dem niederbayerischen Bezirkstag und seinen Mitgliedern sei es ein großes Anliegen, einen Beitrag zur Entstigmatisierung und Enttabuisierung psychischer und psychiatrischer Erkrankungen zu leisten und dafür zu sorgen, dass Betroffene möglichst wohnortnah Hilfe bekommen. Die Errichtung des Bezirkskrankenhauses Passau 2013 sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Dezentralisierung der Angebote im Bereich der psychiatrischen Versorgung gewesen. Die Fachklinik für Erwachsenenpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik wird als Außenstelle des Bezirksklinikums Mainkofen geführt, das Pendant für Kinder- und Jugendliche vom Bezirkskrankenhaus Landshut.

Beide Fachkliniken sichern eine wohnortnahe Versorgung psychisch kranker Menschen in der Region – auch und gerade beim Thema Depression. Je nach der Schwere der Erkrankung werden Patienten ambulant behandelt, in der Tagesklinik oder stationär.

Wie groß der Bedarf ist, zeige die hohe Auslastung des Standorts Passau. Ein nächster wichtiger Schritt mit Blick auf die Dezentralisierung der psychiatrischen Hilfsangebote in Niederbayern ist laut Heinrich die Ambulanz für psychische Gesundheit, die am 2. Mai im Krankenhaus in Grafenau ihren Betrieb aufnimmt.

Nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar: Begleitend zu den Bildern der Ausstellung können sich Ausstellungsbesucher durch geschriebene und gesprochene Texte noch besser in die ehemaligen Patienten einfühlen. −Foto: Christine Windorfer

Oberbürgermeister Jürgen Dupper bedankte sich bei allen, die sich dafür eingesetzt haben, dass das Bezirkskrankenhaus in Passau gebaut wird. Dieses sei heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Stadt. Auch Landrat Franz Meyer lobte das Engagement und die Investition des Bezirks – außerdem, dass man bereits jetzt die Weichen für die Zukunft stelle. Der Bezirksausschuss hatte im September 2016 die Erweiterung des Standorts Passau beschlossen. Im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie sollen 50 Betten und bei den Kindern und Jugendlichen 30 hinzukommen. 

Der ärztliche Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen, Prof. Wolfgang Schreiber, erläuterte Behandlungsmethoden von Depressionen und die Rolle, die die Kunsttherapie dabei spiele. Viele Patienten hätten Schwierigkeiten zu artikulieren, was in ihrem Inneren vorgehe, und das Malen von Bildern könne eine wichtige Rolle dabei spielen, wenn es darum gehe, sich besser auszudrücken. Prof. Peter Eichhammer, Leitender Arzt in Passau, sagte, die Erweiterung des Standorts Passau sei mehr als eine Notwendigkeit. Zumal man immer häufiger Patienten wegen der hohen Auslastung abweisen müsse. Mit Blick auf eine dezentrale Versorgung werde es auch immer wichtiger, genügend Ärzte aus der Region für die Region zu gewinnen. 

Sylvia Seider vom Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention am Landratsamt Passau stellte die Netzwerkpartner in der Region vor und hatte noch eine wichtige Botschaft parat: „Depression ist behandelbar – je früher umso besser.“ Die Fachfrau hat die Ausstellung zusammen mit Prof. Eichhammer nach Passau geholt. Sie bildet den Rahmen für einige Informationsveranstaltungen rund um das Thema Depression und ist bis zum 4. Mai zu sehen.

Passau