Mit der richtigen Einstellung
Sich die grauen Tage des Lebens einfach schön lachen

16.03.2018 | Stand 24.07.2023, 18:42 Uhr
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Interview mit Lachyoga-Trainer Ulrich Sticht

PASSAU Kalte, graue Tage – bald sind sie vorbei. Aber für Menschen, die (viel) lachen, scheint sowieso das ganze Jahr die Sonne – im Inneren. Lachyoga-Trainer Ulrich Sticht weiß das genau und aus eigener Erfahrung und er gibt wertvolle Tipps, wie Lachen auch die dunkelsten Tage erhellt und wofür es sonst noch gut ist, das Lachen ganzjährig im Herzen zu tragen.

Was macht das Lachen mit uns?

Der britische Psychologe Richard Wiseman konnte in einem groß angelegten Versuch mit 26000 Probanden nachweisen, dass sich Glücksempfinden durch bewusstes Lächeln langfristig steigern lässt. Hierfür sollte eine Gruppe von Teilnehmern jeden Tag für mehrere Sekunden lang lächeln. Schon nach einer Woche zeigte sich, dass die lächelnden Teilnehmer persönlich ein erhöhtes inneres Glücksempfinden angaben.

Neuronale Plastizität: In der Neurowissenschaft gilt das Prinzip „neurons that fire together, wire together“. Das heißt, Nervenzellen, die miteinander feuern, verbinden sich und werden durch die Wiederholung stärker ausgebaut. Für Lachyoga bedeutet dies, dass durch das intensive Training von unterschiedlichen Gehirnbereichen (Lachnetzwerk) der Zugang zur Heiterkeit immer schneller möglich ist.

Während man lacht, kann man nicht gleichzeitig ängstlich oder niedergeschlagen sein. Häufiges Lachen kann Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit auch längerfristig reduzieren. Wer positiv fühlt, hat leichter Zugang zu positiven Gedanken und nimmt eher die hoffnungsvolle oder auch komische Seite von Lebensereignissen wahr.

Was passiert physiologisch beim Lachen mit uns?

Bei einem herzhaften Lachen kommen insgesamt über 130 Muskeln zum Einsatz. Beim Lachen werden das Zwerchfell, der Hauptmuskel für die Einatmung und die Muskeln zwischen den Rippenbögen so stark aktiviert, dass sich die Atemkapazität signifikant erhöht. Auch das Herz-Kreislauf-System wird aktiviert, die Herzfrequenz erhöht sich und der Blutdruck steigt kurzfristig an. Die erhöhte Durchblutung und Sauerstoffsättigung des Blutes fördert die Verbrennung von Blutfetten, Cholesterinspiegel und Blutzuckerspiegel sinken nach einem herzhaften Lachen. 20 Sekunden durchgehendes Lachen entspricht etwa der körperlichen Leistung von drei Minuten schnellem Rudern.

Wenn wir lachen, belohnen wir uns selbst

Beim willentlich herbeigerufenen Lachen ohne Grund werden genauso wie beim Lachen mit Grund Endorphine im Gehirn ausgeschüttet – unser mesolimbisches Belohnungssystem wird angeregt, Dopamin auszuschütten. Es ist ganz normal, wenn sich nach herzhaftem Lachen ein großes rauschähnliches Glücksgefühl einstellt. In Gehirnbereichen, die für die Entstehung und Verarbeitung von Gefühlen zuständig sind, zeigt sich eine verstärkte Durchblutung beim Lachen. So konnte eine gesteigerte Aktivität im Nucleus accumbens nachgewiesen werden, der Teil des mesolimbischen Belohnungssystems im Gehirn ist.

Was können wir machen, um schneller oder überhaupt ins Lachen zu kommen?

Raus in die Natur, Sauerstoff tanken! Passend dazu die Lachyoga-Übung „Nordic-Walking-Lachen“: Beim aufrechten Gang imaginäre Stöcke in den Händen halten, die Arme rhythmisch nach oben schwingen, mit aufrechtem Gang sowie gedehnten Brustkorb viel Sauerstoff in die Lunge befördern und stets ein Schmunzeln oder besser Grinsen auf den Lippen haben. Wer sich traut – malt aus Schnee ein oder mehrere Lachgesichter an Bäume und steckt damit andere mit seinem eigenen Lachen an. Die hauseigenen Spiegelneuronen werden es einem danken. Für den Fall, dass (mal wieder) kein Schnee da ist, einfach in Gedanken das Lachgesicht in die Natur malen. Allein die Vorstellungskraft kann wahre Lachwunder bewirken.

Wenn mal wieder nichts weiter geht – Mundwinkel hoch! Z B. beim Autofahren und im Stau, an der roten Ampel, in der Schlange an der Kasse. Raus aus dem (ständig bewertenden) Gedankenkarussell. Nicht nur Bewusstseinswissenschaftler empfehlen öfter mal einen „Reset“ der eigenen stets stimulierenden Gedankenwelt. Die eigene Wahrnehmung wird erweitert, indem man – möglichst bequem sitzend – mit den Augen einen festen Punkt im Raum fixiert. Die Dinge herum und sonstige Eindrücken der Sinne werden ohne namentliche Bezeichnung einfach nur wahrgenommen. Wer dabei tief ein- und langsam ausatmet und ständig schmunzelt, kann leicht und schnell in einen Zustand innerer Erleichterung gelangen.

So trainiert, erreicht man mit der Zeit immer schneller Zugang zum eigenen Humorhaushalt, kommt in ein herzhaftes Lachen und kann nicht nur in der dunklen Jahreszeit leichter eine heitere Stimmung erreichen. Diese Konditionierung funktioniert umso besser, je öfter die Übungen wiederholt werden und das über einen längeren Zeitraum (einige Wochen).

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