Schritt für Schritt aus der Sucht
Beates kurvenreicher Weg – Rehabilitation bei Abhängigkeitserkrankungen

23.05.2019 | Stand 28.07.2023, 13:56 Uhr
−Foto: n/a

Beate Malus (Name geändert) ist eine zierliche Frau um die 50. Auf ihrem Gesicht zeichnen sich einige Falten ab, die sie älter wirken lassen. Sie lacht oft und vor allem laut. Seit Februar besucht sie im Rahmen ihrer Nachsorgebehandlung die Gesprächsgruppe der Fachambulanz für Suchtprobleme, die immer freitags stattfindet. Malus erzählt, dass ihr „spezieller Freund“, der Alkohol, sie schon lange begleitet.

KELHEIM Vielmehr ist sie sich sicher, dass sie schon immer gerne getrunken hat. Zum richtigen Problem sei das regelmäßige Trinken dann erst vor fünf Jahren geworden. Durch den ständigen Alkoholkonsum war sie immer weniger in der Lage ihren alltäglichen Verpflichtungen, also auch ihrer Arbeit, nachzukommen. So entschloss sie sich eines Tages dazu, einen Entzug zu machen. Die Frau mittleren Alters nahm zunächst keine Hilfe in Anspruch, denn sie war der Meinung, alles alleine zu schaffen. Trotz beeinträchtigender Entzugssymptome ging sie weiterhin ihrer körperlich stark anstrengenden Arbeit nach. Sie war zunächst sehr stolz auf sich, den Entzug auch ohne Hilfe gemeistert zu haben. Von heute auf morgen trank sie nichts mehr. Doch dann kam der erste Rückfall. Anschließend versuchte Malus kontrolliert zu trinken, merkte allerdings schnell, dass sie die gewünschte Kontrolle nicht hatte. Nach zwei Jahren erfolglosem Versuch, kontrolliert trinken zu können, entschied sie sich für einen weiteren Entzug. In ihr reifte der sehnliche Wunsch, ein Leben ohne Alkohol zu führen. Trotz zahlreicher Befürchtungen und starken Zweifeln begab sie sich dann doch in eine stationäre Entwöhnungseinrichtung, denn sie war sich mittlerweile sicher, das Ganze nicht alleine zu meistern.

Beate Malus entschied sich damals für eine Klinik für Frauen. Es war ihr ein Anliegen, sich ohne Scham mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Heute erzählt sie, dass sie durch die Therapie gelernt hat, dass es sich bei ihrer Abhängigkeit um eine ernstzunehmende Krankheit handelt, für die sie sich vor niemandem zu schämen braucht. Sie erzählt lächelnd, dass sie heute jedem, seien es Freunde, Familienangehörige oder Nachbarn, ohne Angst von ihrer Erkrankung erzählen kann. Und mit Verwunderung stelle sie immer wieder fest, dass ihr die Menschen in ihrem Umkreis sogar mit Verständnis und offenen Ohren begegnen. Sie ist sich sicher, dass sie durch die stationäre Therapie viel gelernt hat. So beschreibt sie sich ebenfalls als nicht mehr so leichtsinnig wie zuvor. Mittlerweile passe sie mehr auf sich auf. Sie wisse nun mehr, was ihr gut tue und was nicht.

Damit alles so bleibt, wie es momentan ist, hat sie sich für eine Nachsorgebehandlung entschieden, die ihr in der Klinik empfohlen und dort auch gemeinsam mit ihr beantragt wurde. Dabei geht es ihr vor allem auch um den regelmäßigen Austausch mit anderen Betroffenen. Die anderen Gruppenmitglieder geben ihr das gute Gefühl nicht alleine zu sein. Dass die Gespräche therapeutisch geleitet werden, gefällt Malus ebenfalls. So habe sie immer einen kompetenten Ansprechpartner, wenn sie diesen benötigt. Zu den regelmäßigen Gruppensitzungen kann sie ebenfalls auch Einzelgespräche wahrnehmen. Die Nachsorgebehandlung dauert nun ein halbes Jahr. Im Anschluss kann sie sich überlegen, ob sie die Nachsorge auf insgesamt ein Jahr verlängert.

Momentan fühlt sich Malus recht stabil, sie ist damit beschäftigt zu überlegen, wie es in ihrem Leben nun weiter geht. Will und kann sie weiterhin in ihrem Beruf arbeiten oder will sie sich neu orientieren? Auch wenn vieles in ihrem Leben nicht von ihr alleine abhängt und somit vage bleibt, weiß sie ganz sicher, dass sie nie wieder trinken möchte. Die Entwicklung hin zu einer abstinenten Lebensweise hat sie in der Hand und das macht sie glücklich.

Informationen zur Fachambulanz für Suchtprobleme gibt es unter der Telefonnummer 09441/ 500742. Die offene Sprechstunde findet montags von 14.30 Uhr bis 16 Uhr und freitags von 10 bis 11.30 Uhr statt.

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