Gesundheit
Borreliose und FSME – ehr Erkrankungen durch Zecken in Bayern

07.03.2019 | Stand 21.07.2023, 15:37 Uhr
−Foto: n/a

Neue Risikogebiete, mehr Krankheitsfälle, exotische Arten: Gesundheitsämter und Forschungsinstitute schlagen derzeit Alarm, wenn es um Zecken geht. Die Zahl der Infektionen durch die Spinnentiere ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. Das zeigt auch eine Auswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse.

BAYERN Demnach erkrankten im ersten Halbjahr 2018 in Bayern rund 1.300 Versicherte nach einem Zeckenstich an Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das entspricht bereits rund zwei Drittel der Fälle vom gesamten Jahr 2017 (da lag die Zahl bei insgesamt rund 2.100). Im ersten Halbjahr 2018 kamen damit in Bayern fünf Krankheitsfälle auf 1.000 Versicherte, in Sachsen sogar acht. „Wenn alle Zahlen ausgewertet sind, rechnen wir 2018 mit deutlich mehr Infektionen durch Zecken als im Jahr zuvor“, sagt Sven Seißelberg, Apotheker bei der KKH. Ein Grund für den starken Anstieg war das Wetter. Der Winter 2017/2018 war mild und das Frühjahr sehr warm, sodass sich die Spinnentiere rasant vermehren konnten.

Auch jetzt steigt bei vielerorts frühlingshaften Temperaturen wieder die Gefahr, durch einen Zeckenstich an FSME oder Borreliose zu erkranken. Gegen eine FSME, die durch einen Virus übertragen wird und zu einer Hirnhautentzündung führen kann, bietet eine gut verträgliche Impfung den einzigen Schutz. Im ersten Halbjahr 2018 hatten sich bundesweit 45.400 KKH-Versicherte impfen lassen, also 2,6 Prozent. „Die Quote ist aber noch zu niedrig“, erläutert Sven Seißelberg. Das zeigt auch die Zahl der FSME-Infektionen: Im ersten Halbjahr 2018 diagnostizierten Ärzte bei 40 KKH-Versicherten in Bayern eine FSME. Das sind bereits fast genauso viele wie im gesamten Jahr 2017 (44 Versicherte). Ein großer Anteil der Erkrankungen kann laut Seißelberg durch eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in den Risikogebieten verhindert werden. Dazu zählen neben großen Teilen Bayerns und Baden-Württembergs auch Südhessen und das südöstliche Thüringen. Darüber hinaus wurden aktuell neue Risikogebiete ausgewiesen, in Bayern etwa die Landkreise Landsberg am Lech und Garmisch-Partenkirchen. In der Regel sind drei Impfungen notwendig, um den vollen Schutz zu erreichen. Dieser hält dann mindestens drei Jahre an. „Eine Impfung ist das ganze Jahr über möglich, aber vor dem Saisonstart am sinnvollsten“, erläutert Seißelberg.

Gegen Borreliose gibt es dagegen keinen Impfstoff. Zur Vorbeugung helfen nur lange Kleidung und Zeckenschutzmittel. „Wer dennoch von einer Zecke gestochen wird und einige Tage bis Wochen danach rund um die Einstichstelle eine ringförmige Rötung beobachtet, sich außerdem abgeschlagen fühlt, Fieber und Kopfschmerzen bekommt, sollte einen Arzt aufsuchen“, rät Seißelberg. Da Borreliose durch Bakterien übertragen wird, lässt sie sich vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln.

Angst vor exotischen Arten wie der Hyalomma-Zecke müsse man hierzulande dagegen aktuell nicht haben, sagt Seißelberg. Der Parasit, der dreimal so groß ist wie hiesige Zecken, wurde in Deutschland bislang nur vereinzelt nachgewiesen. In ihrer Heimat Afrika, Asien und Südeuropa gilt die Zecke als Überträgerin gefährlicher Erreger. Mit Blick auf den Klimawandel könnte sich der Exot künftig auch in Deutschland niederlassen.

Kelheim