Urologie-Tag
Ein erfülltes Sexualleben als erneuerbare Energie

07.11.2018 | Stand 04.08.2023, 0:23 Uhr
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Interessantes auf dem Deggendorfer Urologie-Tag.

DEGGENDORF Tolle Resonanz zu einem kleinen Jubiläum: Zum 15. Deggendorfer Urologie-Tag hat der Chefarzt Dr. Stark rund 100 Ärzte aller Fachrichtungen begrüßt. Das rege Interesse war in dem breiten Spektrum und der bekannt hohen Qualität der Veranstaltung begründet. Themen waren beispielsweise die neuesten Möglichkeiten im Kampf gegen den Prostatakrebs und die hohe Bedeutung der Sexualität für die körperliche Gesundheit. Die Tagung zieht Ärzte aus ganz Niederbayern an.

Mit Neuigkeiten zum Prostatakarzinom eröffnete Stark selbst die Veranstaltung. In der Bildgebung zur Feststellung eines erneuten Auftretens eines Prostatakrebses in einem frühen Stadium hat inzwischen das sogenannte PSMA-PET-CT die herkömmliche Bildgebung weitgehend verdrängt. Durch aufwendige Verfahren kann eine schwach radioaktive Substanz an das PSMA (prostataspezifische Membranantigen) gebunden werden und ermöglicht so ein sehr frühzeitiges Auffinden von Metastasen, die sich der herkömmlichen Bildgebung noch entziehen.

Aktuelle Studienergebnisse zeigen laut Stark die Möglichkeit, durch eine lokale Therapie einzelner Metastasen im Frühstadium die ansonsten eingeleitete Unterdrückung der Hormonproduktion durch Medikamente deutlich zu verzögern. Ein weiterer Einsatz des PSMA ist das weit fortgeschrittene, metastasierte Prostatakarzinom. Hierbei werden Substanzen mit hoher Radioaktivität, aktuell Lutetium, an das PSMA gebunden. Hierdurch kommt es bei Patienten, bei denen keine sonstigen Therapien mehr helfen, in etwa der Hälfte der Fälle zu einem erneuten, deutlichen Ansprechen. Es werden also Tumorzellen gezielt zerstört.

Über den Stellenwert des MRT in der Früherkennung des Prostatakarzinoms berichtete Dr. Schaible von der Universität Regensburg. Durch die Kombination verschiedener Untersuchungstechniken des Kernspin, das sogenannte Multimodale MRT, gelingt es, das Vorliegen eines Prostatakarzinoms mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erkennen, für den Urologen ist so die gezielte Biopsie der verdächtigen Areale in der Prostata möglich. In diesem Zusammenhang betonte Chefarzt Stark auch die Notwendigkeit einer engen Kooperation von Radiologen und Urologen im Rahmen der Früherkennung.

Über revolutionäre Neuigkeiten im Bereich der Immuntherapie berichtete anschließend Prof. Dr. Hinrich Abken, Inhaber des neuen Lehrstuhls für Genimmuntherapie am Regensburger Zentrum für interventionelle Immunologie. Bei der sogenannten CAR-T-Zelltherapie werden dem Patienten Immunzellen entnommen und in einem Labor so verändert, dass diese Immunzellen die Tumorzellen des Patienten erkennen können. Die so veränderten Immunzellen werden dann dem Patienten als Transfusion zurückgegeben. Erste Erfolge zeigt die Therapie mit CAR-T-Zellen bei Patienten mit Lymphomen, die Forschung widmet sich nun auch weiteren Tumorentitäten. Im Unterschied zu anderen Tumorbehandlungen richtet sich die CAR-T-Zelltherapie nicht direkt gegen die Tumorzelle, vielmehr wird das körpereigene Immunsystem befähigt, den Tumor zu zerstören. Die Behandlung mit CAR-T-Zellen, genauer die Chimeric-Antigen-Receptor-T-Zelltherapie, birgt aufgrund der möglicherweise heftigen Immunreaktion jedoch auch erhebliche Risiken, so dass diese aktuell nur an spezialisierten Zentren durchgeführt wird.

Im Anschluss berichtete Dr. Mayr über die sogenannte Neuromodulation. Bei Patienten mit extrem häufigem Harndrang, der medikamentös nicht mehr zu therapieren ist, kann durch die Implantation von Reizelektroden im Bereich der Sakralnerven zu einer Modulierung des Harndrangs führen. Dieser Eingriff ist nur mit geringen Risiken verbunden und für die unter dem ständigen Harndrang leidenden Patienten oft ein Segen.

Wer Sex hat, sieht jünger aus

Nach reger Diskussion in der Kaffeepause referierte Herr Prof. Hartmann vom sexualmedizinischen Kompetenzzentrum Hannover über die Bedeutung der Sexualität für die Lebenszufriedenheit. Eingebettet in die Grundbedürfnisse nach Beziehung, Nähe, Intimität und Verbundenheit, ist die Sexualität wesentlich für unser Wohlbefinden und die körperliche und psychische Gesundheit. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten einen eindeutigen Zusammenhang von körperlicher Gesundheit und regelmäßiger sexueller Aktivität. Entscheidend ist dabei jedoch, dass die sexuelle Aktivität in eine liebende Beziehung eingebettet ist.

Neben den positiven körperlichen und psychischen Auswirkungen wirken Menschen mit erfülltem Sexualleben in der Regel auch deutlich jünger als es ihrem wirklichen Alter entspricht. Hartmann betonte die Bedeutung der Sexualität für eine gelungene Partnerschaft. Wesentlich in der Partnerschaft ist es deshalb, ehrlich über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen. Abschließend empfahl Hartmann, Erotik und Sexualität mehr und effektiver als bisher als erneuerbare Energie in Leben und Partnerschaft zu nutzen.

Abschließend berichtete Herr Prof. Kuhn, neuer Chef der Frauenklinik am Donauisar Klinikum Deggendorf, über die Entfernung von Lymphknoten bei großen gynäkologischen Operationen. Wurde früher bei zahlreichen gynäkologischen Tumoren eine sehr ausgedehnte, radikale Entfernung der Lymphknoten vorgenommen, setzt sich nun mehr und mehr ein differenziertes Vorgehen durch, teilweise mir nur Entfernung einzelner Lymphknoten, teilweise kann sogar auf eine Lymphknotenentfernung verzichtet werden.

Deggendorf