Vortragsprogramm
Teamwork für die kleinsten Patienten

24.10.2018 | Stand 31.07.2023, 13:05 Uhr
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11. Deggendorfer Neonatologie-Tag stellt die Wichtigkeit der Zusammenarbeit in den Mittelpunkt.

DEGGENDORF Eigentlich war alles gut. Der Bub war ohne Komplikationen auf die Welt gekommen. Es gab keine Anzeichen für Probleme, der Kleine stöhnte nur immer wieder ein wenig. Der Kinderarzt wurde gerufen, fand aber keine sonstigen Auffälligkeiten und ordnete eine Überwachung der Sauerstoffsättigung an. Trotz unauffälliger Werte am Monitor gefiel der Hebamme der Neugeborene nicht und sie äußerte ihre Bedenken. Sie verständigte den Pädiater noch einmal. Die winzige Auffälligkeit, dass die Herztöne nun auf der falschen Seite zu hören waren, war richtungsweisend für das Erkennen einer gefährlichen Situation. Die genaue Diagnose konnte dann auf der Frühgeborenen-Intensivstation durch eine Röntgenaufnahme gestellt werden.

Letztlich stellte sich heraus, dass der Bub deshalb anhaltend stöhnte, weil ein Leck in der Lunge dazu geführt hatte, dass sich eine größere Menge Luft in der Brusthöhle befand und Lunge und Herz auf die andere Seite verdrängte. Die Luft wurde durch eine Drainage entfernt und bereits nach drei Tagen konnte das Kind mit seiner Familie nach Hause entlassen werden. „Dass alles so glimpflich ablief und das Neugeborene nicht in eine kritische Situation gekommen ist, verdanken wir der Hebamme, die sich getraut hat, ihre Bedenken zu äußern und dem Kinderarzt, der sie ernstgenommen hat, wodurch letztlich die Diagnose gestellt werden konnte. Schweigen kann in so einer Situation hochgefährlich sein“, betonte Dr. Michael Welsch bei der Vorstellung dieses eindrucksvollen Falls und zog Parallelen zu schwerwiegenden Unfällen in der Luftfahrt. Dieses Erlebnis war für ihn ein sehr anschauliches Beispiel, warum die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen und Fachabteilungen so wichtig ist. Dies stellte Welsch auch mit dem Motto „Gemeinsam sind wir wirklich stark“ in den Mittelpunkt dieser international anerkannten Fortbildung. Für ihn war aber auch klar: „Daran muss man jeden Tag arbeiten, denn gute Teams fallen nicht vom Himmel.“

Bei den 130 Teilnehmern des 11. Deggendorfer Neonatologie-Tags, die sich bereits in der Schwangerschaft und nach der Geburt um eine optimale Versorgung von Kindern kümmern, stieß das Programm auf großes Interesse. Die renommierten Referenten hielten zu den unterschiedlichsten Themen hervorragende Vorträge. Einige Besucher hatten dafür eine weite Anreise auf sich genommen und waren aus Österreich oder der Schweiz nach Deggendorf gekommen. Dieses große Auditorium hat sowohl den Referenten als auch Vertretern der Politik imponiert. Landrat Christian Bernreiter stellte klar, dass der Landkreis voll hinter der Kinderklinik stehe, auch wenn die politischen Rahmenbedingungen immer schwieriger würden. Ein deutliches Zeichen dafür sei der Neubau der Frühgeborenen-Intensivstation auf dem Dach des Klinikums: „Hier können Sie Ihre tolle Arbeit unter optimalen Bedingungen fortsetzen“, freute sich der Landrat. Die Unterstützung und die guten Wünsche der Stadt überbrachte der dritte Bürgermeister Hermann Wellner.

Mit übergreifenden Themen beschäftigten sich auch die Fachvorträge. Der neue Chefarzt der Frauenklinik am DONAUISAR Klinikum Deggendorf, Prof. Dr. Walther Kuhn, stellte ein Konzept für die Betreuung von schwangeren Frauen dar, die an einer Krebserkrankung leiden. Über kinderchirurgische Notfälle im Neugeborenenalter referierte Privatdozent Dr. Christian Knorr, Chefarzt an der St. Hedwigs Klinik in Regensburg. Von der Berliner Charité kam der infektiologische Experte Prof. Dr. Christof Dame, um die neuesten Erkenntnisse zum Thema „Problem-Keime“ und ihre Gefahren für Frühgeborene zu beleuchten. Die besondere Herausforderung der medizinischen Betreuung von Kindern, deren Mütter an Diabetes erkrankt sind, nahm Prof. Dr. Hugo Segerer an, ebenfalls Chefarzt von der St. Hedwigs Klinik in Regensburg. In einem sehr ergreifenden Vortrag berichtete Kerstin von der Hude vom Zentrum für elternzentrierte Beratung der Charité Berlin von ihren Erfahrungen bei der Trauerbegleitung von früh verwaisten Eltern.

Rund um das Vortragsprogramm hatte Dr. Welsch als Organisator noch eine Reihe von Seminaren und Workshops konzipiert. Es ging um die Nachsorge bei Frühgeborenen im Rahmen des Bunten Kreises (Claudia Schmitt und Susanne Spranger), um das Stillen (Regina Windorfer), um Notfallzugänge (Dr. Christian Batzlsperger). Zusätzlich gab es weitere Workshops und eine umfangreiche Ausstellung der Sponsoren.

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