Er kennt die „Killer“
Hochsaison beim Pilz-Experten

28.08.2019 | Stand 04.08.2023, 6:11 Uhr
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Frank Prior ist der einzige ehrenamtliche Schwammerlberater weit und breit.

REGEN/DEGGENDORF Die Schwammerlzeit ist da! Und mit ihr die Zeit von gefährlichen Pilzvergiftungen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml hat deshalb bereits Alarm geschlagen. Wer unsicher ist, ob er einen leckeren Speisepilz oder tödlichen Schwammerl im Körberl hat, sollte einem Pilzberater seinen Fund zeigen. Der einzige ehrenamtliche Pilzsachverständige in der Region ist Frank Prior aus Regen. Dementsprechend ist bei ihm gerade wieder Hochsaison.

Kaum hat die Schwammerlsaison begonnen, häufen sich schon wieder die Anrufe beim Giftnotruf München wegen Verdacht auf Pilzvergiftung. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml hat deshalb bereits eine Warnung ausgesprochen: „Ich rate dringend davon ab, Pilze zu sammeln und zu essen, die man nicht genau kennt. Der Verzehr des falschen Pilzes kann zu lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen führen. Beim Giftnotruf München sind bereits über 100 Anrufe besorgter Bürger wegen des Verdachts einer Pilzvergiftung eingegangen.“

Die Ministerin rät: „Wenn jemand nach einer Pilzmahlzeit unter Übelkeit, Bauchschmerzen oder Erbrechen leidet, sollte sofort der Rettungsdienst unter der Telefonnummer 112 oder zunächst der Giftnotruf in Bayern unter 089/19240 verständigt werden. Auf keinen Fall sollte man versuchen, die Symptome selbst mit Medikamenten oder Hausmitteln zu behandeln. Das könnte eine Vergiftung sogar noch verschlimmern.“ Der Giftnotruf ist an die Abteilung für Klinische Toxikologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München angegliedert.

Bis zu acht Pilzarten sind tödlich

Beschwerden wie Luftnot, Schwindel oder Schweißausbrüche könnten Symptome für eine Pilzvergiftung sein. „Magen-Darm-Beschwerden können vor allem beim Knollenblätterpilz auch noch sechs bis zwölf Stunden nach dem Pilzverzehr auftreten – in einigen Fällen sogar noch später – und auf eine gefährliche Vergiftung hinweisen.“ Übrigens: Die meisten tödlichen Pilzvergiftungen in Mitteluropa gehen auf das Konto des Grünen Knollenblätterpilzes. Schon der Verzehr von 50 Gramm eines Pilzfruchtkörpers kann tödlich enden.

In Bayern sind rund 100 Pilzarten bekannt, die als gesundheitsschädlich gelten. Bis zu acht Arten werden sogar als tödlich giftig eingestuft. Den Rat von Experten können sich Pilzsammler über die Homepage der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft einholen: Dort findet sich eine Liste geprüfter Pilzberater und Pilzsachverständiger: http://www.pilze-bayern.de/index.php/pilzberatung/liste-bayr-pilzberater. Diese ehrenamtlich tätigen Pilzexperten führen Pilzkorbkontrollen durch und informieren auch über Pilzarten und Pilzvergiftungen.

Der einzige Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM), der sich in unserer Region findet, ist Frank Prior aus Regen, 1. Vorsitzender der Pilzfreunde e.V.. Deshalb gehören nicht nur viele Waidler, sondern auch Deggendorfer zu seinen „Kunden“. Etwa 150 bis 200 Beratungen führt er pro Jahr durch. Die Beratungszeit beginnt bei ihm schon im März mit den Morcheln, die Hauptzeit ist aber im August, September, Oktober.

Tödliche Verwechslung mit Champignons

Die häufigsten Schwammerl, die er zu Gesicht bekommt, sind die üblichen Verdächtigen: Steinpilz, Pfifferling, Maronen, Birkenpilze und Rotkappe. Die größte Verwechslungsgefahr mit tödlichen Pilzen besteht bei den Champignons. „Es gibt tödlich, giftige Champignon wie etwa den Karbol Egerling oder den Grünen Knollenblätterpilz. Wenn man sich da nicht auskennt, sollte man lieber gleich die Finger davon lassen“, sagt Prior. Andererseits lernt man aber auch nicht dazu, wenn man unbekannte Pilz stehen lässt. Sein Rat: „Die bekannten Esspilze separat halten. Denn wenn alle im gleichen Körbchen aufbewahrt werden und vielleicht von einem giftigen Pilz eine Lamelle abbricht, kann man den ganzen Pilzfund nicht mehr freigeben.“

In Bayern werden laut dem Pilzexperten auch öfter Stockschwammerl gesammelt. Viele wissen nicht, dass auch hier eine tödliche Verwechslungsgefahr besteht: „Der Gift-Häubling sieht von oben eins zu eins aus wie ein essbares Gemeines Stockschwämmchen.“ Andererseits gibt es einige „Blender“, die nur so tun, als wären sie gefährlich. „Der Zigeuner etwa, der Flockenstielige Hexenröhrling, färbt sich blau und sieht deshalb giftig aus. Dabei ist er essbar“, weiß der Fachmann.

Wenn vermeintliche Schwammerlsucher ihrem Fund nicht über den Weg trauen, werden sie mit ihrem Körbchen bei Frank Prior in Regen vorstellig. „Wenn sie nur wissen wollen, was essbar ist, erfahren sie das. Wenn sie darüber hinaus interessiert sind, wird ins Detail gegangen“, erklärt zu den Ablauf.Die Pilzberatung ist ehrenamtlich und kostenlos. Es steht lediglich ein Sparbüchschen auf dem Tisch. „Wer will, kann was geben“, so Frank Prior.

Übrigens: Die Vielfalt an Pilzen hat sich in Laufe der Zeit kaum geändert, sondern nur etwas gewandelt. Der Pfifferling etwa fällt hierzulande laut Prior der Überdüngung und Übergüllung zum Opfer.

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