Viva Coronia! Oder
Es gibt nix Schlecht’s ...

22.05.2020 | Stand 04.08.2023, 17:15 Uhr
−Foto: n/a

In loser Folge schreibt Ramona Pöppe im Wochenblatt über ihr Leben und ihre Erlebnisse

Hallo meine Lieben.

Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich kann das Wort „Corona“ nicht mehr hören.

Auch „Virus“, „Covid“ oder „Fledermaus“. Nein. Einfach nur nein.

Allgemein mag ich mittlerweile weder den Fernseher anmachen, noch sonst irgendwelche Medien zu Gemüte führen, weil sich ALLES nur noch um Corona dreht.

Früher, wenn man eine Tankstelle oder eine Bank mit Mund-Nasenbedeckung betreten hätte, wäre man sofort von der Polizei abgeführt worden. Heute kommen die „Herren und Damen in Grün“ - bzw. jetzt ja schon länger in Blau - eher, wenn man keinen Gesichtsvorhang trägt.

Aber, soll ich euch mal was sagen, an dem Generationenspruch meiner Familie: „Es gibt nix Schlecht’s, was ned a was Gutes hat …“ ist etwas Wahres dran. Seit wir alle ziemlich eingeschränkt in unseren täglichen Aktivitäten sind, habe ich mich selber von einer ganz anderen Seite kennengelernt.

Ich habe beispielsweise das Nähen gelernt. Komplett Deutschland - ach was die ganze Welt - näht aktuell Mundschutze.

Ja, Mundschutze ist der Plural von Mundschutz, klingt doof, ge? (Wobei man Mundschutze nicht sagen darf, sonst kommt gleich Post vom Anwalt. Wie lächerlich.)

Ich hab mir einfach eine Nähmaschine gekauft und mit YouTube Tutorials (Neudeutsch für Videoanleitungen) gelernt, wie man diese Gesichtsverhüterli näht. Gut, mittlerweile ist das Nähen bei mir etwas aus dem Ruder gelaufen, denn ich habe daran echt große Freude gefunden. Bei uns daheim sieht es dreiviertel der Zeit aus, wie wenn es eine H& M-Fabrik zerrissen hätte. Auf dem Esstisch liegen Stoffe über Stoffe, Reißverschlüsse und Knöpfe in 748-facher Ausführung, diverses anderes Equipment liegt auf dem Couchtisch, dem HomeOffice-Schreibtisch oder dem Bügelbrett verteilt.

Aktuell sind alle mit Mund-Nasenbedeckungen ausgerüstet, daher habe ich mich an Taschen, Kleidung & Kissenbezüge gewagt.

Mein Freund und mein Hund sind davon minimalst!!!! genervt … (Ich denke, mein Freund weiß noch gar nicht, dass die nächsten Wochen etwa zwei Kisten voll Stoff kommen werden - und nein - ich bin nicht völlig eskaliert beim Onlineshoppen.)

Eine weitere Seite die ich an mir kennengelernt habe, ist meine „Schätzkünste-Seite“. Diese ist nämlich - nicht, bis überhaupt nicht - vorhanden. Wollte ich doch das Einkaufen in Geschäften möglichst meiden, habe ich kurzerhand online bestellt.

Nein, ich kaufe nicht nur online, aber Stoffläden hatten während der Coronahochzeit sowieso geschlossen weil sie keine Lebensmittel verkaufen und in Lebensmittelgeschäften wiederum waren einige Dinge vor Ort einfach restlos ausverkauft. Da spreche ich gar nicht vom allseits bekannten Klopapier-, Hefe-, Nudeln-, Brotgewürze-, Mehlproblem. Offensichtlich sind auch getrocknete Kräuter heiß begehrt.

Viele von euch wissen ja, dass ich sehr gerne und sehr viel koche. Ich koche gerne mit frischen oder notfalls auch getrockneten Kräutern. Petersilie beispielsweise ist bei mir super wichtig und wird nahezu überall wo es passend ist großzügig verwendet: Semmelknödel, Salate, Suppen, Soßen.

Also hab ich mir gedacht, bestellst eben online - in diesem Internet - ein Päckchen getrocknete Petersilie. Was soll ich sagen. 250 Gramm Petersilie sind vom Volumen deutlich mehr, als ich geschätzt hatte.

Es kam einfach ein Päckchen in der Größe eines kleinen Kopfkissens. Falls im Landkreis Mühldorf oder Altötting eine Petersilienknappheit eintreten sollte - ich kann aushelfen.

Ähnliches Problem: Meine Schätzkünste bei meiner Füllwattebestellung für Kissen ...

Wenn ich schon Kissenbezüge nähe, dachte ich mir, brauch ich doch auch etwas für „in das Kissen“. Wisst ihr, wie unglaublich viel ein Kilo Füllwatte an Volumen hat - nein, da reicht kein mittleres Kopfkissen mehr als Größenvergleich.

Langsam freue ich mich schon darauf, wieder Freunde zu treffen, auszugehen, einfach ein Stück weit Normalität.

Von euch haben sicher auch viele neue Hobbies für sich oder neue Talente an sich entdeckt, die ohne Corona niemals zum Vorschein gekommen wären.

Wenn Corona vorbei ist, gibt es dann haufenweise Profibrotbäcker und Sterneköche, Schneidermeister, Multitasking-Erzieher-Lehrer-Home-Office-Eltern und selbst ernannte Spitzenvirologen und man wird bis 2025 Nudelsalate in sämtlichen Varianten zu diversen Gelegenheiten essen.

Aber, ich glaube, aus dieser Zeit lernen wir alle irgendwas und wenn es nur die Tatsache ist, dass man NIEMANDEM so nah an der Kasse auf die Pelle rückt, dass man den warmen Atem im Nacken spürt!

Bleibt gesund & passt auf euch auf!

Mich ruft die Nähmaschine!

~Eure Mona Facebook: Ramona Pöppe ~

Altötting