Fünf Jahre nach dem Horrorcrash in Straubing
„Ich will wissen, was passiert ist“

27.02.2019 | Stand 13.09.2023, 0:40 Uhr
−Foto: Foto: dc/Filipcic/Montage: sms

Die Straubingerin Verena Haimerl (24) kämpfte sich nach einem schlimmen Unfall vor fünf Jahren zurück ins Leben – doch die Ungewissheit bleibt¨…

STRAUBING Fünf Jahre ist es her, als Verena Haimerl bei einem schrecklichen Verkehrsunfall in Straubing lebensgefährlich verletzt wurde. Mit eiserner Disziplin kämpfte sich die schwerst verletzte Straubingerin danach zurück ins Leben. Die körperlichen Wunden sind inzwischen verheilt, doch bis heute plagt die 24-Jährige die Ungewissheit. Denn die Hintergründe des Unglücks sind noch immer nicht restlos geklärt.

Es ist der 10. Februar 2014. Verena Haimerl, damals 19 Jahre alt, ist mit ihrem Kleinwagen auf der Ortsverbindungsstraße von Straubing-Mitterast in Richtung Feldkirchen unterwegs. Gegen 8 Uhr morgens nimmt das Unheil seinen Lauf: Die junge Frau kommt mit dem Suzuki von der schmalen Fahrbahn ab, prallt gegen einen Baum. Das total demolierte Auto rutscht in den Straßengraben, steht wenig später in Flammen.

Wer oder was das Unglück auslöste, ist bis zum heutigen Tag ungeklärt. Verena Haimerl erzählt, sie habe keine Erinnerungen mehr an den Unfallhergang. Erst nach dem Aufprall gegen den Baum setzt ihre Erinnerung wieder ein. Dass sie im Wrack eingeklemmt war. Dass sie in jenen Augenblicken keine Schmerzen verspürte. Dass ihr Suzuki Swift Feuer fing. „Ich dachte, ich verbrenne“, erinnert sie sich. Ein Ersthelfer bewahrt die Straubingerin an jenem Morgen vor dem Feuertod, zieht sie aus dem Fahrzeug.

Verena Haimerl erleidet bei dem Crash schwerste Verletzungen: Offene Brüche an Beinen und Füßen, komplizierte Wirbelfrakturen, dazu der hohe Blutverlust – ihr Leben hängt an einem seidenen Faden.

Die 19-Jährige überlebt. Ein halbes Jahr liegt sie in Krankenhäusern in Straubing und in Oberbayern. Mehrere Operationen sind notwendig. Sie ist ans Bett gefesselt, später monatelang auf den Rollstuhl, dann auf Krücken angewiesen. „Es war eine schwierige Zeit. Ich habe bei Null angefangen“, erinnert sie sich.

Die Familie und ihren Freund Thomas weiß sie in der schweren Zeit stets an ihrer Seite. Sie geben Halt, besonders in jenen Momenten, in denen es höchst unsicher ist, ob die junge Frau jemals wieder laufen kann. Der Weg der Gesundung ist geprägt von Rückschlägen, Enttäuschungen, quälender Ungeduld. Doch Verena Haimerl ist eine Kämpfernatur. Sie versinkt nicht in Selbstmitleid, schuftet sich stattdessen verbissen durch die Reha. Das große Ziel verliert sie nie aus den Augen: „Ich will wieder auf die Füße kommen.“ Im wahrsten Sinne des Wortes.

Fünf Jahre später. Verena Haimerl hat es geschafft. Körperlich hat sie sich vollständig erholt. Ihre Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, die durch den Unfall so jäh unterbrochen wurde, hat sie nachträglich abgeschlossen. Sie hat sich beruflich aber anderweitig orientiert, arbeitet inzwischen in der Verwaltung einer Straubinger Schule.

Die Ungewissheit jedoch, wer oder was den Horrorcrash auslöste, beschäftigt die Straubingerin bis heute. „Ja, das ist eine Belastung“, sagt die 24-Jährige, „ich will wissen, was passiert ist.“ Ein Verschulden ihrerseits sei ausgeschlossen worden, erzählt sie. Vermutet wird, dass ein anderes Fahrzeug beteiligt gewesen sein könnte. Vielleicht schnitt ein anderer Autofahrer die Kurve, zwang die junge Frau zu dem verhängnisvollen Ausweichmanöver. Dass der mögliche Verursacher nicht ermittelt werden konnte, treibt Verena Haimerl auch fünf Jahre nach dem Unfall noch um. Sie sagt: „Ich habe Angst, dass wieder etwas passieren könnte.“

Mit viel Disziplin ist Verena Haimerl die Rückkehr in ein normales Leben gelungen. Doch ihr Comeback ist unvollendet. Die vollständige Klärung der Unfall-Hintergründe wäre für sie das fehlende Puzzleteil, um mit den schlimmen Ereignissen vom Februar 2014 endgültig abschließen zu können.

Straubing-Bogen