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„Gassi für Benni“ – ein vermeintlicher Tierschutzfall wird zur Herzensangelegenheit

16.09.2020 | Stand 21.07.2023, 2:57 Uhr
−Foto: n/a

Aufgrund einer Anzeige – „Hund ist dauerhaft an der Haustür angebunden“ – wurde kürzlich eine Hundehaltung im Landkreis Schwandorf kontrolliert.

Landkreis Schwandorf. Vor Ort wurde Folgendes festgestellt: Im Vorgarten eines Wohnhauses war ein kleiner Spitz (unser Foto ist ein Symboild) an einer Flexileine an der Haustür angebunden. Die Tierhalterin lebt alleine und ist seit geraumer Zeit auf den Rollstuhl angewiesen. Gesundheitlich ist sie nicht mehr in der Lage, mit ihrem Hund Spaziergänge zu unternehmen. Durch die Flexileine ermöglicht sie ihm zumindest einen Auslauf im kleinen Vorgarten. Der Hund war sehr freundlich zu den Besuchern und zeigte keinerlei Scheu oder Aggressivität. Da deutlich zu sehen war, dass Hund und Frauchen eine sehr enge und gute Beziehung haben, entstand die Idee, in diesem Fall einen neuen Weg zu gehen, um den tierschutzrechtlichen Anforderungen an die täglichen Spaziergänge gerecht zu werden. Der Vorschlag, über den Tierschutzverein Unterstützung für die Spaziergänge zu erhalten, wurde von der Halterin gerne angenommen.

Noch am gleichen Tag wurde die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Schwandorf, Gabi Hahn, kontaktiert. Sie erklärte sich spontan bereit, einen Aufruf zu starten, um Gassigeher für den kleinen „Benni“ „anzuwerben“. Das Ergebnis war sehr erfreulich: Sofort meldete sich eine Dame, die morgens ihr Kind in den Kindergarten bringt und danach Zeit für eine Gassirunde hat. Zudem hat sich ein junger Mann bereit erklärt, nach der Arbeit die Abendrunde zu übernehmen. Ziel ist es nun, ein kleines Team von Gassigehern zusammenzustellen, um die täglichen Runden auf mehrere Schultern zu verteilen.

Aktionen dieser Art könnten auch in anderen Fällen älteren Menschen oder Personen mit körperlicher Beeinträchtigung ermöglichen, Haustiere zu halten oder zu „be-halten“, wenn sich aus der gesundheitlichen Situation heraus Spaziergänge außer Haus nicht mehr durchführen lassen. Es ergeben sich soziale Kontakte, die gerade in der aktuellen Zeit mit der richtigen Vorsicht sehr wertvoll für alle Beteiligten sind.

Als Gabi Hahn das positive Feedback ihres Aufrufs erfuhr, ließ sie verlauten: „Hier greifen Tierschutz und Hilfe für Mitmenschen ineinander, genauso wünschen wir uns das und wir werden solche Aktionen gerne weiterhin unterstützen. In diesem Fall wurde wieder einmal deutlich, dass auch das Veterinäramt Herz zeigt und sich um konstruktive Lösungen bemüht, was für ,Benni‘ und sein Frauchen wirklich ein Segen ist. Ein herzliches Dankeschön auch an die Gassi-Geher, die sich sofort bereit erklärt haben, hier zu helfen." Die Amtstierärztin Dr. Claudia Trastl bekräftigt, dass hier „durch besondere Umstände eine Aktion ins Leben gerufen wurde, die aufzeigt, wie in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Tierhaltern, die in Not geraten, unbürokratisch und schnell geholfen werden kann“. Das Veterinäramt am Landratsamt Schwandorf steht für weitere Anfragen gerne als Berater in fachlicher Hinsicht zur Verfügung.

Schwandorf