Kurios
Wenn am Brautauto plötzlich ein Strafzettel hängt

18.08.2020 | Stand 13.09.2023, 6:58 Uhr
−Foto: n/a

Es sollte der schönste Tag im Leben von Julia und Tom Braun werden – und dann kam das Coronavirus, das bereits alles durcheinanderwirbelte. Aber dabei sollte es nicht bleiben, noch immer gibt es eine kleine Sache, die den beiden die Erinnerung an diesen schönen Tag trübt.

Landkreis Schwandorf. Es ist der 20. Juni – Julia und Tom haben im Rathaus in Nittenau standesamtlich geheiratet, direkt danach ging es mit dem Fotografen zum Steinberger See, um diesen Tag auch in Bildern festzuhalten. Das Brautauto – ein alter Mustang mit Hochzeitsschildern – wurde geparkt, ebenso das Fahrzeug des Fotografen. Ob des freudigen Ereignisses dachte keiner mehr daran, ein Parkticket zu lösen – und schon war es passiert. Am Brautauto hing ein Strafzettel – 20 Euro sollte das kosten. Ein Passant informierte das Brautpaar. „Laut der Gemeinde Steinberg hätte die Kollegin, die uns den Strafzettel erteilt hatte, niemanden gesehen, um uns zu verwarnen. Was aber nicht sein kann, da wir direkt in der Nähe waren. Auch hätte uns der Passant sonst nicht ansprechen können“, schildern Julia und Tom.

Im Steinberger Rathaus ist der Fall mittlerweile Chefsache, Bürgermeister Harald Bemmerl kümmert sich um die Sache. Mit dem Bräutigam habe er auch selbst schon telefoniert, so das Gemeindeoberhaupt auf Anfrage. Auch eine Mail habe er zwischenzeitig geschrieben: „Am schönsten Tag eines Brautpaars kann man schon mal übersehen, dass man ein Parkticket zieht“, heißt es da.

Der Strafzettel am Brautauto ist nicht der erste Aufreger rund um den Steinberger See. Früher, da war das Parken kostenfrei, mittlerweile sind alle Parkplätze gebührenpflichtig. Zwei Stunden kosten dabei einen Euro, die Tageskarte ist für vier Euro zu haben. Und wer eine Jahreskarte für 30 Euro kauft, kann täglich bis zu drei Stunden parken. Nötig war diese Maßnahme, da der See seit Eröffnung der Erlebnisholzkugel weit mehr Besucher hat als früher. Kamen vor Jahren noch 10.000 bis 15.000 Besucher im Jahr, waren es 2019 rund 150.000. Ein Verkehrskonzept wurde erstellt und die Parkplätze wurden kostenpflichtig.

Und nun auch noch Corona! Steinbergs Bürgermeister Harald Bemmerl, Wackersdorfs Bürgermeister Thomas Falter und Gabi Wittleben, zweite Bürgermeisterin in Schwarzenfeld, haben sich kürzlich zusammengesetzt und die Situation beraten. „Die Parkplätze an der Liegewiese und am Südufer sind voll. Dann wird auf Grünstreifen, in Zufahrten und auf Rettungswegen geparkt“, schilderte Bemmerl. Und deshalb werden nun – bei Bedarf wegen Überfüllung – die Zufahrtsstraßen gesperrt. „Betroffene Anwohner werden die Sperrungen selbstverständlich passieren dürfen“, so Günther Vierl von der Polizeiinspektion Nabburg. Außerdem werden die Liegebereiche erweitert: „Zwischen Erlebnisholzkugel und Segelschule richten wir eine weitere Liegewiese ein. In dem Bereich haben wir große Parkplatzkapazitäten“, so Bemmerl. „Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie appellieren wir insbesondere im öffentlichen Raum immer wieder an die Vernunft der Menschen. Halten Sie die vorgeschriebenen Mindestabstände ein und setzen Sie bei Bedarf eine Maske auf,“ so Franz-Xaver Michl von der Polizeiinspektion Schwandorf.

Und was ist nun mit dem Strafzettel am Brautauto? „Leider müssen Sie diesen Strafzettel bezahlen. Gerne biete ich an, von mir als nachträgliches Hochzeitsgeschenk, Ihnen zwei Eintrittskarten für die Erlebnisholzkugel oder zwei Eintrittskarten für die Adventure-Minigolfanlage zuzusenden“, schreibt Bürgermeister Bemmerl als Wiedergutmachung an das Brautpaar.

Schwandorf