Friedenspreis des Deutschen Films
Regisseur Michael Bully Herbig wird für sein Fluchtdrama „Ballon“ ausgezeichnet

22.02.2019 | Stand 04.08.2023, 18:48 Uhr
−Foto: Foto: obs/Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e. V./Oliver Bodmer

Bereits zum 18. Mal zeichnet der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e. V. in München herausragende Filmemacher aus. Künstlerisch wertvolle Filme humanistischer, gesellschaftspolitischer Dimension werden mit dem Filmpreis geehrt.

NAILA Rund 50 symbolische Brückenpfeiler sind seit 2002 verliehen worden. Der erste Preisträger, der am Abend des 25. Juni 2019 in München diese einzigartige Auszeichnung erhalten wird, steht nun bereits fest: Regisseur Michael Bully Herbig wird für seinen packenden Fluchtthriller „Ballon“ mit dem Friedenspreis des Deutschen Films – „Die Brücke“ – geehrt. "Ballon" erzählt die wahre Geschichte der Familien Strelzyk und Wetzel, die im Jahr 1979 mit einem selbst gebauten Heißluftballon die Flucht aus der DDR in den Westen wagen. Eine der spektakulärsten Fluchtgeschichten der DDR-Geschichte.

Michael Bully Herbig gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Regisseure, Autoren, Produzenten und Schauspieler. Mit „Ballon“ hat er sich auf völlig neues Terrain begeben, denn aus der wahren Geschichte hat er seinen ersten „ernsten“ Film gemacht, einen atemlosen Thriller, der von Beginn an hochspannend ist. Herbig selbst sagt „Wir erzählen von mutigen Menschen, die Freiheit wollten und fest daran glaubten, dass sie ihr Ziel erreichen. Das ist die Faszination ihrer Geschichte, die zugleich auch deutsch-deutsche Geschichte ist.“

Die Art wie Herbig diese Geschichte erzählt, sorge für atemlose Spannung in jeder Sekunde, so die Jury des Friedenspreises. Das Umfeld der beiden Familien, die Zeitumstände, die ständige Bevormundung und Bedrohung durch den DDR-Staat schildere er genauso glaubwürdig und souverän wie den Irrsinn, den es bedeutet, aus unzähligen Metern heimlich gekaufter Ballonseide ein funktionsfähiges Fluggerät zu bauen. Der Film zeigt eine Familie, die sich mit den beengenden Lebensumständen nicht abfinden kann und für ihren Wunsch nach Freiheit keine andere Alternative sieht als eine riskante Flucht. Wachsende Beklemmung und Angst steigern sich zwanghaft bis hin zur Psychose, in der die Gefahr wächst, an den psychischen Belastungen zu zerbrechen. Diese Nöte, Ängste und Zweifel der Familien inszeniere er so ebenso überzeugend wie ihren Mut und ihre Solidarität, so die Jury weiter. Mit Friedrich Mücke, Karoline Schuch, David Kross und Alicia von Rittberg hat Herbig herausragende, in der Geschichte absolut glaubwürdige Darsteller gefunden. Herausragend dabei Thomas Kretschmann, der den Stasioffizier Seidel eher leise, aber stetig unterschwellig bedrohlich und fernab von jedem Klischee spielt.

Herbig zeichne in „Ballon“ ein differenziertes Bild von Thüringen Ende der 70er Jahre. Das Szenenbild habe nichts vom üblichen, freudlosen Einheitsgrau. Gleichzeitig mache der Regisseur das Gefühl der ständigen Bedrohung in dem Staat eindeutig spürbar. Dass große Teile der Geschichte aus der Sicht der Kinder erzählt sind, gibt zusätzlich emotionale Tiefe.

„Herbig gelingt mit ,Ballon‘ so ein spannender und mitreißender Film, um die Freiheit des Einzelnen, als ,Thriller‘ in großen Bildern erzählt und mit durchweg hervorragenden Schauspielern: Das bewegende Porträt einer Familie, die für ihre Freiheit alles riskiert hat“, begründet die Jury des Friedenspreises.

Schwandorf