Gutes Wetter
Ansturm auf die Badeseen – DLRG weist auf die Gefahren hin

19.05.2020 | Stand 04.08.2023, 13:51 Uhr
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Solange Urlaub im Ausland nicht möglich ist und die Freibäder geschlossen sind, erwartet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) an sommerlich warmen Tagen einen Ansturm der Bevölkerung auf die Freigewässer in Bayern. Daraus kann sich, auch in Verbindung mit der Infektionsgefahr, eine ganze Reihe gefährlicher Situationen ergeben. Die DLRG appelliert daher an die Bürger zu besonderer Umsicht.

Bayern. Die zahlreichen Freigewässer in Bayern sind bei Badewetter immer eine besondere Attraktion. Ingo Flechsenhar, Präsident der DLRG Bayern: „Die Anziehungskraft der Seen, Weiher, Teiche, Flüsse und Bäche wird in diesem Jahr noch steigen, weil viele den Sommer im Inland verbringen werden. Bayern ist ja ein beliebtes Urlaubsland. Aber Gewässer bergen auch Gefahren.“ Anders als im Schwimmbad kann am See nicht an jeder Stelle eine Aufsichtsperson stehen.

Seit März gab es keine Schwimmkurse mehr. Kinder um die sechs bis zehn Jahre sind deshalb in diesem Jahr eine besondere Risikogruppe.

Ingo Flechsenhar weiter: „Jedes Jahr ertrinken in Bayern leider um die 90 Menschen. Ich befürchte, es werden in diesem Jahr mehr und es wird auch Kinder treffen. Die DLRG appelliert deshalb an die Mitbürger: Seid heuer besonders umsichtig und verantwortungsvoll, für euch selbst und die Anderen. Damit das Baden – in der Zeit von Corona - nicht zu einer weiteren Gefahr wird.“

Die allgemeinen Hygienevorschriften gelten aus gutem Grund auch an Freigewässern. Der Mindestabstand von 1,5 oder besser 2 Metern zu anderen Personen muss auch hier eingehalten werden, auch wenn es schwerfällt. Zum Baden gehen sollte man nur, wenn man ernsthaft bereit ist, sich auf der Liegewiese und im Wasser konsequent an das Abstandgebot zu halten.

Baden in einem Freigewässer kommt nur dort infrage, wo das nicht ausdrücklich verboten ist. Entsprechende Hinweisschilder sind unbedingt zu beachten. Solche Verbote haben gute Gründe, hauptsächlich Naturschutz oder Gefahrenstellen. Freigewässer haben – ganz im Gegensatz zu Freibädern – oftmals verborgene Gefahrenstellen. Manche Baggerseen haben Steilufer, das heißt, nach einem Stück mit flachem Ufer fällt der Seegrund plötzlich steil ab. Wer nicht sicher schwimmen kann, ist dort in Lebensgefahr. Auf Schilder, die vor dieser Gefahr warnen, ist zu achten. Wer mit mehreren Personen baden geht – immer mit dem gebotenen Abstand – sollte hinterfragen, ob wirklich alle in der Gruppe sicher schwimmen können. Diese Frage kann Leben retten Ein Kopfsprung in einen unbekannten, zu flachen See kann mit einer Querschnittslähmung enden. Auf dieses Risiko macht die DLRG seit vielen Jahren in ihren bekannten Baderegeln aufmerksam Flüsse sind schnell, reißend und kalt. Es besteht die Gefahr, dass man im Fluss den Halt verliert und abgetrieben wird. Zudem lähmt die Kälte die Muskelkraft.

Risiken vermeiden

Während der Corona-Lage gilt - noch mehr als sonst - die Regel, nicht weiter hinaus zu schwimmen, als man sich zutrauen kann. Denn braucht man Hilfe, so gefährdet man die Retter ganz erheblich, wenn man tatsächlich mit COVID19 infiziert ist.

Eltern müssen ihre Kinder immer im Blick haben. Sie haben die Aufsichtspflicht.

Alles, was einen unnötigen Rettungseinsatz provozieren könnte, muss vermieden werden. Dazu gehört typischerweise in einen Fluss zu springen, andere in Gefahr zu bringen, den Eindruck einer Gefahrensituation zu erwecken - beispielsweise durch riskante Manöver mit einem Wassersportgerät - oder auch zum Spaß um Hilfe zu rufen. Denn nicht nur helfende Badegäste wären dem Infektionsrisiko ausgesetzt, sondern auch die Wasserretter und die Besatzungen der Rettungswagen.

Richtiges Verhalten bei einem Notfall

Für den Fall, dass eine Wiederbelebung erforderlich ist, gilt während der Pandemie abweichend vom Erste-Hilfe-Kurs: Nur Herz-Druck-Massage durchführen, keine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung. Die Beatmung führt erst der Rettungsdienst durch, der dafür Geräte verwendet.

Die richtige Hilfe in allen anderen Situationen hängt vom Einzelfall ab. Ein sportlicher 30-jähriger wird sich eher zutrauen, einen Menschen vor dem Ertrinken zu retten, als eine Person, die zu einer Risikogruppe gehört.

Die Schnell-Einsatz-Gruppen der DLRG sowie der Rettungsdienst sind über die Notrufnummer 112 erreichbar.

Die Lebensretter sind einsatzbereit

Sven Slovacek, Leiter Einsatz der DLRG Bayern: „Ab Mitte Mai sind die Rettungsstationen der DLRG in Bayern bei Badewetter besetzt, grundsätzlich wie in den früheren Jahren auch. Wir haben keinen Personalmangel. Aber die Personalstärke ist jetzt auf das unbedingt Nötige verringert, um auch auf den Rettungsstationen den vorgeschriebenen Abstand zwischen den Helfern sicherzustellen. Die Schnell-Einsatz-Gruppen der DLRG sind Tag und Nacht einsatzbereit. Sie sind mobil und kommen dort zum Einsatz, wo es keine Rettungsstationen gibt. Was man nicht immer weiß: Alle Mitglieder der DLRG arbeiten rein ehrenamtlich.“

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