Im Landkreis Tirschenreuth
Antikörperstudie der Uniklinik soll Erkenntnisse zu bislang unerkannten COVID19-Infektionen bringen

08.05.2020 | Stand 13.09.2023, 0:11 Uhr
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Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler hat es am Freitag, 8. Mai, in Regensburg auf den Punkt gebracht: „Corona hat die Welt verändert!“ Nun gelte es, das Coronavirus und die Erkrankung COVID19 zu verstehen, um die Verbreitung letztlich eindämmen zu können. Erkenntnisse zu bislang unerkannten COVID19-Infektionen soll nun eine Antikörperstudie bringen.

Regensburg. In Bayern ist der Landkreis Tirschenreuth besonders von Infektionen betroffen. Die Stadt Mitterteich, Heimatgemeinde des neu gewählten Tirschenreuther Landrates Roland Grillmeier war die erste Stadt in Bayern, die eine Ausgangssperre verhängte – noch bevor es bayernweite Regelungen gab. Die Zahl der Todesfälle ist hoch. Am Freitag, 8. Mai, meldet das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 1.117 positive Coronavirus-Befunde. 126 Todesfälle waren bislang zu verbuchen. Eine Studie soll nun Licht in das Dunkel des Infektionsgeschehens im Landkreis Tirschenreuth bringen.

„Prospektive Covid19-Kohorte Tirschenreuth“ (TiKoCo19), so lautet der Titel der Studie, die Wissenschaftsminister Bernd Sibler am Freitag an der Uniklinik in Regensburg vorgestellt hat. Mit einer Stichprobenanalyse von etwa 3.600 Blutproben wollen die Wissenschaftler der Uniklinik Regensburg und der Uniklinik Erlangen – allen voran Prof. Dr. Ralf Wagner aus Regensburg und Prof. Dr. Klaus Überla aus Erlangen – herausfinden, wie hoch die Dunkelziffer der Infektionen ist. Durch den Nachweis von virusspezifischen Antikörpern will man in Erfahrung bringe, wie viele Menschen sich im Landkreis Tirschenreuth mit dem Virus infiziert haben. Die Wissenschaftler vermuten nämlich, dass die Zahl an Infizierten deutlich über derjenigen liegt, die bislang durch den Virusnachweis ermittelt wurde. „Die Summe der Infizierten kann Aufschluss über die Immunität in der Bevölkerung geben, was wiederum Rückschlüsse auf die Ausbreitungsdynamik zulässt“, so die Idee.

Ab Ende Mai/Anfang Juni sollen 3.600 zufällig ausgewählte Bewohnerinnen und Bewohner ab sechs Jahren aus dem Landkreis Tirschenreuth getestet werden. Nach vier bis sechs Monaten werde ein zweiter und nach weiteren vier bis sechs Monaten ein dritter Test gemacht. Die zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger erhalten per Post ein Informationsschreiben, eine Einverständniserklärung und einen Kurzfragebogen. Der Landtagsabgeordnete Tobias Reiß und Landrat Roland Grillmeier sind überzeugt, dass viele Bürgerinnen und Bürger an der Studie teilnehmen werden. Reiß erhofft sich wichtige Erkenntnisse aus der Studie, „die Menschen werde sich beteiligen, wir wollen alle, dass dieses Forschungsprojekt ein Erfolg wird“. Landrat Grillmeier zeigte sich betroffen: „Der Virus verändert die Welt“, so der Tirschenreuther Landrat , er habe sich vor ein paar Woche noch vorstellen können, welche Rolle sein Landkreis bei dieser Veränderung spielen werde. In seiner Heimatgemeinde Mitterteich kenne jeder mindestens einen Betroffenen, viele kannten auch eines der Todesopfer. „Zamhalten“, das sei das Schlagwort in der Region gewesen, und nun wolle man auch gemeinsam dazu beitragen, dass durch die Studie wichtige Erkenntnisse über das Coronavirus erlangt werden können. Unterstützung erfahren die Mediziner durch das BRK, die die Blutentnahmestation betreuen wird. Finanziell greift der Freistaat in die Kasse: Er stellt 650.000 Euro zur Verfügung. Eine ähnliche Studie sei am Tropeninstitut in München bereits gestartet, berichtete Bernd Sibler. Er zeigte sich froh, dass das bayerische Gesundheitssystem in der Corona-Krise gut funktioniert habe und weiter funktioniere. Um das Virus einzudämmen, brauche es nun die Forschung. „Der Titel der Studie – TiKoCo19 – mag sich lustig anhören“, so Sibler, „aber wir erhoffen uns wertvolle Ergebnisse für Bayern, für Deutschland, für die Welt“.

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