Verantwortung
„Braune, hässliche, fürchterliche Zeiten“

15.02.2020 | Stand 13.09.2023, 1:48 Uhr
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„Wir tragen ein schweres Erbe“, so beschrieb die Präsidentin des Landgerichtes Regensburg, Sibylle Dworazik, am Donnerstag, 6. Februar, das, was aus dem Dritten Reich bis heute in die Justiz hineinwirkt.

Regensburg. Mit einer „ungewöhnlichen Veranstaltung“, so Dworazik will man dem juristischen Nachwuchs die Verantwortung näher bringen, die sich aus „braunen, hässlichen, fürchterlichen Zeiten“ für Richter, Staatsanwälte und Anwälte der heutigen Zeit ergebe. Anstoß zur Reihe in Regensburg hatte Dr. Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg, gegeben, der eine ähnliche Reihe auch schon in seinem Haus abgehalten hatte.

Dickert war extra nach Regensburg gekommen, um zu verdeutlichen, dass Juristen eine „Verantwortung in der Gesellschaft, eine Verantwortung für die Demokratie“ tragen. Man müsse auch aufpassen, wo heutzutage die Prinzipien ausgehebelt werden. Er nannte dabei Polen als Beispiel – „das war ein Rechtsstaat, jetzt ist es keiner mehr“.

Im ersten Teil der Reihe wurde am Donnerstag der Film „Leo und Claire“ gezeigt. Es ist die Geschichte des jüdischen Schuhhändlers Leo Katzenberger aus Nürnberg, der wegen eines Verhältnisses mit einer jungen Deutschen zum Tode verurteilt wird – wegen Rassenschande. Als der Film zu Ende ist und das Licht wieder angeht, spürt man die Anspannung im Raum. So haben sich Richter damals verhalten? Das wurde als Recht angesehen? Diese Fragen stellten sich viele im Raum.

Richter Oswald Rothaug sprach damals in Nürnberg das Urteil. Dessen Geschichte wiederum wurde im Hollywood-Filmklassiker „Das Urteil von Nürnberg“ aufgearbeitet.

Der nächste Termin der Reihe findet am Donnerstag, 19. März, statt. Dann beschäftigen sich die angehenden Juristen mit dem Buch „Furchtbare Juristen“.

Regensburg