Seenotfall
Besatzung des Rettungsschiffs „Alan Kurdi“ rettet 78 Menschenleben

25.01.2020 | Stand 04.08.2023, 3:45 Uhr
−Foto: n/a

Am Samstagmorgen, 25. Januar, wurde das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ des Regensburger Vereins „Sea-Eye“ über einen Seenotfall informiert. Die Organisation „Watch the Med – Alarmphone“ erhielt von den Menschen an Bord des Schlauchbootes einen Notruf und leitete diesen an das Rettungsschiff und die zuständigen Behörden weiter.

REGENSBURG Nach mehreren Stunden wurde das Boot gegen 9 Uhr gefunden. Zu dem Zeitpunkt drang bereits Wasser in das Schlauchboot ein, dessen Hülle aus dünnem Material, ähnlich einer Lkw-Plane bestand. Unter den 62 Geretteten befinden sich acht Frauen und sieben Kinder, das jüngste Kind ist gerade einmal sechs Monate alt.

Kurze Zeit nach der Rettung war ebenfalls ein Schiff der Küstenwache vor Ort und wies die „Alan Kurdi“ an, die libysche Such- und Rettungszone zu verlassen. „Die sogenannte libysche Küstenwache behandelt eine Such- und Rettungszone wie ein Territorialgewässer, bedrängt wiederholt zivile Rettungskräfte und erteilt unrechtmäßige Anweisungen. Diese Kompetenz steht ihnen überhaupt nicht zu und die von der EU unterstützten Milizen nehmen damit bewusst die Gefährdung von Menschenleben in Kauf“, sagt die Einsatzleitern Johanna Pohl von Bord des Schiffes.

Wenige Minuten nach der Rettung erreichte die „Alan Kurdi“ der Hilferuf eines Frachtschiffes, dass ein Boot in Seenot gesichtet hatte. Die „Alan Kurdi“ erreichte das mit 16 Personen besetzte Boot am frühen Nachmittag und evakuierte das seeuntüchtige Boot ebenfalls. Drei Personenwaren stark dehydriert und wurden an Bord sofort medizinisch behandelt.

Auch wenn die Zuweisung eines Hafens für Rettungsschiffe sich in den letzten Wochen gebessert hat, sei es noch zu früh, von einer Normalisierung der Seenotrettung nach völkerrechtlichen Standards zu sprechen. „Es ist eine seerechtliche Pflicht, die Menschen schnell an einen sicheren Ort bringen zu müssen. Auch wenn wir Ansätze eines Verteilungsmechanismus sehen, muss der Schutz der Menschen an oberster Stelle stehen. Die EU und alle ihre Mitgliedstaaten müssen Italien dabei unterstützen und sich im europäischen Sinne solidarisch verhalten. Das Mittelmeer darf kein schutzloser Raum bleiben“, sagt der Sprecher von „Sea-Eye“, Julian Pahlke.

Nach einer längeren Phase mit schlechtem Wetter und hohem Seegang machte sich die „Alan Kurdi am 17. Januar auf den Weg in Richtung Such-und-Einsatzgebiet. In den letzten Tagen patrouillierte das Schiff im zentralen Mittelmeer. Die deutsch-spanische Crew wird von Rettungskräften von „Sea-Eye“ und der spanischen Hilfsorganisation „Proem Aid“ gestellt.

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