Prozess
Anonymer Brief erreicht Joachim Wolbergs und seinen Anwalt – Insider mit schlechtem Gewissen?

13.11.2019 | Stand 13.09.2023, 0:56 Uhr
−Foto: Foto: ce

Macht sich da jetzt bei einem Insider der Polizei das schlechte Gewissen breit? Oder versucht ein Unbeteiligter zu „zündeln“, in dem er vielleicht sogar Unwahrheiten verbreitet? Diese Fragen stellt man sich seit Donnerstag, 7. November. Da nämlich legte Anwalt Peter Witting ein Schreiben vor, das sowohl ihn als auch seinen Mandanten Joachim Wolbergs erreicht hatte.

REGENSBURG Die Offenlegung seiner Identität könne sich negativ auf sein privates und berufliches Umfeld auswirken, so der Verfasser des Schreibens. Er sei aber nun gezwungen, die Informationen weiterzugeben. Ein ermittelnder Polizeibeamter im Fall Wolbergs soll folgendes gesagt haben: „Den (Wolbergs, Anmerkung der Redaktion) machen wir fertig!“ Die Richtung, in die die Ermittlungen gegen Joachim Wolbergs gehen sollten, sei damit vorgegeben gewesen. Der Verfasser regte den Vergleich der „Entwurfsakte“ mit der Akte an, die die Staatsanwaltschaft von der Polizei erhalten hat. Der Begriff „Entwurfsakte“ erzeugte dabei im Saal Stirnrunzeln, damit konnte keiner wirklich etwas anfangen. Witting reichte das Schreiben samt Originalumschlag zu den Akten des Gerichtes und regte an, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den im Schreiben genannten Polizeibeamten aufnimmt. Auch die Beschlagnahmung dieser ominösen „Entwurfsakte“ sei angezeigt. Nach einer kurzen Pause sagte die Staatsanwaltschaft zu, sie werde sich um den Sachverhalt kümmern.

Etwas in den Hintergrund geriet ob dieses anonymen Schreibens die Einlassung von Joachim Wolbergs, der sich ausführlich zu den einzelnen Vorwürfen, seinem Werdegang und zu seinen persönlichen Verhältnissen äußerte – und auch zu Dingen, die im aktuellen Fall laut Richtertisch weniger eine Rolle spielen. Doch Wolbergs äußerte sich, denn das Gericht solle „ein Gespür entwickeln, was da läuft“. Letztlich betonte Wolbergs, dass er sich nichts vorzuwerfen habe, dass er immer noch hier sitze, verdanke er der „Ignoranz der Ermittler“, die keinerlei Interesse gehabt hätten, herauszufinden, was wirklich passiert ist.

Der Prozess wird am Mittwoch, 13. November, fortgesetzt.

Regensburg