Strukturen einer Stadt kennenlernen
In Mini-Regensburg geben die Kleinen den Ton an

13.08.2019 | Stand 13.09.2023, 0:18 Uhr
−Foto: n/a

Erwachsene sieht man kaum, denn hier geben die Kinder den Ton an. Am Donnerstag, 8. August, besuchte Regensburgs Bürgermeister Jürgen Huber die Kinderspielstadt Mini-Regensburg. Denn da fanden die zweiten Wahlen zur Bürgermeisterin oder zum Bürgermeister sowie dem Stadtrat statt. „Ich bin ein bisschen neidisch“, sagt Jürgen Huber, als er auf der Showbühne von Mini-Regensburg steht. Denn im großen Regensburg sei es nicht immer ganz so schön wie hier. „Ich bin begeistert“, meint er.

REGENSBURG Mini-Regensburg ist ein Sommerferienprogramm der Stadt Regensburg, das alle zwei Jahre stattfindet. Das Organisationsteam besteht aus Mitarbeitern des Amts für kommunale Jugendarbeit, einigen Kooperationspartnern und Ehrenamtlichen. Im Jahr 2019 startete Mini-Regensburg am 29. Juli und dauert bis zum 14. August in der städtischen Sporthalle Nord. Teilnehmen können alle Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren.

Jetzt tritt der elfjährige Jannik auf die Bühne. Vergangene Woche ist er das Stadtoberhaupt gewesen. Denn Mitbestimmung ist in Mini-Regensburg besonders wichtig. Immer donnerstags finden die Neuwahlen statt. Diese Woche konnte Ida die meisten Stimmen sammeln. Stadtratssitzungen, Interviews und Begrüßungen sind nur ein paar der Aufgaben, die auf Ida zukommen werden. Selbstbewusst und wie selbstverständlich greift sie zum Mikrofon. „Ich finde es super, dass Ihr gewählt habt. Egal, wen!“, betont sie. Wie Demokratie funktioniert, scheinen die Kinder verstanden zu haben. Jürgen Huber gratuliert auch dem Stadtrat. „Denn der ist genauso wichtig für die Entscheidungen der Bürgermeisterin. Wie im echten Regensburg“, erklärt er.

Wie im echten Regensburg hat auch hier jeder eine Aufgabe in der Stadtgesellschaft. „Ich habe schon bei der Post und im Krankenhaus gearbeitet“, erzählt eine Mini-Ärztin. „Im Krankenhaus gibt es einen Sehtest und wir verarzten die Kuscheltiere.“ Die Jobs vergibt das Arbeitsamt. Mit den verdienten „Ratislern“, der Währung in Mini-Regensburg, können die Kinder ins Kino oder ins Kaufhaus gehen. „Ich habe mir von meinem heute verdienten Geld Traubenzucker bei der Apotheke geholt“, fügt die Mini-Ärztin hinzu. Andere beliebte Arbeitsstellen sind das Kulturamt oder das Marketingbüro. Das Umweltamt sammelt und trennt den Müll. So werden die Kinder für die aktuellen Themen der Zeit sensibilisiert. Für Recht und Ordnung sorgt auch in Mini-Regensburg die Polizei. Pflichtbewusst laufen die Mini-Polizisten mit blauen Westen durch die Spielstadt. „Wo ist Ihr Elternvisum?“, fragt einer streng. Denn Erwachsene dürfen nicht in das Spiel eingreifen. Ihr Visum müssen sie sich bei der Stadtinfo ausstellen lassen. „Wir gehen auf Streife, schlichten Streit und haben Innendienst“, sagt ein zweiter Polizist. „Vor Kurzem wurde sogar eine Kasse geklaut“, erzählt seine Kollegin. „Ich kann mir vorstellen, später wirklich einmal bei der Polizei zu arbeiten“, sagt eine elfjährige Mini-Polizistin. Auch an rasenden Reportern fehlt es in Mini-Regensburg nicht. Mitarbeiter der „Mini-MZ“ sind immer auf der Suche nach einer neuen Story, die sie in ihrer Zeitung veröffentlichen können. Eine der wichtigsten Institutionen ist das Rathaus. Hier kann man heiraten oder zum Vollbürger werden. Denn nur die dürfen sich zur Wahl aufstellen lassen. Um Vollbürger werden zu können, müssen die Kinder vier Arbeitseinheiten und drei Studieneinheiten an der Mini-Uni nachweisen können. Danach wird eine Prüfung abgelegt.

Mini-Regensburg ist mehr als nur ein Spiel. Das Programm bringt den Kindern die Strukturen einer Stadt näher, zeigt ihnen, wie wichtig Verantwortung ist. „Beim nächsten Mini-Regensburg bin ich auf jeden Fall wieder dabei“, freut sich eine Teilnehmerin. Und wer weiß, vielleicht sitzt der ein oder andere Mini-Regensburger in einigen Jahren im Stadtrat oder arbeitet bei „der richtigen Presse“ und gestaltet das Leben der Stadt Regensburg aktiv mit.

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