Kurioser Fall
Senioren-Paar soll Gebühren zahlen – weil ihr Bestatter in Insolvenz gegangen ist!

20.02.2019 | Stand 13.09.2023, 0:41 Uhr
−Foto: n/a

Ein Ehepaar hat die letzten Dinge mit einem Vorsorgevertrag abgesichert. Doch jetzt kam der Schock: Der Bestatter ihres Vertrauens ist pleite. Was tun?

REGENSBURG/HEMAU Das Ehepaar Josefa und Fritz Meier (Name geändert, der Redaktion bekannt) traf es wie ein Schlag: Am 3. Dezember 2018 landete ein Einwurf-Einschreiben in ihrem Postkasten. Noch nie hatten die Meiers ein Rechtsanwaltsschreiben bekommen, sie waren besorgt, beide sind über 80. Was darin stand, erschütterte sie aber noch mehr: Ihnen wurde mitgeteilt, dass der Bestatter ihres Vertrauens in Insolvenz gegangen war. Und dass nun das Krematorium in Hemau für ihren Vorsorgevertrag zuständig sei. Denn die zuständige Krematoriums-GmbH hat die Verträge aus der Insolvenzmasse aufgekauft. Die Rechtsanwälte wiesen die Meiers darauf hin, dass sie eine Erlaubnis brauchten, um Adressen und alle weiteren Daten weiterzuleiten – von den Rechnern des Bestatter-Computers in Regensburg nach Hemau. Der Sohn der Meiers ist empört. „Meine Eltern haben mit dem Bestatter einen Vorsorgevertrag geschlossen“, erzählt der Regensburger. 2016 überwiesen sie jeweils 5.200 Euro für Josefa und Fritz auf ein Sparkassen-Konto, insgesamt also etwas mehr als 10.400 Euro. Im Falle ihres Ablebens sollte alles geregelt sein, damit der Sohn keine weiteren finanziellen Verpflichtungen hat. In dem Vertrag, der unserer Zeitung vorliegt, sind die letzten Dinge geregelt:

Eine Schmuckurne für 350 Euro, das Ankleiden und das Einsargen für 98 Euro, der Sterbealtar und die Sargwäsche für 146 Euro beispielsweise. Das Sargmodell in Kiefernholz kostet 499 Euro. Sogar die Sterbebilder – 250 Stück mit Foto – sind für 233 Euro eingepreist.

Ein Krematorium hat die Verträge aufgekauft

Doch jetzt soll das Krematorium in Hemau den Vertrag übernehmen – die Meiers aber wollen das nicht. „Das Krematorium in Hemau darf gar nicht als Bestatter auftreten“, ist sich Meier sicher. Seine Eltern kündigten den Vertrag und wollten ihre Sparbücher zurück. Eigentlich ein einfacher Vorgang - doch der kommt die Meiers teuer zu stehen. Pro Vertrag schickte das Krematorium nämlich jetzt eine Rechnung über jeweils 220 Euro plus Mehrwertsteuer – 524 Euro sollten die Meiers zahlen. „So setzt man ältere Leute unter Druck“, sagt ihr Sohn. Ganz anders sieht das Andreas Fien, der Generaldirektor des Krematoriums. „Da wir die Vorsorgeverträge mit allen Rechten, aber auch Pflichten übernommen haben, gelten auch weitere Vertragsbestandteile“, so Fien. „Fünf Prozent der Vertragssumme wurden vom jetzt insolventen Bestatter als Bearbeitungsgebühren im Kündigungsfall erhoben“, sagt Fien. „Dies ist gerechtfertigt.“

Die Meiers sind entsetzt, dass sie der Tod jetzt Geld kosten soll, noch bevor er eintritt. Dennoch: Sie bleiben bei der Kündigung.

Regensburg