Mietkarussell
Nichts ist unbeständiger als der Handel in Regensburgs Altstadt

15.01.2019 | Stand 13.09.2023, 1:47 Uhr
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Immer höhere Mieten treiben Händler zu Alternativen – doch die gibt es auch, wie etwa der Auszug des Feinkosthändlers Sarik belegt. Doch Sarik ist nicht der einzige aktuelle Fall.

REGENSBURG „Nichts ist unbeständiger als der Handel“ könnte man derzeit in Regensburg sagen. Der stationäre Einzelhandel ist in Bewegung geraten. Das merken die Regensburger, denn gerade Traditionsgeschäfte fallen auf, wenn sie nicht mehr da sind. Doch einige dieser Geschäfte reagieren zwar auf die immer weiter steigenden Mieten für Gewerbeeinheiten in der Regensburger Altstadt – sie finden aber Alternativen. Augenfälligstes Beispiel ist der Gemüsehändler Haritun Sarik. Viele kennen den schönen Laden von Sarik seit vielen Jahren. Der Familienbetrieb des ehemaligen Stadtrates am Kassiansplatz ist so zentral, dass man oft daran vorbei geht. Kurz nach Neujahr dann das: Sarik kündigte die Schließung seines Geschäfts an. In großen Lettern steht am Laden derzeit folgende Botschaft an die Kunden: „Wir schließen zum 26.01.19“. Weiter heißt es: „Aus Gründen, die wir nicht beeinflussen können, ist es uns leider nicht mehr möglich, die immer weiter steigenden Mieten für diese Größe eines Ladens zu erwirtschaften“, so die Botschaft der Familie, „so dass wir uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen haben, uns zumindest räumlich zu verkleinern, um unseren Kunden auch weiterhin beratend in Sachen Feinkost zur Verfügung zu stehen.“

Sarik hat sich offenbar eine Alternative gesucht – bereits seit Langem standen die Gemüsekisten auch an der nur wenige Meter gegenüberliegenden Häuserzeile. Dort ist der Stift St. Johann Hausherr. Und hier eröffnet der Feinkostladen wieder – „Für unsere Kunden bleibt alles beim Alten, da wir in unsere früheren Geschäftsräume gleich gegenüber ziehen werden“, heißt es weiter von der Familie Sarik.

Doch der Gemüsehändler ist nicht der einzige Geschäftsmann, der die Miet-Spirale nicht mehr mitmacht. Weiteres Beispiel ist ein Leerstand in der Ludwigstraße. Dort hatte das „Ludwig 3“ nicht nur seinen Sitz, es nannte sich auch so wie die Adresse. Direkt neben dem noblen Juwelier Mühlbacher sorgte das „Ludwig 3“ für eine nachhaltige Garderobe – Stammkunde ist beispielsweise der Grüne Bürgermeister Jürgen Huber. Doch seit Jahreswechsel steht die große Ladeneinheit leer. Als Zwischenmieter war der Bekleider „Maerz München“ mit einem Sonderverkauf eingezogen. „Provisionsfrei zu vermieten“, steht nun an der Ladeneinheit in der Ludwigstraße. Vermieter ist die Bischöfliche Administration, seitdem das Fürstenhaus die Immobilie vor einigen Jahren verkaufte. Verschwunden ist das „Ludwig 3“ allerdings nicht – vielmehr hat die Bio-Boutique wenige Meter entfernt in der Glockengasse neu aufgemacht. Jetzt hat man zwar nicht mehr den Juwelier Mühlbacher als Nachbarn, dafür aber mit Bürsten Ernst eines der traditionsreichsten Einzelhandelsgeschäfte in der Altstadt. Und die neue Ladeneinheit hat definitiv einen Berliner Schick, wirkt großstädtische und edel. Kein Wunder – eingezogen ist das „Ludwig 3“ in ein hochwertig saniertes Altstadthaus. Gerade stationäre Ladeneinheiten werden für viele Geschäftsleute aufgrund der hohen Mieten zunehmend zur Belastung. Noch ein Beispiel lässt aufhorchen: Bürsten Aichinger ist ein alteingesessenes Geschäft etwas abseits vom Rummel in der Altstadt. In der Marschallstraße gegenüber der Regierung hat die Firma bis zum Jahreswechsel noch gute Bürstenware angeboten. Jetzt ist der Laden dicht, doch die Firma gibt es noch. „Die Firma Bürsten-Aichinger besteht allerdings weiter, wir konzentrieren uns künftig auf den Großhandel“, heißt es auf einem Schild an der Eingangstür.

„Nichts ist beständiger als der Wandel“, sagt der Volksmund. Der Handel indes wird in Regensburg zunehmend unbeständig.

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