Audi-Akademiker unerwünscht
Zu besserwisserisch! Handwerker schließt Ingenieure und Professoren als Kunden aus!

05.01.2019 | Stand 13.09.2023, 1:45 Uhr
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Die Geschichte klingt unglaublich, sie hat aber einen ernsten Kern: In Riedenburg weigert sich ein Handwerker, Ingenieure, Professoren und anderes Führungspersonal von Audi als Kunden zu akzeptieren. Die Fälle, die ihn dazu brachten, sind kurios. Erstmals hatte der in Ingolstadt erscheinende Donaukurier darüber berichtet.

REGENSBURG-RIEDENBURG Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen Dienstleister Menschengruppen ausschließen. Oft ist das öffentliche Aufsehen groß, denn manchmal handelt es sich beispielsweise um ausländische Mitbürger, denen pauschal keine Wohnung oder keine Arbeitsstelle vermittelt wird. Doch dieser Fall ist nicht nur kurios, die betroffene Gruppe ist zudem eher nicht dafür bekannt, keine Lobby zu haben: Es handelt sich dabei ausschließlich um bestens verdienende Akademiker. Doch Handwerksmeister Michael Schmiedl aus Riedenburg will dieses Klientel nicht mehr als seine Kundschaft haben, und wenn sie noch so solvent ist. Der Grund: Unverbesserliche Besserwisserei, wie der Donaukurier aus Ingolstadt berichtet.

Quelle des Ausschlussverfahrens: Auf seiner Internetseite hat der Profi-Handwerker für Fliesen sogar ein Bild mit Tine Wittler veröffentlicht, der TV-Moderatorin, die für ihr Sanierungs-Format im Fernsehen bekannt wurde. Schmiedl hatte in der TV-Sendung sogar mitgearbeitet.

Doch seine Handwerkskünste will er nicht jedem zur Verfügung stellen. „Wie jeder andere Handwerksbetrieb auch, haben wir in der Vergangenheit was Zahlungsmoral und Problemkunden betrifft unsere Erfahrungen gesammelt“; heißt es auf Schmiedls Homepage unter dem Reiter „Ausschluss“. „Wir möchten zufriedene Kunden die uns gerne weiterempfehlen, und auch unsere Arbeit schätzen. Deshalb haben wir nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten im Oktober 2016 eine Ausschlussliste erstellt. Seit diese ausnahmslos angewandt wird, ist die Anzahl von Zahlungsausfällen drastisch gesunken“, so Schmiedl weiter. „Wir arbeiten nicht für Ingenieure, Doktoranden und Professoren der Firmen Audi und Siemens. Sollten sie zu o.g. Personengruppe gehören, sparen Sie sich (und uns) das Verfassen von E-Mails. Ausschluss bedeutet Ausschluss“, heißt es dort.

Eigentlich handelt es sich ja um solvente Kundschaft. Warum also der Ausschluss? „Ich habe aber keine andere Lösung mehr gesehen. Viele andere Handwerker sehen das genauso, es traut sich nur keiner so offen auszusprechen wie ich“, sagt der Firmenchef dem Donaukurier.  Dem Donaukurier erzählte Schmiedl, wie es zu dem eigenwilligen Ausschluss kam. Die Beispiele sind frappierend und sagen viel darüber aus, was sich Handwerker heutzutage alles anhören dürfen.

So habe ein Audi-Ingenieur einmal darauf bestanden, dass die bestellten Fliesen 30 mal 60 Zentimeter sein müssten, dabei sind diese 29,5 mal 59,5 Zentimeter zurechtgeschnitten. Dass die Fugen mit eingerechnet sind, wollte der Ingenieur nicht recht glauben. Er gab laut Donaukurier ein Normgutachten in Auftrag. Ein Kollege von ihm klagte, weil eine Naturstein-Juratreppe kein regelmäßiges Muster aufwies. Dabei sei das eben Naturmaterial, so Schmiedl. Der Kläger verlor übrigens. Weitere Mitarbeiter der Firma Audi hätten eine nicht exakt parallele verputzte Wand eingeklagt, ein anderer hatte Schmiedl bei Audi einen Plan vorgelegt, an dem jede einzelne Fliese eingezeichnet war, den er bei Audi gefertigt hatte. „Der war nur leider nicht umsetzbar“, so Schmiedl.

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