Das Internet kocht
Toblerone ist jetzt „halal“ – der Untergang der Abendlandsschokolade?

18.12.2018 | Stand 13.09.2023, 0:22 Uhr
−Foto: n/a

Toblerone soll jetzt „halal“ sein, also auch für Muslime zum verzehr geeignet. Und das angeblich ganz ohne Änderung auch nur einer Zutat. Im Internet vermutet man bereits die islamische Unterwanderung der Schokolade. Dabei werden immer mehr Lebensmittel mit dem Prädikat versehen – was ist schon dabei?

DEUTSCHLAND Diese Nachricht erschüttert wieder mal einschlägige Kreise, die im Internet schon den Untergang des Abendlandes herbeischreiben. Oder ist es gar der Untergang der Abendlandsschokolade? Die Nachricht, dass die schweizer Schokolade Toblerone angeblich „halal“ sein soll, also zum Verzehr für Muslime geeignet, hat für einige Erschütterung in einschlägigen Kreisen geführt. Denn wie kaum eine andere Schokolade kommt die Toblerone mit dem Gefühl von Heimat daher: Die spitzen Schokostücke symbolisieren das Matterhorn, den Hausberg der Schweiz. Und jetzt das: Toblerone kann wohl jetzt auch in Mekka und Medina verkauft werden, denn sie ist „halal“. Sagt man zumindest. Ob es stimmt, ist zudem fraglich.

Wie kompliziert religiöse Speisevorschriften sein können, das macht Aiman Mayzek deutlich, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Im Interview mit dem Stern sagt Mayzek dies: „Mich würde vor allem interessieren, wer genau die Zertifizierung vorgenommen hat und ob die Schokolade wirklich als halal zertifiziert wurde. Es gibt da nämlich unterschiedliche Ansätze. Die Auslegung variiert ja auch je nach Produkt. Nehmen wir das Beispiel Schweinegelatine. Für einen Teil ist das essbar, weil es vollständig seinen Aggregatzustand ändert bei der Herstellung, nach anderen Ansichten gilt dies jedoch nicht. Man sollte bei Halal-Siegeln immer sehr genau hinschauen, wer welches Siegel unter welchen Auslegungen vergibt. Ähnlich verläuft die Diskussion, wenn es um die Reinigung mit der Bestandteile oder der Verpackung mit Alkohol geht. Für manche gläubige Muslime ist auch das in Ordnung, da der Alkohol nach einer bestimmten Zeit ja verfliegt. Andere lehnen das komplett ab.“

Übrigens haben die muslimischen Speisevorschriften nicht nur religiösen Charakter, sie sind auch oft gut für das Tierwohl. Mayzek dazu: „Grundsätzlich kann man sagen, dass Produkte, die aus Tierquälerei gewonnen wurden, nach dem muslimischen Reinheitsgebot nicht statthaft sind.“

Dabei ist nicht nur Toblerone mittlerweile halal. Auch andere beliebte Speisen kommen zwischenzeitlich ganz ohne Schweinefleisch-Anteil aus. Der Grund: Islamische Länder sind oft Wachstumstreiber der westlichen Lebensmittelindustrie. Es geht also ums Geld, wenn man ein Produkt auch in Ländern verbreiten will, in dem der Großteil der Bevölkerung religiöse Speisevorschriften einhält. In Deutschland gehören beispielsweise Haribo, Snickers, Mars und Kellog’s zu den Lebensmitteln, die „halal“ produziert werden. Und auch die deutsche PHW-Gruppe exportiert ihre Wiesenhof-Hähnchen in arabische Staaten.

Zu Deutsch: Es geht den Lebensmittelproduzenten keineswegs um Toleranz. Es geht um den schnöden Mammon.

Regensburg