Umweltministerium ist alarmiert
Vorfall in Niedersachsen – hat ein Wolf einen Menschen angegriffen?

30.11.2018 | Stand 13.09.2023, 0:22 Uhr
−Foto: Foto: Edwin Butter/123rf.com

Im Jahr 2007 sind die ersten Wölfe aus Ostdeutschland und Westpolen nach Niedersachsen eingewandert. Seit Mitte 2015 beschäftigt sich das Wolfsbüro im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Lüsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Thematik. Aktuell wird dort ein Fall bearbeitet, der bundesweit Aufsehen erregt hat.

LANDKREIS ROTENBURG/NIEDERSACHSEN Am Dienstag, 28. November, sei es in der Gemeinde Bülstedt im Landkreis Rotenburg zu einem Übergriff eines Wolfes auf einen Menschen gekommen. Ein Arbeiter sei bei Pflegearbeiten auf einem Friedhof von einem Wolf gebissen worden, drei weitere Wölfe hätten dies beobachtet.

Die Meldung der Polizei dazu liest sich so: „Am Dienstagvormittag ist ein 55-jähriger Arbeiter der Gemeinde Bülstedt im Landkreis Rotenburg während der Pflege der Grünanlage am Friedhof in Steinfeld von einem Wolf gebissen worden. Der Mann habe während seiner Arbeiten am Zaun gekniet und mit seiner Hand nach hinten gefasst. Plötzlich stellte er fest, dass sie scheinbar von hinten gehalten wurde. Er blickte sich um und erkannte einen Wolf, der nach seiner Hand geschnappt hatte. Drei weitere Wölfe eines Rudels hätten die Aktion mit etwas Abstand beobachtet. Der 55-Jährige habe sich befreien und die Wölfe vertreiben können. Später habe sich der Mann mit leichten Verletzungen an seiner Hand in ärztliche Behandlung begeben.“

Sollte es sich bewahrheiten, dass der Mann von einem Wolf gebissen worden ist, so wäre dies der erste Angriff eines Wolfes auf den Menschen in Deutschland seit der Wiedereinwanderung der Tiere im Jahr 2000. Alle angeblichen Fälle, die seitdem gemeldet wurden, haben sich im Nachhinein als Angriffe von Hunden herausgestellt.

Nun soll eine DNA-Probe klären, ob es sich bei dem Tier wirklich um einen Wolf gehandelt hat, diese wird im Senckenberg-Institut bei Frankfurt untersucht.

Im Umweltministerium ist man alarmiert, dort hat man sich nun auch in den Fall eingeschalte, „zwei Mitarbeiterinnen des Wolfsbüros zur Sachverhaltsaufklärung nach Bülstedt geschickt“. Die DNA-Analyse wurd als „Eilprobe beauftragt“, um schnell eine Antwort zu bekommen: „Es wurden Tier-Haarproben, der Pullover des Melders und der Hammer, mit dem der mutmaßliche Wolf abgewehrt wurde, sichergestellt“, so das Ministerium. Erste Ergebnisse werden für kommende Woche erwartet.

Was passiert, wenn es sich wirklich um den Biss eines Wolfes gehandelt hat, steht laut Ministerium bereits fest: „Umweltminister Olaf Lies hat bereits Gespräche mit dem Ortsbürgermeister der Gemeinde Bülstedt, dem der Vorfall vom behandelnden Arzt heute gemeldet wurde, und dem Landrat des Landkreises Rotenburg geführt. Sollte sich durch die entnommenen DNA-Proben bestätigen, was derzeit nicht erwiesen ist, dass es sich bei dem Biss tatsächlich um einen Wolfsbiss handelt, muss das Tier im Rahmen einer Maßnahme zur Gefahrenabwehr so schnell wie möglich getötet werden. Für diesen Fall hat das Umweltministerium bereits jetzt auf Leitungsebene Kontakt mit dem Innenministerium aufgenommen“, heißt es aus dem Ministerium. „Ich nehme die Situation sehr ernst und bin mit allen zuständigen Personen im Gespräch. Dennoch nützt es nichts, jetzt in Panik zu verfallen - zunächst gilt es, den Sachverhalt sauber aufzuklären, um dann handlungsfähig zu sein, sollte sich der Verdacht bestätigen, dass es sich um einen Wolfsbiss handelt.“

Regensburg