Unfassbare Zustände
Kein Strom, dafür Ratten – das ist ein Slum mitten in Regensburg!

12.06.2018 | Stand 13.09.2023, 0:20 Uhr
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Kein Strom, dafür aber Ratten! Was uns Bewohner der Liebigstraße in Regensburg zeigen, ist eine Schande für eine so reiche Stadt!

REGENSBURG Das ist ja wie in einem Slum! Mitten in Regensburg, im angeblich aufgewerteten Stadtosten, steht ein Horror-Haus – 15 Familien sind seit vergangener Woche ohne Strom! Direkt neben der Probebühne des Theaters Regensburg, deren Pacht gekündigt wurde, wohnen etwa 100 Menschen, vorwiegend aus Bulgarien und anderen osteuropäischen Ländern, unter menschenunwürdigen Bedingungen. „Hier leben viele Kinder, wir haben nicht mal mehr warmes Wasser, jetzt können wir nicht mal mehr Wasser aufkochen!“, sagt eine entsetzte Mutter, die ihr Baby in Händen hält. Traurig schauen die älteren Geschwister zur Mutter hoch. Eine zuckerkranke, fast blinde Frau ist ebenfalls verzweifelt: Wie soll es weitergehen? Wo kann sie hin? Und vor allem: Wie kann all das passieren?

Als der Besitzer des Hauses in der Liebigstraße 8 und 8a starb, gerät die abgewirtschaftete Immobilie in eine Insolvenzmasse. Jetzt steht die Versteigerung bevor. Am 17. Juli soll am Amtsgericht Regensburg sowohl das Haus in der Liebigstraße als auch in der Liebigstraße 8a versteigert werden. Unter den Hammer kommt das zweigeschossige Bürogebäude samt Werkstattanbau aus dem Jahr 1973 sowie die ehemalige Squash-Anlage mit An- und Zwischenbauten aus dem Jahr 1980. Wie wahnsinnig der Regensburger Mietmarkt derzeit ist, das kann wohl Mariusz Partynski bezeugen. Der gebürtige Pole lebt hier seit acht Jahren. Für die Bruchbude, in der das Wasser von den Wänden fließt, zahlte er 350 Euro kalt plus 120 Euro Nebenkosten – für 34 Quadratmeter! Jetzt hat er sogar fließendes Wasser – allerdings von der Decke! Wenn es regnet, verwandelt sich Partynskis Wohnung in eine Dusche!

Beim Sozialamt kann man den Bewohnern der beiden Gebäude nicht weiter helfen. Letzte Woche taten sich einige der Bewohner im Horror-Haus zusammen, schlugen mit etwa 15 Personen am Amtsgericht auf. „Es kann nicht sein, dass niemand etwas tut!“, ruft eine Bewohnerin.

Doch dort machte man ihnen klar, dass sie die Adressen aller Erben bräuchten, auch ihre Namen – und die haben sie nicht. In einem Rechtsstaat wie Deutschland muss man eben Klage einreichen. Dazu aber muss die Klage zustellbar sein.

„Wo sollen wir denn hinziehen?“

Auf den Hinweis des Wochenblatts, man solle doch einfach mal die eigenen EU-Pässe wegwerfen und Asyl beantragen, reagierte man mit Achselzucken. „Dann müsste man uns wenigstens helfen – aber so sind wir doch allen nur egal!“ Der Slum in der Boomtown Regensburg – er wird wohl noch ein paar Monate weiter existieren. Bis ein Bauunternehmer kommt und alles einfach wegreißt. „Wo sollen wir dann hin? Haben Sie schonmal versucht, in Regensburg eine Wohnung zu bekommen?“ Wir haben mit dem früheren Zwangsverwalter gesprochen, aber der darf „nichts dazu sagen!“ Die Situation ist verfahren – die Bewohner sind verzweifelt.

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