Neue Heimat
Gorilla-Dame „Bagira“ zieht von München in den Zoo Saarbrücken

25.01.2018 | Stand 24.07.2023, 15:47 Uhr
−Foto: n/a

Die beiden Gorilla-Jungs „Tano“ und „Okanda“ leben ab sofort dauerhaft mit den Gorilla-Damen im Tierpark Hellabrun zusammen. Gorilla-Weibchen „Bagira“, die bisher als „Chefin“ der Gruppe in der Rolle des Silberrückens eine Vergesellschaftung von “Tano“ und „Okand“a mit den anderen Gorillas erschwert hat, ist in den Zoo Saarbrücken gezogen.

MÜNCHEN Besonders „Nafi“ hat es „Tano“ und „Okanda“ als fast gleichaltrige Spielgefährtin angetan, aber auch mit den anderen Gorilla-Damen verstehen sich die beiden sechsjährigen Gorilla-Männchen sehr gut. Nur „Bagira“, die nach dem Tod von Silberrücken „Roututu“ 2014 die Rolle der Anführerin des Silberrückens übernahm, hatte wenig Sympathie für die Junggorillas übrig. „Die Tiere konnten sich über mehrere Monate hinweg stundenweise kennenlernen – anfangs auch mit „Bagira“. Doch „Bagira“ sah „Tano“ und „Okanda“ mehr als Konkurrenten denn als neue Familienmitglieder, was nicht nur zu Streitereien zwischen den Tieren führte, sondern „Bagira“ in ihrer Position auch unnötigem Stress aussetzte“, erklärt Tierpark-Direktor Rasem Baban.

Um „Tano“ und „Okanda“ auch dauerhaft in die Gruppe integrieren zu können und einem der beiden Männchen die Möglichkeit zu geben, sich zum Silberrücken zu entwickeln, beschloss die zoologische Abteilung des Tierparks gemeinsam mit den Tierpflegern und dem EEP-Koordinator für Gorillas, Bagira an den Zoo Saarbrücken abzugeben. „Dort kann sich ,Bagira‘ nun in einer Gruppe um den erfahrenen Gorilla-Mann ,Pesco‘ eingewöhnen und sich wieder ganz in ihre Rolle als Weibchen einordnen“, so Baban. Denn auch für die Gorilla-Dame war die Position in der Hellabrunner Gruppe nicht immer einfach. Für Tochter „Nafi“, geboren 2013, ist die Trennung übrigens kein Problem. Sie hat sich inzwischen von Mama „Bagira“ entwöhnt und hat nun die Chance, sich eigenständig in der Gorilla-Gruppe einzugliedern.

Auch in ihrem natürlichen Lebensraum leben Westliche Flachlandgorillas in Gruppen zusammen. Gemeinhin ist in jeder Gruppe ein ausgewachsenes Silberrücken-Männchen vorhanden, welches die dominante Rolle übernimmt und sich als einziges Männchen fortpflanzt. Mehrere Weibchen samt ihrem Nachwuchs und meist auch ein oder mehrere heranwachsende Männchen, auch Schwarzrücken genannt, ergänzen die Gruppe. Im Gegensatz zu vielen anderen Primaten verlassen bei den Gorillas nicht nur die Männchen, sondern oftmals auch die Weibchen ihre Geburtsgruppe beim Erwachsenwerden.

Der Transport von „Bagira“ am Mittwoch, 24. Januar, verlief ruhig und entspannt. Mit dabei ist auch ein Tierpfleger aus Hellabrunn, der gemeinsam mit „Bagira“ die ersten Tage in ihrer neuen Heimat Saarbrücken verbringen wird. Ein Tierpfleger aus dem Zoo Saarbrücken war bereits seit einigen Tagen in Hellabrunn, um sich mit „Bagira“ vertraut zu machen.

„Tano“ und „Okanda“ werden in den nächsten Wochen nach wie vor ihre Anlage als Rückzugsmöglichkeit für sich haben. Später werden alle Tiere beide Anlagen nutzen können. Die beiden Gorillas wohnen seit April 2015 im Tierpark Hellabrunn. Zuvor waren die beiden verwaisten Junggorillas in der Stuttgarter Wilhelma aufgezogen worden. „Tano“, der im November 2011 im Zoo Prag geboren wurde, war im Alter von einer Woche in die Wilhelma gekommen, weil seine Mutter „Bikira“ ihn nicht annahm. „Okanda“ kam im April 2011 im Zoo Twycross (England) auf die Welt. Obwohl seine Mutter „Ozal“a ihn säugte, wurde er zusehends schwächer, sodass man ihn im Januar 2012 in die Wilhelma brachte.

Westliche Flachlandgorillas leben ursprünglich in Regenwäldern und Sumpfgebieten im westlichen Zentralafrika. Die Tiere gelten als vom Aussterben bedroht. Weltweit gibt es nur noch etwa 95.000 Flachlandgorillas. Die Lage bei den Berggorillas gilt als noch dramatischer, hier gehen Biologen nur noch von wenigen Hundert Exemplaren aus. Gorillas sind die größten Menschenaffen, die heute auf der Erde leben. Männchen können mit bis zu 180 Kilogramm und einer Körpergröße von bis zu 1,70 Meter deutlich größer und schwerer als Weibchen werden. Weibchen erreichen ein Gewicht von rund 100 Kilogramm.

Neben „Tano“, „Okando“ und „Nafi“ leben aktuell noch „Neema“ (30) und „Sonja“ (28) im Hellabrunner Urwaldhaus.

Regensburg